Docs Kolumne
Dr. Michael Willhardt betreibt eine PR-Agentur in Duisburg und ist dem Unternehmen Claytec seit vielen Jahren verbunden – als Kommunikations-Spezialist und als Freund des Firmengründers Peter Breidenbach. Im Duisburger Stadtteil Hochfeld, in dem Willhardt lebt und arbeitet, engagiert er sich seit langem in der Stadtteilarbeit.
In „Docs Kolumne“ stellt Willhardt besondere Produkte, Typen und Projekte aus dem weiten Feld des Bauens mit Lehm vor. Dabei bewegt er sich bisweilen auch abseites der Pfade seriöser PR-Arbeit: Hier im Clayblog nutzt er die Möglichkeit, seine Leidenschaft als bedingungsloser Lehmbau-Fanboy auszuleben.
In meiner heutigen Kolumne möchte ich das Hohelied auf Lehm aus dem Blickwinkel eines sehr profanen Problems beleuchten: Der Sanierung von Dübellöchern. Auch hier zeigt sich der Baustoff von einer ganz besonderen Seite, weil man nicht im Keller nach Werkzeug suchen muss. Utensilien aus Küchenschrank und Schublade dienen dem Zweck, ein Löffel, eine Schale, ein Tortenheber und der Spülschwamm.
Werkzeug unserer Wahl : was die Küche hergibt plus Kombizange
In meinem Vorratsschrank steht immer eine Dose meines Lieblingslehmproduktes Lehm-Fugenfüller für alle Fälle bereit. Und daneben findet sich eine kleine Menge der überwiegend verwendeten Charge des YOSIMA Lehm-Designputzes in weiß. Falls übrigens im Eifer des Gefechtes jemand beim Kochen das Mehl mit dem Lehmputz verwechseln sollte – das Gebäck wird geschmacklich zu wünschen übrig lassen. Darüber hinaus ist der Verzehr von Lehmprodukten unbedenklich.
Lehmputze sind einfach zu renovieren
Lehmputze erreichen ein beachtliches Alter. Nicht nur in Japan, wo Lehmputze eine lange Tradition haben, überdauern sie Jahrhunderte. Farbige oder braune Lehmputze behalten über Jahrzehnte ihre natürliche Schönheit. Und wenn doch einmal ein Schaden entsteht, sind Reparaturen wegen der Wasserlöslichkeit sehr gut möglich, selbst mit dem historischen Material. Claytec hat als Handwerksbetrieb oft jahrhunderte alten Strohlehm mit Wasser neu angesetzt und wieder eingebaut.
Bei der Reparatur von Dübellöchern haben wir ein renommiertes Vorbild: Im Kölner Kolumba Museum wurden alle Wände im Ausstellungsbereich mit dem eigens für das Haus gemischten Lehmdesignputz YOSIMA im Farbton Kolumbagrau verputzt. Die Exponate der Wechselausstellungen werden unmittelbar auf der Wand befestigt. Die entstehenden Dübellöcher und kleine Schäden werden vor jeder neuen Hängung restauriert. Das ist spurlos möglich, davon kann sich jeder Besucher überzeugen. Der Experte der Haustechnik im Museum nimmt vermutlich nicht Muttis Besteck, jedoch im Verfahren ist das Vorgehen vergleichbar.
1
Für den Hausgebrauch und für kleine Ausbesserungen etwa von Dübel- oder Nagellöchern oder wenn die Putzfrau eine Ecke mit dem Staubsauger touchiert hat, rührt man eine entsprechend kleine Menge der Lehmmischung an, die in trockener Form unbegrenzt haltbar ist (1).
2
In unserer Fotodokumentation sehen wir, zunächst wurden die Bilderhaken mit einer Kombizange aus der Wand geschraubt und die Dübel vorsichtig versenkt (2). Dann wurden die Bleistiftstriche mit dem trockenen Schwamm abgerieben(3).
3
4
Das Bohrloch haben wir mit pastos angesetztem Lehm-Fugenfüller bis knapp unter die Wandoberfläche verfüllt und dazu eine Kuchenspritze benutzt (5). Alternativ können solche Vorbereitungen auch von Hand erfolgen, indem man kleine Mengen des Fugenfüllers mir dem Finger in die Löcher drückt. Oder, falls zur Hand, kann man natürlich mit der Kartuschenpresse arbeiten.
5
Nach einer Trockenphase wurde am nächsten Tag die verbleibende Vertiefung von ca. 2-3 mm mit einem Tortenheber mit weißem Lehmputz beigespachtelt (6).
6
Die Erfahrungen im Kolumbamuseum und bei vielen Restaurierungen von Lehmoberflächen haben ergeben, das beste Ergebnis wird erreicht, wenn möglichst kleinteilig gearbeitet und nur der unmittelbar beschädigte Bereich bearbeitet wird. So sind wir bei unseren Dübellöchern vorgegangen. Abschließend wurde der weiße Lehmputz ohne Druck und mit wenig Feuchtigkeit mit dem Haushaltsschwamm geglättet (7).
7
Nach getaner Arbeit wird der Schwamm ausgewaschen und steht wieder für den Abwasch zur Verfügung. Tortenheber, Löffel und Glasschale können mit Wasser gespült oder in die Spülmaschine gepackt werden. Auch wenn der Lehmputz vollkommen eintrocknet ist, durch seine Wasserlöslichkeit bleiben nach dem Spülen keine Spuren zurück.