Sechs Wochen sind nun seit meinem letzten Beitrag vergangen. In der Schnelllebigkeit des Internet schon bald eine Ewigkeit.
Nun denn, wie ist es seither gelaufen? – Im Vordergrund stehen meine Teilnahme an der Dt. Meisterschaft am 28. August und die Vorbereitung darauf. Zudem nutze ich nun zur Verbesserung und Stabilisierung der Bogenarm- und Griffhaltung einen Jäger BEST Grip. Dieses Griffstück wird von Jäger Archery in den USA nach Vorlagen von Kisik Lee gefertigt; BEST steht dabei für “Biomecanically Efficient Shooting Technology”. Entsprechend hoch ist mein Trainingsaufwand im August, mich auf das Griffstück und die 70m-Distanz einzuschießen.
Die 900er-Runde in Wieckenberg und das Kreideturnier in Söhlde bestreite ich unter diesen Vorzeichen und ohne große Absichten auf einen Turniersieg. Dies wäre auch sehr anspruchsvoll, da die Konkurrenz in beiden Fällen sehr stark ist. Wichtiger ist mir, meine Turnierausrüstung und meine auf die Turniere bezogenen Routinen zu testen, damit ich auf der DM keine Überraschungen erlebe.
In Wieckenberg belege ich mit 786 Ringen den achten Platz in der internationalen Schützenklasse (Recurve Men) und in Söhlde den siebten Platz in der Altersklasse mit 578 Ringen. Keine berauschenden Ergebnisse, aber immerhin leichte Steigerungen gegenüber den Vorjahresergebnissen.
Zwischendrin optimiere ich die Bogeneinstellungen und ich schieße im Training meine ACEs systematisch aus, um für die DM die am besten gruppierenden Pfeile zu finden.
Am 26.8. ist es dann soweit, 530 km Anreise mit dem Pkw nach Schwarzenbruck bei Feucht. In ganz Deutschland ein heißer Tag. Als ich dort am Nachmittag auf dem Rummelsberg ankomme, herrschen auf dem Wettkampffeld tropische Temperaturen bei ca. 36-38° C im Schatten. Die Schützinnen und Schützen der ersten Startgruppe sind gerade im Viertelfinale. Besonders das Damenfinale schaue mir an, denn stilmäßig wird dort am saubersten und interessantesten geschossen. Die Siegerehrung findet schließlich bei schon fast untergehender Sonne statt. Beim späten Abendessen finde ich sogar einen netten Gesprächspartner für den lauen Sommerabend im Biergarten des Hotels.
Am Samstag dann ein völlig anderes Wetter: Die zweite Startgruppe muss bei Regen und etwa 13° C schießen – 25° weniger als am Vortag! Der Tag wird ebenfalls lang: Bei feuchter Schafskälte betrachten wir die Wertungsdurchgänge und das Finalschießen. Je später der Tag, desto mehr bekannte Altersschützen treffen ein; hier und da ein nettes Geplaudere; zwischendurch ein paar Besuche auf den Verkaufsständen der Bogensporthändler. Abends entsteht dann wieder eine nette Gesprächsrunde beim Abendessen, diesmal aber mit frühem Ende und dem zeitigen Gang ins Bett.
Der Wecker klingelt am Sonntag um 5.30 Uhr. Schließlich muss ich mich komplett fertig machen, frühstücken, Sachen packen und aus dem Hotel auschecken. Um 7.40 Uhr bin ich dann auf dem Wettkampfplatz. Es ist mit ca. 9° C noch recht frisch, aber sonnig mit kleineren Wolkenfeldern. Ich starte auf Platz 15A und suche mir dort einen Platz unter den Pavillions. Nun beginnt die Routine: Bogen aufbauen und kontrollieren, Sitzgelegenheit und das Drumherum organisieren, warmmachen, sich selbst und den Bogen bei der Wettkampfleitung anmelden und sich auf den Wettkampf einstimmen.
Pünktlich um 8.00 beginnen die Trainingspfeile. Der Rasen auf dem Wettkampffeld ist noch sehr feucht, so dass die Zehen im Sportschuh schnell etwas nass sind. Die Sonne strahlt von links auf die Scheiben, so dass ich mein Visier horizontal deutlich nachstellen muss. Der erste Probepfeil wäre dann auch fast rechts neben die Scheibe gegangen; er steckte in der Zwei. Auf der Scheibe sehe ich, dass zwei weitere Schützen nahezu dieselbe Nockfarbe wie ich schießen; während die C-/D-Schützen schießen, wechsele ich die Pinnocken aus, damit ich meine Pfeile durch das Spektiv auf der Scheibe identifizieren kann.
Nach den Trainingspfeilen kommt die obligatorische Begrüßung und Ansage der Wettkampfrichter einschließlich Grußwort und organisatorischer Hinweise durch den veranstaltenden Verein. Aber wiederum pünktlich um 9.00 Uhr beginnt endlich das Wertungsschießen. – Ich komme etwas holperig in den Wettkampf: Durch die starke Horizontalverschiebung der Trefferlage finde ich die richtige Einstellung erst nach zwei Passen; ich schieße 46 – 50 – 50 – 49 – 53 – 50 Ringe, macht 298 Ringe im ersten Durchgang. Für den zweiten Durchgang nehme ich mir etwas mehr vor, schließlich möchte ich auf 600, besser noch 610 Ringe kommen!
Doch dieses Vorhaben kann ich nicht mehr umsetzen. Die Bewölkung nimmt zu und der schnelle Wechsel der Wolken mit starker Sonneneinstrahlung auf den Scheiben und später auch im Gesicht machen mir zu schaffen. Mehrmals muss ich absetzen, weil sich während des Ankerns eine Wolke vor die Sonne schiebt und sich dadurch das Sichtfeld deutlich verändert. Im zweiten Durchgang schieße ich 44 – 46 – 52 – 52 – 48 – 50 Ringe, macht 292 Ringe, insgesamt also 590.
Am Ende bin ich weder glücklich noch traurig über mein Ergebnis: Ich habe sauber und konstant durchgeschossen, und die Passen unter 50 Ringe kann ich für mich begründen, insbes. durch die wechselnden Lichtverhältnisse. Die Passen mit 50 und mehr Ringen zeigen mir, dass ich auf 600 und mehr Ringe kommen kann, wenn mir die Bedingungen liegen oder ich besser mit wechselnden Bedingungen klar komme.
Nach dem Abbau betrachte ich die Ergebnisliste. Platz 26! Oben auf der Liste ein Traumergebnis: A. Mohr mit 657 Ringen, nur ein Ring weniger als S. Rohrberg tags zuvor in der Schützenklasse! Am DSB-Stand bekomme ich als Letzter des oberen Drittels der Altersklasse noch die Teilnehmerplakette. Dann muss ich aber losfahren; sechs Stunden Autofahrt liegen vor mir. Leider werden acht daraus, denn ich komme in zwei Staus.
Um 9.30 Uhr abends bin ich endlich – völlig erschöpft – zuhause!
