Kaum ein anderer verbringt so viel Zeit in der Luft wie ein Dirtjumper. Zwischen Absprung und Landung zeigen sie eindrucksvoll, was mit einem einfachen Fahrrad alles möglich ist – und tanzen dabei den Gesetzen der Physik auf der Nase herum.
Die Wurzeln des Dirts
Eigentlich stammt Dirtjump – Dirt genannt – vom klassischen Mountainbiken ab. Dennoch hat es mit seinem Ursprung nicht mehr viel zu tun. Anstatt stets nur bergab zu rasen, wollten die Gründer des Dirts lieber hoch hinaus. Gefahren wird Dirtjump deshalb hauptsächlich auf so genannten Trails. Dabei handelt es sich um Waldstrecken, welche in Handarbeit durch Erdschanzen und Holzpassagen ergänzt werden und somit auf der Abfahrt weite Sprünge mit viel Spielraum für Tricks ermöglichen. Auch viele Bikeparks bieten künstlich angelegte Trails.
Anfänger sollten sich grundsätzlich langsam herantasten, denn bei diesem Trendsport darf man es sich nicht erlauben, sich zu verschätzen. Bei hoher Geschwindigkeit und weiten Sprüngen sind Stürze nicht nur schmerzhaft, sondern haben oft ausgiebige Wartungsarbeiten des Sportgeräts zur Folge.
Helm, Rückenpanzer und Protektoren gehören daher zur Standardausrüstung aller Dirtbiker.
Über die Jahre hinweg wurden die Dirtjumpräder Anpassungen unterzogen und die Schauplätze angeglichen, sodass nur wenige Gemeinsamkeiten zum Urvater Mountainbiken bestehen blieben.
Welches Modell darf es sein?
Welches Fahrrad man sich letzten Endes anschafft ist eine Frage des Geschmacks und des Füllstands des Geldbeutels.
Nach oben hin sind dem Preis keine Grenzen gesetzt. Ordentliche Dirtbikes gibt es schon für wenige hundert Euro, Höherwertige befinden sich jenseits der tausend Euro Marke. Jedoch ist es ratsam auf Bikes von namhaften Herstellern zu setzen. Denn diese bieten die nötige Stabilität, die beim Dirtbiken dringend gebraucht wird.
Oftmals findet man gute Räder gebraucht für kleines Geld in den örtlichen Kleinanzeigen oder Online-Auktionshäuser. Dabei handelt es sich meist um Vorsaisons- oder Vorführmodelle, die verstoßen und durch ihre Nachfolgemodelle ersetzt werden. Aber alt heißt nicht gleich schlecht. Ein gut gepflegtes Bike hält beinahe ewig.
Wer gebrauchten Rädern trotz Allem nicht trauen mag, findet beim Fachfahrradhändler seines Vertrauens garantiert eine brauchbare Auswahl an Dirtbikes. Jedoch ist der Großteil der Händler auf wenige Marken beschränkt und führt auch nur die jeweiligen Prospekte, was einen Preisleistungsvergleich schwierig macht.
Dirt oder BMX?
Wer sich manchmal die Frage stellt, worin der Unterschied zwischen einem Dirtbike und BMX liegt, tut dies nicht zu Unrecht. Die Unterschiede sind augenscheinlich gering, doch münden in unterschiedlichen Einsatzgebieten.
Dirtbikes gehören – wie ihre Vorfahren – zu den eher größeren Fahrrädern, sind mit breiten Reifen von Durchmessern von etwa 24-26 Zoll bestückt und für ihren Zweck stabil gebaut. Hingegen besitzen sie anstelle einer Komplettfederung nur eine Federgabel, welche einzig dazu gedacht ist, dem Fahrer eine weiche Landung zu ermöglichen. Eine zweite Bremse und Gangschaltung fehlen bei den meisten Rädern (jene Modelle werden auch als Singlespeed bezeichnet).
Da BMX von einer anderen Fahrradgattung – den Bonanzarädern – abstammen, entwickelte sich ihre Bauform aus einer völlig anderen Richtung. Von der Straße ging es auf direktem Wege zum nächsten Schuttplatz. Dieser wurde anschließend in eine Hügellandschaft verwandelt und für Kopf-an-Kopf-Rennen herangezogen. Dies änderte sich dann langsam, sodass das Hauptaugenmerk schließlich darauf lag, die zahlreichen Sprünge über die Lehmhügel mit Tricks zu versehen. Heutzutage sehen sich BMX- und Skateparks sehr ähnlich. Die einstigen Erdhaufen wichen schlussendlich Holzaufbauten und zementierten Flächen.
Da schwere Räder mehr Kraft erfordern, um in die Luft befördert zu werden, modifizierte man die Bonanzaräder kurzerhand, entfernte jeglichen unnötigen Ballast und machte sie dadurch leichter, ohne jedoch ihre Stabilität einzuschränken. Fortan nannte man diese Fahrradspezies BMX, passte Rahmen- und Radgröße an und entwickelte eigene Baureihen.
Sie bauen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt
Einen großen Anteil an diesem Trendsport hat das Bauen der eigenen Trails. Denn nicht jeder Dirtbiker wohnt in der Nähe eines Bikeparks oder besitzt die entsprechenden finanziellen Mittel, dort regelmäßig aufzuschlagen. Zudem wollen viele ihrer Kreativität freien Lauf lassen und die Bilder in ihrem Kopf Wirklichkeit werden lassen.
Daher greift der moderne Dirtbiker kurzerhand zu Schaufel und Spaten und entwirft einfach seine eigenen Tracks.
Dies erfordert zwar eine Menge Schweiß und Blut, doch die Arbeit zahlt sich immer wieder aus. So entstanden in den letzten Jahren eine enorme Anzahl an beeindruckenden Trails, unter anderem auch in Deutschland.
Teilweise werden für die Produktion eines einzigen Dirt-Videos ganze LKW-Ladungen an Baumaterial verwendet und ganze Waldabschnitte in einen riesigen Parcours verwandelt.
Ich kann was, was Du nicht kannst
Besonders fähige Dirtbiker stellen ihr Können bei Slopestyle genannten Wettbewerben unter Beweis. Diese Wettkämpfe finden regelmäßig in vielen Bikeparks auf der ganzen Welt statt und sind oft Teil von ganzen Cups.
Die Teilnehmer gehen jeweils einzeln an den Start und müssen innerhalb einer festgelegten Zeit einen Trail befahren und ihre Kunststücke vorführen, während sie dabei von einer Jury bewertet werden.
Dabei können sie auf eine ganze Palette von Tricks zurückgreifen. Vom Loslassen des Lenkers über das Querstellen des Bikes in der Luft bis hin zu Rück- und Vorwärtssaltos ist alles möglich. Umso gewagter und sauberer ein Trick ausgeführt wird, desto mehr Punkte verteilt das Komitee. Das Tempo der Abfahrt ist hier nur zweitrangig.
Spannende Videomitschnitte dieser Wettbewerbe findet man übrigens zuhauf im Internet.