Dinge nicht machen

Sich keine Gedanken über eine Überschrift machen. Keine Strukturierung für den Artikel überlegen. Nicht wissen was man eigentlich damit aussagen möchte, sondern einfach darauf losschreiben. Irgendwas mit Stress, Stressvermeidung, Nerven und die Lust am Schreiben.

Ich studiere schon recht lange. Menschen, die gemeinsam mit mir begannen und die ich inzwischen als Freunde bezeichne sind kurz vor dem Master-Abschluss. Bei mir ist gerade einmal der Bachelor-Abschluss in Reichweite. Wobei Reichweite ein halbes Jahr bedeutet. Ich war in den letzten Jahren nicht faul. Wäre ich in Wien geblieben hätte ich meinen Abschluss schon. Mit dem Wechsel an die Paderborner Uni habe ich fast die Hälfte meiner Leistungen verloren. Leistungen. Hahaha. Als ob das erworbene Wissen und die Erfahrung verloren gegangen wären. Das Studium in Wien war bis auf ein paar Nebenfächer abgeschlossen. Das Studium in Paderborn befindet sich in der finalen Phase. Ich habe im letzten Semester fast das Limit von 45 ECTS überschritten und werde in diesem Semester mittelwei darüber liegen. Weil das System der Meinung ist, dass Studierende nur soviel in einem Semester lernen können. Und wenn ich weniger Energie in den Universitäten ließ, habe ich mich anderen Projekten gewidmet. Diesem Blog, diverse Vorträge, Lesen, Projekte wie #Blognetz. Und da wäre auch noch das Kind. Auch wenn ich und meine Frau unterschiedliche Aufgaben übernehmen und wir sicherlich nicht alles gleichmäßig aufteilen, sind es jeden Tag ein paar Stunden und die ersten Monate komplett.

Früher habe ich mich gewundert warum sich andere Menschen wundern, was ich alles mache. Heute wundere ich mich nicht mehr so oft. Wenn ich einmal im Moment Freunde von mir treffe, war das ein intensiver Monat. Nochmal Danke an Michael und K fürs vorbeischauen. Ich zehre noch immer davon. Dafür schreibe ich aber viel in diesen Sozialen Netzwerken. Stimmt auch nur noch so halb. Natürlich bin ich auf Facebook, Twitter, reddit und Path aktiv. Aber die paar Tweets sind aufgeteilt vermutlich weniger als andere in einer Mittagspause besprechen. Kann man auch nicht alles vergleichen. Möchte ich gar nicht.

Sonntags schauen wir meist Tatort. Montags schaue ich Game of Thrones. Wenn sich dann noch ein Film pro Woche ausgeht, haben wir einen durchschnittlichen Fernsehkonsum. In Wien habe ich an manchen Tagen auch drei Filme hintereinander geschaut. Damals. Es fällt mir schwer mich nicht damit zu vergleichen. Das Leben ändert sich. Prioritäten ändern sich. Niemand hat behauptet, dass eine Familie keine Zeit benötigt. Vielleicht habe ich aber auch nur meine Erinnerung romantisiert. Ich kann mich noch erinnern, als mir manchmal schwindelig wurde, weil auf’s Essen vergas. Heute esse ich dreimal täglich. Zu festen Zeiten. Verschiebt sich eine Mahlzeit nur um eine halbe Stunde, merke ich wie mein Körper darauf reagiert.

Ich habe viele glückliche Momente. Mit dem Kind, mit der Frau, manchmal in der Uni. Daneben sind die vielen Löcher. Unzufriedenheit mit den Dingen, die ich mache und denen, die ich nicht mache. Frau Fragmente hat einmal geschrieben, und ich habe im Moment keine Lust es zu jagen, dass Unzufriedenheit aus dem Unterschied zwischen dem, was wir sind und dem was wir gerne wären entsteht. Oder so. Mir geht der Gedanke immer wieder durch den Kopf und er fühlt sich richtig an. Ich sehe mich vor Publikum sprechen, meine Gedanken und Projekte von Tausenden bewundert. Dann sitze ich neben einem meckernden Kind und es fällt mir schwer einen geraden Satz zu schreiben. Meine Frau gibt sich Mühe mir Freiräume zu schaffen. Und dann sitze ich da und mache mir Gedanken, dass das für sie auch nicht schön ist und ich zu selten ihr dieselben Freiräume schaffe und dann ist die Zeit schon wieder vorbei.

Meine Welt. Das war einmal so eine Kategorie. Ist es immer noch. Etwas, wo ich meine Gedanken reinpacken kann. Jetzt wo die Besucherzahlen endlich wieder nachlassen und nicht von Suchanfragen nach jahrealten Beiträgen aufgebläht werden beziehungsweise ich sie bewusst betrachte, fällt es wieder etwas leichter. Natürlich sind da potentielle Arbeitgeber_innen, Professor_innen und viele andere Menschen, die gefühlt wichtig für meine Zukunft sind. Aber zugleich hat das auch alles gar nicht so viel Gewicht. Meine Gedanken. Mein Leben. Öffentlich. Das ist in Ordnung so und ich bekomme es auch noch hin es in Gesprächen zu verteidigen.

Nächste Woche ist re:publica. Ich werde von Montag bis Mittwoch dort sein. Danach drei Tage Blockseminar. Ich werde zweieinhalb dort sein. Ich wollte die Blognetz-Visualisierung aktualisieren, aber mir ist es zu viel. Ich wollte den Plan für die nächsten Monate dazu schreiben. Mich mit der Agentur, die mich dabei unterstütz absprechen, wie es weitergehen soll, weil mir das Projekt wichtig ist, aber die Zeit knapp und ich den Ablauf etwas optimieren möchte. Aber es ist mir zu viel. Ich brauche Zeit ohne Bestimmung. Neige dazu mich von dem Aufgabenberg überwältigen zu lassen und dann davor sitzen zu bleiben, ihn anstarrend und mich fragen, wann er auf mich einstürzt. Die Steuererklärung an den Steuerberater abgegeben. Ein paar Rechnungen nachreichen. Beinahe vergessen. Das muss sofort passieren. Eine Stunde Schreiben. Eine Stunde Sport. Eine Stunde Kind. Eine Stunde Frau. Eine Stunde Uni. Eine Stunde Arbeit. Eine Stunde Schlaf.


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