Dieser Kühlschrank braucht keinen Strom

Dass geniale Erfindungen auch mit einfachsten Mitteln möglich sind und auch nicht viel kosten müssen, das hat der nigerianische Lehrer Mohammed Bah Abba bewiesen. Er fand einen "Kühlschrank", der ohne Strom läuft und fast nichts kostet. 

Dieser Kühlschrank braucht keinen Strom

Einfache und dennoch geniale Erfindung: Der Topf-in-Topf-Kühlschrank


Mohammed Bah Abba ist Lehrer im ländlichen Norden Nigerias, wo fast kein Haus an das Stromnetz angeschlossen ist. Aber eh egal, da es sowieso selten Strom gibt - und die Menschen zu arm sind, um sich Strom oder gar einen Kühlschrank leisten zu können.
Wie also dennoch die spärlichen Lebensmittel kühlen? Mohammed Bah Abba suchte und fand eine geniale und einfache Lösung für dieses Problem.
Ein Tontopf wird in einen etwas grösseren gestellt, der Raum zwischen beiden wird mit feinem Sand gefüllt und dieser mit Wasser befeuchtet. Das ganze wird dann noch mit einem feuchten Handtuch zugedeckt. 
Im heissen Klima verdunstet das Wasser rasch und entzieht dabei dem Sand und dem zweiten Topf Wärme. Den Effekt der Verdunstungskälte kennt eigentlich jeder, der schon mal seinen Finger abgeleckt und in den Wind gehalten hat, um festzustellen aus welcher Richtung er kommt. 
Folge: Die die im inneren Topf gelagerten Waren bleiben kühl und frisch. Ist der Sand trocken, wird einfach wieder Wasser nachgegossen und der "Kühlschrank" funktioniert wieder. 


Factbox Mohammed Bah Abba


Mohammed Bah Abba studierte Wirtschaftswissenschaften an der Ahmadu Bello Universität in Zaire und war anschliessend Lehrer am "College of Business and Management Studies" in Dutse (Nigeria). Als Verfechter der weiblichen Emanzipation war er auch als Berater für das Frauenministerium tätig. 
Diese Beratertätigkeit brachte Mohammed wieder in engen Kontakt mit der Landbevölkerung und ihren Problemen. "Through these observations I became motivated to revitalise earthen pot usage and extend the life of perishable foods", meinte er in einem Interview.



Bereits seine ersten Versuche mit dem Topf-in-Topf-Kühlschrank waren erfolgreich. Tomaten, Pfeffer und afrikanischer Spinat – der gewöhnlich nach einem Tag verdirbt – hielten sich wochenlang. Zwei Jahre lang – von 1995 bis 1997 – arbeitete er an der Verfeinerung seiner Erfindung. 
Dann engagierte Mohammed Bah Abba arbeitslose Töpfer und erteilte ihnen einen Erstauftrag über 5000 "Doppeltöpfe" zu 30 US-Cents das Stück – die er von seinem eigenen Geld bezahlte. Diese Töpfe verteilte er kostenlos an fünf Dörfer in Jigawa, einer Region in Nigeria. Unterstützt wurde er dabei von seinem Bruder und der lokalen Regierung, die für die Transportkosten aufkam.
Direkte Folge war eine Einkommenserhöhung der Bauern, die nicht mehr gezwungen waren, schnellstmöglich zu jedem Preis zu verkaufen – weil ihnen sonst die Ware verderben würde. Trotz aller Erfolge: Nach fünf Jahren Arbeit an seinem Projekt sagt Mohammed Bah Abba im Jahr 2000: 
"Das Schwierigste daran ist, den Menschen hier diese simple Technik beizubringen. Bei Einbruch der Dämmerung, wenn die Bauern von ihren Feldern heimkommen und Lust auf etwas Unterhaltung haben, funktioniert das am besten".

Für seine Erfindung wurde Mohammed Bah Abba inzwischen mehrfach ausgezeichnet.

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