Diebe! Räuber! Contentklauer!, so schallt es aus den Pressehäusern, in denen sich die Qualitätsmedien vor der Wirklichkeit verbarrikadiert haben. Immer wieder stehlen kleine Blogger wertvolle Inhalte, immer wieder verschaffen sie sich mit Maus und Linksklick widerrechtlich Zugriff auf allgemeinzugängliche Pressemitteilungen, die Deutschland einzig wahre staatliche Nachrichtenagentur dpa eben noch als Premium Content verkauft hat.
Das darf nicht sein, das muss unterbunden werden, fordert eine breite Phalanx von "Spiegel" über ARD bis zu Bild und Taz, eine Phalanx, die es ihrerseits mit den Urheberrechten etwa so genau nimmt wie Mullah Omar mit den zehn Geboten der Christenheit. Der "Spiegel" zum Beispiel wies im letzten Jahr ein Video der US-Armee, das über das Portal Wikileaks veröffentlicht worden war, dreist als spiegeleigene Leistung aus. Als Quelle des Film wurde einfach "Spiegel TV" angegeben - schließlich, so begründete die Redaktion auf Nachfrage von PPQ, habe man das Ursprungsmaterial ja aufwendig zusammengekürzt und geschnitten und einen Kommentar darüber gesprochen.
Ein Beispiel, das den Presserat nicht gerade aufschreckte. Er wies eine Beschwerde zuerst ab und seit einer Beschwerde gegen die Abweisung berät er, wie er die nächste Abwesiung begründen kann. So lange macht das Vorgehen Schule: Nach dem Terroranschlag von Moskau zeigte die ARD-Tagesschau Bilder vom Anschlagsort mit der Quellenangabe "Internet". Erwogen werde allerdings, wird ein GEZ-Sprecher auf Nachfrage sagen, beim nächsten Mal korrekt als Quelle "Planet Erde" anzugeben.
Wie die stets willige "Zeit" macht auch die seriöse Bild-Zeitung da gern mit. Während die von Putin halbdikatorisch regierte russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti wenigstens noch halbkonkret vernerkt, dass gezeigte Terrorort-Video unter Umgehung der Youtube-Nutzungsbedingungen heruntergeladen und dann weiterverbreitet wurden, spart sich der Qualitätsboulevard diese Einzelheiten. Auf Deutschlands meistbesuchtem Webportal stammt das Filmmaterial kurzerhand von Deutschlands meistbesuchtem Webportal, wie Die Anmerkung sofort feststellte. Jeden Hinweis darauf, woher das Original stamme, habe man sich gespart - ganz nach "Spiegel"-Art.
Zum unmarkierten Original bei Youtube.