Die zwei Seiten einer Medaille – eine Geschichte über Vorurteile

Wie schnell verurteilen wir andere Menschen, ohne sie oder die Gründe für ihr Verhalten zu kennen? Warum reagieren wir oft ablehnend anderen gegenüber und nehmen vieles sofort persönlich?

Wusstet du, dass wir uns dabei vor allem selbst schaden? Ja, denn viele unserer eigenen Probleme entstehen erst dadurch, dass wir alles um uns herum vergleichen, bewerten und damit be- und verurteilen. Das nennt man Vorurteil und es bedeutet, dass wir ein Urteil dem Anschein nach fällen, ohne die Hintergründe wirklich zu kennen. Dabei ignorieren wir gerne, dass uns das oft genug überhaupt nicht zusteht, weil wir selbst noch nie in exakt derselben Situation waren. Jeder Mensch hat sein eigenes Päckchen zu tragen – nicht nur du.

Die schöne Geschichte dazu kommt jetzt.

Jede Münze hat zwei Seiten

Mein Chef fuhr jeden Tag in seinem Luxusauto an mir vorbei, denn es war meine Aufgabe als Torwächter, ihm stets das große Tor der Einfahrt zu öffnen, ihn freundlich zu grüßen und das Tor hinter ihm wieder gewissenhaft zu schließen. Doch so freundlich ich auch grüßte, er grüßte niemals zurück.

Eines Tages ertappte er mich dabei, als ich die Müllsäcke hinter dem Haus nach etwas Essbarem durchsuchte. Doch wie immer, sah er dabei durch mich hindurch und zeigte keinerlei Reaktion. Am nächsten Tag fand ich neben den Müllsäcken eine Papiertüte; sie war sauber und die Lebensmittel in der Tüte waren gut verpackt. Die Tüte enthielt ausschließlich gutes und frisches Essen, so als hätte sie jemand gerade in einem Supermarkt gekauft.

Ich verschwendete keinen Gedanken an die Herkunft der Tüte, sondern nahm sie an mich und war glücklich, meine Familie mit reichlich guten Lebensmitteln versorgen zu können. Von nun stand eine solche Tüte jeden Tag dort und ich brachte täglich frisches Gemüse und alles, was meiner Familie fehlte, mit nachhause. Es wurde für mich, meine Frau und meine Kinder zur Gewohnheit, dass uns an nichts mehr mangelte. Doch ich muss zugeben, dass ich mich sehr darüber wunderte, welch ein Idiot wohl täglich seine frischen Einkäufe auf der Mülltonne vergaß.

Eines Tages jedoch kam großes Unheil über die Villa und mir wurde mitgeteilt, dass mein Chef verstorben sei.
Da so unglaublich viele Trauergäste zur Villa kamen, ging ich davon aus, einer der Gäste habe meine Tüte mit den Lebensmitteln gestohlen, denn sie fehlte. Aber sie fehlte auch am zweiten, am dritten und am vierten Tag.

Schon nach wenigen Wochen konnte ich meine Familie kaum noch ernähren und ich entschied mich, die Ehefrau des Chefs um eine Gehaltserhöhung zu bitten, da ich sonst meinen Job als Wachmann kündigen müsste.
Sie war schockiert, nachdem ich ihr meine Lebensumstände geschildert hatte und wollte wissen, weshalb ich nicht schon vor zwei Jahren um mehr Lohn gebeten habe und warum jetzt so plötzlich das Geld nicht mehr reiche? Keine meiner Ausreden konnte sie überzeugen und so entschloss ich mich schließlich, ihr die Wahrheit zu erzählen.

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte der wundersamen Tüte mit Lebensmitteln und dass diese meiner Familie das Überleben sicherte. Sie schwieg und wollte dann von mir wissen, ab wann ich die Lebensmittel nicht mehr erhalten hätte? Im selben Moment, als ich ihr antwortete „am Todestag ihres Mannes“, wurde mir schlagartig bewusst, was dies bedeutete.
Warum habe ich eigentlich nie in Erwägung gezogen, dass mein Chef mich täglich großzügig mit frischen Lebensmitteln versorgte? Nun, vermutlich weil ich davon überzeugt war, dass ein Mensch, der nie auf meinen freundlichen Gruß reagierte, so großherzig und spendabel sein könnte!

Die Ehefrau begann zu weinen und ich bereute schon, sie überhaupt um eine Lohnerhöhung gebeten zu haben, zumal ihr Mann so überaus generös zu mir mir war. Ich versprach zu bleiben, aber sie winkte ab und erklärte, dass sie vor Freude weine. Endlich habe sie die siebte Person gefunden, die von ihrem Mann täglich mit Lebensmitteln versorgt worden sei. Sie war überglücklich!

Von diesem Tag an bekam ich wieder täglich eine prall gefüllte Tüte mit Lebensmitteln und dieses Mal wurde sie sogar – vom Sohn meines Chefs – zu mir nachhause gebracht. Ich bedankte mich immer für diese großzügige Geste, doch seltsamerweise reagierte er nie auf mein Dankeschön. Genau wie sein Vater!
Eines Tages fasste ich mir ein Herz und sagte mit sehr sehr lauter Stimme „VIELEN DANK“.
Er sah mich an und sagte: „Bitte entschuldigen sie vielmals, wenn ich nicht antworte, aber ich leide an einem großen Gehörproblem, genau wie mein Vater.“

Oh!

Fazit:

Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen, nicht nur du selbst. Glaube deshalb nicht alles, was du von anderen über jemanden hörst, denn jede Medaille hat zwei Seiten. Bevor du ein schnelles Urteil über jemanden fällst, hinterfrage lieber selbst Situationen und Beweggründe für sein Handeln.
Fangen wir doch zur Abwechslung einmal bei uns selbst an und hinterfragen, in welcher Art und Weise wir andere Menschen aber auch uns selbst sehen und wahrnehmen!


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