Die Wutbürger klauen zurück
Halleluja!, kommt da mal ein Film zur rechten Zeit. Während Börsenschwindler Bernie Madoff für 150 Jahre hinter schwedische Gardinen wandert und rund um den Globus die Occupy-Bewegung mit Fackeln und Mistgabeln die Börsen belagert, liefern Ben Stiller und Regisseur Brett Ratner (Rush Hour) eine Komödie mit dem Potenzial ab, das ganze Drama der Finanzkrise aufs Korn zu nehmen.
Im Film kümmert sich Servicechef Josh (Ben Stiller) in einem noblen New Yorker Wohnturm tagein tagaus um das Wohlergehen der steinreichen Mieter. Als eines Tages Multimillionär Arthur Shaw (Alan Alda) wegen massiven Börsenbetrugs verhaftet wird, fallen die Bediensteten aus allen Wolken: Sie hatten ihm ihren Pensionsfond anvertraut und Shaw hat das Geld angenommen und verzockt, als er schon längst pleite war.
Also tun sich Josh, sein Schwager (Casey Affleck), der Liftboy (Michael Pena), ein ehemaliger Mieter (Matthew Broderick) und Joshs kleinkrimineller Nachbar (Eddie Murphy) zusammen, um in das Penthouse einzubrechen. Denn irgendwo dort oben hat Shaw seinen millionenschweren Notgroschen versteckt.
Die Ohnmacht abgezockter Kleinanleger schlägt in Zorn um. Das Potenzial der Aushilfsgangster ist einfach gigantisch. Eine ähnliche Geschichte wurde zwar bereits 2002 in dem George-Clooney-Film Safecrackers oder Diebe haben’s schwer erzählt, Stiller und Ratner jedoch haben den Zeitgeist auf ihrer Seite.
Dem Finanzbetrüger den Ferrari zerbeulen
Schade nur, dass sich dessen offenbar niemand bewusst war, sonst wäre der Film nicht so weit hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben. Die Dramen der um ihre Existenz gebrachten Figuren, der Slapstickhumor und die Einbruchgeschichte greifen einfach nicht ineinander. Sie stehen einander im Weg wie die Panzerknacker vor Onkel Dagoberts Geldspeicher.
Grandios ist hingegen Komödienveteran Alan Alda (M.A.S.H.) als aasiger Finanzjongleur Shaw. Mühelos wechselt er zwischen vorgeblicher Menschlichkeit und rücksichtsloser Heimtücke hin und her und stiehlt so selbst Ben Stiller Szene um Szene.
Stiller hat seine Paraderolle über Jahre hinweg perfektioniert: Die des treudoofen Fußabtreters, dessen aufgestauter Zorn sich irgendwann in absurd-hilflosen Ausbrüchen entlädt. Selten passte die Rolle so gut in eine Geschichte wie hier.
Marvins Wut auf den windigen Finanzbetrüger ist so gerecht wie nachvollziehbar. So einem Typen würde wohl jeder gerne den unbezahlbaren Ferrari zerbeulen. Für die todernste Motivation der Figuren entfaltet sich der eigentliche Raubzug allerdings geradezu fahrlässig läppisch.
Niemand gibt sich hier Mühe
Die scheunentorgroßen Logiklöcher in ihrem Plan sind dabei gar nicht das eigentliche Problem. Das Problem besteht darin, dass weder Regie noch Drehbuch Anstalten machen, die Ungereimtheiten trickreich zu kaschieren. Der Sicherheitsmann? Guckt nicht auf die Überwachungsmonitore, weil er stundenlang im Playboy blättert. Ein unknackbarer Safe? Macht nichts, der Vater des Zimmermädchens hatte ein Eisenwarengeschäft. Die Macher der Aushilfsgangster verhalten sich wie talentfreie Zauberkünstler, denen die Kaninchen und Spielkarten aus den Ärmeln purzeln.
Dazu passt auch, dass sie die kleinen Geschichten ihrer Helden überhaupt nicht auserzählen. Aushilfsgangster ist irgendwann einfach vorbei, ohne dass man wüsste, was nun aus den Figuren geworden wäre. Wie wenig sich Ratner und seine Autoren letztlich für ihr Thema interessieren, ist am Ende das Traurigste an diesem eigentlich ganz lustigen Film.
Bestes Zitat: «Dieser Mann ist hervorragend qualifiziert: Er wird regelmäßig verhaftet und hat zwei Dobermänner.» (Josh preist seinen Nachbarn bei seinen Komplizen an.)
Titel: Aushilfgsgangster
Regie: Brett Ratner
Darsteller: Ben Stiller, Alan Alda, Eddie Murphy, Casey Affleck, Matthew Broderick, Téa Leoni
Länge: 104 Minuten
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Verleih: Universal
Kinostart: 3. November 2011
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Neu im Kino – Die Wutbürger klauen zurück
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