Die Wissenschaft rettet das Klima nicht. Die Politik erst recht nicht.

Die Wissenschaft taugt nicht, um das Klima zu retten. Statt sich Gedanken um die Politik zumachen, sollen sich Wissenschaftler lieber der Wissenschaft widmen, schreiben zwei Wissenschaftler im Spiegel. Da ist schon etwas dran – um das Weltklima zu retten bräuchte es entschlossene Politiker, die nicht sich nur von Wissenschaftlern beraten lassen, sondern auch auf sie hören würden – und dann allerlei Maßnahmen ergriffen, die den Interessen der Wirtschaft diametral entgegengesetzt wären. Aber genau das wird nicht statt finden. Das liegt weder an den Wissenschaftlern, die ja nicht alle Idioten sind, sondern häufig seriöse Fachleute, die interessante und wichtige Dinge heraus finden. Es liegt aber auch nicht an den böswilligen Politikern, die einfach nicht auf die guten Ratschläge ihrer Berater oder gar ihren eventuell vorhandenen Rest an gesundem Menschenverstand hören wollen. Sondern daran, dass es in dieser Welt nicht um die Interessen der Menschen geht, inklusive der Interessen der meisten Wissenschaftler und Politiker, sondern einzig um die Interessen der Wirtschaft, der Eigner großer Konzerne und Banken, derer, die genug Geld haben, um die Geschicke der Welt zu lenken und auf diese Weise noch mehr Geld zu machen.

Deren Interessen werden uns als unser aller Interessen verkauft, obwohl das ganz offensichtlich nicht der Fall sein kann: Unter der Umweltverschmutzung leiden ungeheuer viele Menschen, profitieren tun davon ungleich weniger. Unter dem Klimawandel (der von besonders hartgesottenen Realitätsverweigern noch immer geleugnet wird) werden ebenfalls unglaublich viele Menschen leiden, während wenige davon profitieren – diejenigen, die es sich leisten können, in angenehm klimatisierten Wohnungen in weniger betroffenen Gegenden zu leben, in denen es vielleicht auch noch sauberes Wasser und etwas zu essen gibt.

Noch immer ist der unverrückbare Glaubensgrundsatz, auf dem sämtliche „freie“ Wirtschaftstätigkeit geruht, das unbedingte Bekenntnis zum Kapitalismus in all seinen Spielarten, auch wenn er selten so genannt wird. Man nennt ihn „freie Unternehmertätigkeit“, „freier Markt“, „freier Handel“ oder ähnlich, und behauptet, dass wenn nur genug Freiheit herrschen würde, für alle Tüchtigen und Tauglichen gesorgt sei. Klar, wer sich mit all der Freiheit arrangieren kann und es clever anfängt, der kann im Kapitalismus ein schönes Leben haben. Dass dabei immer auch welche verlieren müssen, ist zwar kein Thema, aber immer der Fall. Und so wie die Welt derzeit eingerichtet ist, verlieren ziemlich viele, in Afrika, in Asien, in Lateinamerika, in Ost-Europa, aber zunehmend auch in unseren Breiten: Griechenland ist nur ein Anfang. Und Geringverdiener haben auch in Deutschland nichts zu lachen. Deshalb werden sie auch nicht so alt wie ihre besser verdienenden Landsleute.

Das liegt natürlich nicht am Klimawandel, sondern daran, dass wer weniger Geld hat, halt ein weniger gesundes Leben führen kann. Aber künftig wird es immer teurer werden, sich ein gesundes Leben leisten zu können. Und wenn die Wirtschaft nur so richtig brummt, wenn neue Rekordmengen an CO2 in die Luft geblasen werden, dann muss das eben hingenommen werden – notfalls kann man auf eine saubere Umwelt, ein angenehmes Klima oder ausreichen Nahrung für alle Menschen verzichten, solange die Wirtschaft wächst, weil diese nun einmal wachsen muss. Egal, was die Klimaforscher sagen. Und während sich die gesellschaftliche Klimadebatte öffnet, wie die Wissenschaftler im Spiegel fordern, wird es immer dreckiger und wärmer – und daran wird sich auch nach dem Öffnen der Klimadebatte für die Gesellschaft nicht die Bohne ändern. Denn die Gesellschaft müsste sich einer grundsätzlichen Gesellschaftsdebatte öffnen – und vor allem der Frage, warum der mächtige Teil der Menschheit weiterhin verbissen auf ein absolut schädliches Wirtschaftsmodell setzt, dessen hässliche Auswirkungen weder zu übersehen, noch zu leugnen sind. Nun ja, hautpsächlich natürlich weil diejenigen, die davon profitieren, die erfolgreicheren Politikberater haben. Warum aber die große Mehrheit der Menschen, die zwar unter dem System leiden, aber nicht davon profitieren, weiterhin mit macht, zeigt, wie perfide es funktioniert: Auch die lautesten Kritiker von Occupy, Attac und wie sie alle heißen, kapieren einfach nicht, dass hier nicht nur um ein bisschen Regulierung hier und ein bisschen mehr Mitbestimmung dort gehen kann, sondern nur um einen radikalen, kompletten Bruch mit dem, was ist. Es gibt keinen guten Kapitalismus, es gibt keinen grünen Kapitalismus. Wer das Klima retten will, wer allen Menschen ein gutes Leben ermöglichen will, der muss dem Kapitalismus den Krieg erklären. Es geht um Leben oder Tod.



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