Die wahre Verfilmung: “Resident Evil: Damnation”

Die wahre Verfilmung: “Resident Evil: Damnation”

© Sony Pictures Home Entertainment / Leon S. Kennedy in “Resident Evil: Damnation”

Wo auch immer sich Regisseur Paul W. S. Anderson seine Inspiration holt, wenn er sich mal wieder auf den Regiestuhl setzt um einen „Resident Evil“-Film zu drehen, es wird nicht Capcom sein, diejenigen welche, die sich seit Jahren um eine innovative Videospielreihe bemühen und sich von dem Filmemacher, der regelmäßig seine Frau in engen Lederkluften durch iPod-gleiche Szenarien schickt, eigentlich verarscht vorkommen sollten. Vielleicht sind sie auch deshalb die Kooperation mit Sony Pictures Animation eingegangen und haben bereits 2008 mit „Resident Evil: Degeneration“ einen am Computer animierten Langfilm zu ihrer Zombie-Reihe veröffentlicht, der sich im Universum ihrer Videospiele bewegt und weitaus originalgetreuer daher kommt, als die inszenatorisch schwachen Versuche des Ehepaars Anderson/Jovovich. In „Degeneration“ sind es noch die aus dem zweiten Videospielabenteuer bekannten Figuren Leon S. Kennedy und Claire Redfield, die gemeinsam einer Zombie-Epidemie auf einem Flughafen entgegen treten. Nun entstand die Fortsetzung, bei dem es für Leon, dieses Mal ohne seine Weggefährtin, noch etwas brenzliger wird.

In „Resident Evil: Damnation“ ist es möglich geworden, eine Meister und Sklaven-Verbindung zwischen Menschen und Kreaturen aufzubauen, so können Zombies, die Licker-Monster oder hammerschwingende Tyrants von Menschen kontrolliert werden. Das ist besonders in einem kleinen osteuropäischen Land nützlich, wo der Einsatz der sogenannten Bio-organischen Waffen zur Kriegsführung genutzt wird. Der für die US-Regierung arbeitende Kennedy, im Einsatz gegen Bio-Terrorismus, wird in dieses kleine Ländchen eingeschleust, nur um wenig später schon wieder von dem Fall abgezogen zu werden. Aber Kennedy weigert sich seine Ermittlungen einfach fallen zu lassen und macht auf eigene Faust weiter. Er will herausfinden, wer oder was hinter diesem unrechtmäßigen und gefährlichen Kontrollverfahren steckt, mit dem der Krieg gewonnen werden soll.

Die wahre Verfilmung: “Resident Evil: Damnation”

Ein unliebsamer Licker

Auch für dieses Sequel zeichnet sich Makoto Kamiya verantwortlich, der nicht nur den ersten Teil der „Resident Evil“-Animationsfilm Reihe inszenierte, sondern auch an dem Videospiel „Dino Crisis“, welches ein ähnliches Prinzip, nur mit Dinosauriern anstelle von Zombies präsentierte, mitarbeitete und für die Special Effects diverser „Gamera“-Verfilmungen zuständig war. Er bleibt seiner Linie treu, zeigt eine Optik frisch aus einem Videospiel genommen, als seien es hochwertige Zwischensequenzen, die hier jedoch nicht zur unterstützenden Erzählung werden, sondern über die Gesamtlaufzeit, ohne Spielsequenzen, die Geschichte vortragen. Die Optik erinnert ebenso häufig an ein Videospiel, die Bilder erzeugen einen solchen Eindruck, zeigen Szenen, die spielfilmuntypisch am Computer entstanden sind, manchmal auch in die Ego-Perspektive wechseln, um so der Welt, aus der „Resident Evil“ ursprünglich stammt, einen Tribut zu zollen.

Die Figur der Claire Redfield mag hier wegfallen, dafür hat sich Drehbuchautor Shotaro Suga, ähnlich wie Paul W. S. Anderson in „Retribution“, dazu entschieden, Ada Wong einen größeren Auftritt zukommen zu lassen, setzt die wehrte Dame weitaus klüger ein, als nur als bloße Handlangerin im knappen Kleid, hier wird sie zur zwielichtigen Gegenspielerin Kennedys, die trotzdem einige Sympathiepunkte auf ihrer Seite haben dürfte. Wenn schon der Vergleich zu der Spielfilmreihe angestellt wird, so müssen auch die Kampfsequenzen miteinander konkurrieren, wobei klar gesagt werden muss, dass Anderson sein Hauptaugenmerk auf diese wirft, sie durchgestylt und choreographiert präsentiert, was „Damnation“ sich gar nicht erst traut, würde man damit doch der Vorlage nicht gerecht werden. Wie bereits zuvor erwähnt, möchte die Animationsinszenierung dem Videospiel-Universum treu bleiben, hat einige sehr schön durchdachte Kämpfe zu bieten, gerade vor dem Hintergrund der durch den Menschen kontrollierbaren Monster, setzt aber mehr auf das Storytelling, auf die politischen Verwicklungen, auf die Figuren – was zur Folge hat, dass man sich über eine Laufzeit von 100 Minuten besser unterhalten fühlt als bei den knapp über 90 Minuten des aktuellen Spielfilms.

Die wahre Verfilmung: “Resident Evil: Damnation”

Die zwielichtige Ada Wong

Überhaupt gleichen sich die Anderson-Filme viel zu sehr, unterscheiden sich allenfalls durch die Szenarien, in denen Milla Jovovich ihre Kampfkünste präsentieren darf. Derweil legen die Capcom-Produktionen ihren Fokus auf die Innovation, präsentieren mit den kontrollierbaren Zombies den wohl größten Clue der jüngeren „Resident Evil“-Geschichte. Willenlos, umherstreifende Monster, die nur durch ihren Hunger getrieben werden, können auf einmal kontrolliert werden, wer sonst sollte auch anfälliger für einen solchen Kontrollmechanismus sein, als die Wesen, die ohnehin ohne Hirn durch die Straßen streifen. Diese profitieren derweil von dem Las Plagas Virus, der in „Damnation“ auch noch einmal für alle Unwissenden genauer erklärt wird, was Paul W. S. Anderson ebenfalls verpasste und vermutlich einige sich fragende Blicke damit hervorrief. Die Zombies rotten sich dementsprechend nun zusammen, gehen strategisch planvoll mit der Menschenjagt um, sind nicht auf das Fressen aus, sondern auf das Gefangennehmen und der Einpflanzung eines Parasiten, der die Menschen zu Ihresgleichen mutiert.

„Resident Evil: Damnation“ ist damit die bessere Wahl für Fans der Reihe, die hier spannende, teils unheimliche Szenen, der Reihe entsprechende Kampfeinlagen und eine tiefergreifende Story serviert bekommen. Jetzt bleibt nur noch der Wunsch nach einer ebenso guten Realverfilmung offen, auf die wohl solange verzichtet werden muss, wie Paul W. S. Anderson und Milla Jovovich die Fäden in der Hand haben. Wie gut, dass Capcom und Regisseur Makoto Kamiya hier eine mehr als ersatzwürdige Alternative präsentieren.

Denis Sasse


Die wahre Verfilmung: “Resident Evil: Damnation”

“Resident Evil: Damnation“

 

Originaltitel: Biohazard: Damnation
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: J, 2012
Länge: ca. 100 Minuten
Regie: Makoto Kamiya
Synchronsprecher: Matthew Mercer, Dave Wittenberg, Wendee Lee, Val Tasso, Robin Sachs, Courtenay Taylor, Salli Saffioti

Deutschlandstart: 27. September 2012 (DVD Premiere)
Offizielle Homepage:sonypictures.com/homevideo/residentevildamnation


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