Die Vorsorgeuntersuchungen – U5

Jetzt gehts endlich weiter: Tut mir leid an alle Eltern, die verzweifelt auf die nächste Folge gewartet haben und deren Kinder mittlerweile eingeschult sind.  Nun also kurz meine Gedanken zur U5 heruntergeschrieben:

Die U5 ist was Nettes. Früher habe ich da die letzte Säuglings-Sechsfach-Impfung gemacht, inzwischen haben wir uns in der Praxis einen neuen Impfrhythmus zugelegt, so dass die Halbjahresuntersuchung ohne Piekser auskommt. Das stärkt sehr die Moral aller Beteiligten. Die Kinder sind – hoffentlich – noch nicht in der Fremdelphase angekommen, manche aber schon, die drei Impftermine sind wieder vergessen, die Eltern im festen Futter-, Schlaf- und vor allem Wachablauf gefangen. Also alles easy.

Der Säugling zeigt jetzt Sport. Er dreht sich, er bewegt sich, Längsachse, Sagittalachse, ganz nach Belieben. Er greift, er exploriert mit den Händen, er versucht, angebotenes Spielzeug zu erreichen, egal wie, rutschend, robbend, rollend, irgendwie. Überraschend, wo ein Baby plötzlich landet, wenn man es machen lässt. Die Säugling quasselt und erzählt. Die Emotionen werden ausgefeilter, Heulen ist weiterhin an vorderster Kommunikationslinie, aber jetzt gibts auch viel Lachen, wenn´s was zu Lachen gibt und Zornen, wenn einem was nicht passt. Die Eltern haben ein gutes Gespür dafür, welches Gequietsche welche Emotion bedeutet. Da fällt auch schon der Satz: “Das ist eine Zicke” oder “Der simuliert nur”. Sagen die Eltern!

Sprache ist wichtig – wie in jeder Altersphase. Abzählreime, Lieder, Kommunizieren. Das Kind erzählen lassen, Antworten geben, wechselseitiges Wörteraustauschen. Manchmal hört man den Ansatz einer Silbenverdoppelung und eines Singsangs, der bereits an die Satzmelodie erinnern kann. Jetzt appelliere ich an die Eltern, den Großeltern auszurichten, sie sollen mit dem Enkelchen in normaler Sprache reden, keine UtziDutzi-Babysprache benutzen, keine Eididei und Wauwau, kein Ata-gehen und kein HappiHappi-Essen. Kinder kopieren Sprache, sie lernen sie nicht, sie baden in den Wörtern, die wir ihnen anbieten. Leider bleibt dann auch jeder Blödsinn hängen, und alle wundern sich, wenn´s Kind mit anderthalb immer noch Wauwau sagt und den Hund meint. Ja, liebe Omma, das Enkel versteht auch den Begriff Essen oder Windel statt Happi oder Pämpi. Wer hätte das gedacht. “So reden wir gar nicht, gell, mein Schatzi? Ooooh, musst Du da gleich weiniweini machen? Komm, ich mach schnell das Pupsi weg…”

Dann geht´s um Unfallverhütung. Schon von Geburt an predigen wir Kinderärzte, Kinder nicht alleine irgendwo erhöht liegen zu lassen, jetzt spätestens bei der U5 sind die Übermütigen mindestens einmal vom Wickeltisch gestürzt. Mit einem halben Jahr muß die Wohnung kindersicher sein: Es darf nichts mehr rumliegen, was nicht kindgerecht ist. Schubladen und Schränke dürfen unerreichbar, abschließbar oder leer sein. Steckdosen sind immer tabu (woher weiss ein Kind, ob eine Steckdose eine Kindersicherung hat oder nicht). Keine Bungee-Jump-Türrahmen-Aufenthaltsgeschirre, keine Säuglingsrollatoren. Treppen sichern.

Und schließlich das Essen: Spätestens jetzt sollte der Säugling anfangen, Beikost zu essen, auch die Gestillten. In welcher Dynamik das Kind dann an die Familienkost herangeführt wird, bleibt jedem selbst überlassen – mit einem Jahr jedenfalls tut die Familie gut daran, wenn Stöpke kein Extraessen mehr kriegt, sondern direkt vom Familienessen bekommt. Das macht es einfacher für die Eltern. Milch wird zum Auslaufmodell, Kauen ist angesagt – also Mut!

Je älter die Kinder werden, desto mehr gibt es zu besprechen, desto mehr rutscht die Untersuchung des Kindes in den Hintergrund, desto weniger begeistert sind dieselben auch davon. Also wird immer mehr und mehr geredet, Fragen beantwortet, diskutiert, abgewogen, die Individualität des Kindes hervorgehoben, die Variabilität der Entwicklung. Je älter die Kinder, desto mehr Largo wird vermittelt – jedes Kind ist anders, jeder Meilenstein des Einzelnen an verschiedenen Punkten des eigenen Lebensstrahles hinterlegt und zu erreichen. Das einzuschätzen ist ureigenste Aufgabe von kinderdoks Kolleginnen und Kollegen.

Aus dieser Reihe:
Die Vorsorgeuntersuchungen – U1
Die Vorsorgeuntersuchungen – U2
Die Vorsorgeuntersuchungen – U3
Die Vorsorgeuntersuchungen – U4


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