Die Verlegerin

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Die Verlegerin

6Drama

Wenn es in der zeitgeschichtlich perfekt platzierten Hollywoodisierung der Publikation der Pentagon Papiere durch The Washington Post eine Moral gibt – und die gibt es in jedem Steven-Spielberg-Film – dann, dass selbst der mächtigste Mann eine Riesenstory, deren Moment gekommen ist, nicht kleinmachen kann.

In der akkurat auf eine gemäßigt-konservative weiße Zuschauerschaft zugeschnittenen Dramatisierung der Zeitungsberichte, die US-Presse und -Politik nachhaltig veränderten, ist der mächtige Hintermann Richard Nixon. Hinter der Kamera ist es Spielberg, der alles daran setzt, aus der packenden Geschichte einer eindrucksvollen Frau die einer Clique wackerer Männer zu konstruieren. Der Wackerste ist natürlich Tom Hanks, den sein Stammregisseur offenkundig viel lieber als Helden der Tatsachenverfilmung sähe als jede Frau.

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Das jüngste Projekt der beiden ist das perfekte Werkzeug zu Profilierung: Nicht des korrupten Trump-Staatsapparats, der üble Parallelen zu dem der Nixon-Ära aufweist, sondern der von Hanks und Spielberg als Aushängeschilder jener Sparte der Filmindustrie, die sich als Mahner zu gutbürgerlichem Anstand und altväterlichen Familienwerten versteht. Der inszenatorische Holzhammer, der die dramatische Wirkung des Pressedramas sabotiert, soll dem Publikum vor allem die Rechtschaffenheit der Filmemacher einhämmern. Reines Mittel zum Zweck sind dabei die Konflikte der von dem hochkarätigen Ensemble verkörperten Hauptfiguren Katharine Graham (Meryl Streep), Ben Bradlee (Tom Hanks), Ben Bagdikian (Bob Odenkirk) und Bob McNamara (Bruce Greenwood). Die Ungleichgewichtung konterkariert der deutsche Verleihtitel genauso wie der Originaltitel The Post.

Die Bedeutung von Presse- und Redefreiheit bleibt eine Fußnote. Das 70er-Jahre-Setting schmücken nostalgische Referenzen an ein romantisch verklärtes Pressehandwerk. Die mühevolle Recherche sowie das Risiko für ReporterInnen und deren Quellen werden hingegen verdrängt von patriarchalischen Heldenkonzepten. Gemäß der ist Graham eine zum Hausmütterchen prädestinierte Platzhalterin für ihren verstorbenen Gatten und Vater. Die moralisch und emotional fragile Gesellschaftsdame vermag das gewichtige Familienerbe nur durch ideelle Rückbesinnung auf männliche Vorbilder und dank des energischen Demokratie-Fürkämpfers Bradlee zu tragen. Bedeutendste Leistung der Verlegerin scheint hier, den gewissenhaften Männern nicht ins Handwerk zu pfuschen. Spielbergs Faktenverbiegen karikiert den journalistischen Idealismus genauso wie den emanzipatorischen Gestus des Hochglanz-Dramas, dem die Kerneigenschaft seines titelgebenden Mediums abgeht: Wahrhaftigkeit.

Regie: Steven Spielberg, Drehbuch: Liz Hannah, Josh Singer, Darsteller: Meryl Streep, Tom Hanks, Sarah Paulson, Bob Odenkirk, Bruce Greenwood, Alison Brie, Filmlänge: 116 Minuten, Kinostart: 22.02.2018


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Autor

Lida Bach

 

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