Die unerträgliche Predigt des Guido Westerwelle

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Man muss in Spanien nur weiter auf den knallharten Sparkurs setzen, dann wird alles gut, davon ist deutsche Aussenminister überzeugt. Vermutlich konsultiert Guido Westerwelle Geschichtsbücher für solche Aussagen. War doch damals auch so oder nicht? Die Weimarer Republik hatte etwa 65 Millionen Einwohner und sechs Millionen Arbeitslose. Spanien hat die sechs Millionen Arbeitslosen auch, aber unter nur 45 Millionen Einwohnern. Beide Regierungen setzten und setzen auf rigoroses Sparen. Das Ergebnis der 30er-Jahre kennt jeder.

Solche Vorkenntnisse belasten Guido Westerwelle kein bisschen. Er lässt sich seine Überzeugung von Fakten nicht trüben. Gegenüber der Madrider Zeitung ABC zeigt er sich vom neoliberalen Massnahmenkatalog überzeugt: Die Reformen seien der unausweichliche Weg, den alle Länder in einer globalisierten Welt gehen müssen, die konstante Veränderung, Wettbewerbsfähigkeit und Realismus verlange, lautet sein Credo. Aber am Ende steht die Verheissung: “Wenn wir mit Beständigkeit, Energie und Mut handeln, wird Spanien stärker aus der Krise hervorgehen. Alle in Europa werden wir das, wenn wir erst aus dieser Übergangsphase auftauchen, aus der Verschuldungsperiode, und wirkliche Zukunftspolitik betreiben.”- Amen. – “Spanien hat die Reformen mutig angepackt und wird zu den Gewinnern gehören. Im Gegensatz zu den Ländern, die in einer sich verändernden Welt weiter so wirtschaften zu können, denn die werden zu den Verlierern gehören.” – Hallelujah, die Bösen ins Fegefeuer, so ist´s recht!

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Er habe “Vertrauen in Spanien”, sagt er. Fragt sich, wer Vertrauen in Westerwelle hat, dessen Peinlichkeitslevel nur deswegen etwas in den Hintergrund rücken durfte, weil er von ausgesprochenen Schiessbudenfiguren der Riege Rösler überdeckt wurde in der überflüssigsten Partei Deutschlands. Aber die Predigt-Attitude des salbadernden Aussenministers hat er inzwischen zumindest drauf: “Die Spanier sind engagiert und bemüht. Sie haben einen klaren Blick auf die Welt. Das hat mit ihrer Geschichte zu tun und damit, dass sie eine internationale Sprache sprechen. Schon früh haben sie in anderen Teilen der Welt investiert und dazu aufgerufen, ebenfalls in Spanien zu investieren. Die Spanier sind neugierig, sonst hätten sie nie die Welt entdeckt!”

Richtig, Herr Westerwelle, das hat schon sehr früh geklappt, damals in Südamerika mit dem neoliberalen Konzept und dem klaren Blick auf die Welt, als man die Bevölkerung massakrierte und die Goldbarren abschleppte. Heute sparen wir uns die anstrengenden Reisen, verarmen statt dessen die eigene Bevölkerung und schieben die Goldbarren in die Tresore der Banken. Wie sollten die spanischen Bürger nicht gestärkt aus dieser Lage hervorgehen, wenn die Steuern in allen Bereichen erhöht und Leistungen gestrichen werden, die Reformen für immer mehr Arbeitslose und geharnischte Proteste sorgen? Doch auch darauf hat der Herr Minister eine Antwort: Wer sich genügend geisselt, kommt am Ende in den Himmel!

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Nur weiter so, denn am Ende winkt die Verheissung.

Wörtlich: “Spanien ist in einer emotional sehr schwierigen Situation. Weil ich Spanien gut kenne, verstehe ich diese Gefühle perfekt angesichts der Arbeitslosigkeit. Besonders im Hinblick auf die Jugendarbeitslosigkeit. Und ich bewundere die Entschlossenheit der spanischen Regierung, des spanischen Volkes, diesen Leidensweg zu durchschreiten. Am Ende wird es die Belohung geben. Auch für die Jugend, die Rentner und alle, die Arbeit suchen. Der Umschwung der Tendenz ist nah.” – … und mit deinem Geiste, Hochwürden! Regierung und Volk im selben Satz zu nennen, wenn es um den Leidensweg geht, zeugt nur von unerträglicher Arroganz und einem FDP-Gehirn, das inzwischen als Beleidigung ausreicht, ohne deutlicher werden zu müssen.

Zum Schluss möchte er noch etwas loswerden in Madrid, der Herr Aussenminister: “Ich habe eine Bitte. Ich bitte die Spanier um etwas Optimismus, Respekt und Befriedigung für den eingeschlagenen Weg. Das ist einfach notwendig, wenn man eine Krise überwinden will. Und bitte reduzieren Sie die deutsche Politik nicht auf Sparmassnahmen. Es wäre wichtig, dass Sie Ihren Lesern sagen, die das vielleicht nicht wissen, wie sehr die Deutschen die Spanier schätzen. Nicht weil dort immer die Sonne scheint, sondern weil man Spanien und die Spanier wirklich als liebenswertes Volk empfindet, ausstattet mit einer breiten Vision. Deutschland steht Spanien zur Seite.”

Fragen Sie besser jetzt nicht, wie wir Sie und Ihre Regierung empfinden, Señor Westerwelle. Und weil das das Ergebnis ist, wenn sie an unserer Seite stehen – gehen Sie da weg! Sofort!

Die beiden Links so lange, bis sie wirklich jeder gelesen hat:
* Wer ist schuld an der Krise?
* 25 Fakten zum Nachdenken: Warum das System irreparabel ist!


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