Die Tudor-Dynastie: Was Du schon immer wissen wolltest

Bei aller Faszination, die die Tudor-Dynastie ausstrahlt – für neue Fans dieser verrückten Familie gilt es erst einmal, eine Menge Mythen, gleiche Namen und Chaos zu durchschauen.

Also habe ich mir neulich meine Freunde als Fokusgruppe gegriffen und gefragt: „Was wolltest Du schon immer mal über die Tudors wissen?“ Hier ist das Ergebnis, und ich wette, mindestens eine dieser Fragen hast Du Dir auch schon gestellt!

Die Tudor-Dynastie: Was Du schon immer wissen wolltest

Was Du schon immer über die Tudor-Dynastie wissen wolltest

Wie kam die Tudor-Dynastie an die Macht, und wer war der erste Tudorkönig?

Henry Tudor schlug Richard III. bei der Schlacht von Bosworth, beendete die Rosenkriege und bestieg als Heinrich VII. den englischen Thron. Er war der Vater Heinrichs VIII.

Hatten die Tudors wirklich Anspruch auf den Thron?

Die Ansprüche der Tudors waren bestenfalls diskutabel. Henry Tudor führte seinen Anspruch auf die Ansprüche seiner beiden Eltern zurück, die jedoch beide aus illegitimen und enterbten Linien entstammten. Viele hielten Henry Tudor daher für einen Usurpator, und es gab zahlreiche mit einem größeren Anspruch auf den Thron.

Herrschaften wechselten in der Geschichte jedoch mehr als einmal nicht durch Geburt und Anspruch, sondern durch günstiges Timing, Intrigen und Glück in der Schlacht.

Wieviele Tudorkönige gab es?

Fünf: Heinrich VII., seinen Sohn Heinrich VIII. sowie dessen Kinder Edward VI., Mary I. und Elizabeth I. Offiziell nicht so richtig dazugezählt: Jane Grey, Großnichte Heinrichs VIII., die nach dem Tod Edwards VI. als tragische Neun-Tage-Königin auf den Thron geputscht wurde. Der Thron war nach neun Tagen weg, ihr Kopf fiel im darauffolgenden Jahr.

Hat Heinrich VIII. all seine Frauen köpfen lassen?

Nein. Heinrich VIII. war sechsmal verheiratet, hat aber „nur“ zwei Ehefrauen aufs Schafott geschickt: Anne Boleyn und Katherine Howard.

Hatte Anne Boleyn sechs Finger an einer Hand?

Dafür gibt es keine Beweise, und lediglich eine Person stellte diese Behauptung auf: George Wyatt, der Enkel des Dichters Sir Thomas Wyatt, der Anne gekannt und ihr nahegestanden hatte. Und er sprach nur von einem extra Nagel an einem Finger, nicht von einem extra Finger. Zu Zeiten Elizabeths I. griff dann ein englischer Katholik im Exil diese Behauptung auf und übertrieb sie, um sowohl Annes als auch Elizabeths Ruf zu schädigen.

Kam eine von Heinrichs sechs Frauen aus Deutschland?

Deutschland im eigentlichen Sinne existierte noch nicht, wohl aber das Heilige Römische Reich deutscher Nationen. Heinrichs vierte Frau Anna von Kleve war die Tochter des Herzogs von Jülich-Kleve-Berg. Sie wuchs in der Nähe von Düsseldorf auf.

Mit welcher Ehefrau hat Heinrich VIII. es am längsten ausgehalten?

Mit seiner ersten Frau Katharina von Aragon war er länger verheiratet als mit all seinen anderen Frauen zusammen – 24 Jahre.

War Heinrich VIII. immer so dick wie auf dem berühmten Gemälde?

Keineswegs. In seiner Jugend galt Heinrich als der schönste Prinz Europas. Er war hochgewachsen, sehr sportlich und tudorgetreu rothaarig. Sein gutes Aussehen, das er von seinem Großvater Edward IV. geerbt zu haben schien, wurde überschwenglich gelobt. Doch 1536, mit 45 Jahren, zog sich Heinrich bei einem Reitunfall eine Beinwunde zu, die nie wieder heilte und ihm zunehmend Beschwerden bereitete. Er musste nahezu alle sportlichen Aktivitäten aufgeben und nahm enorm an Gewicht zu. Innerhalb der folgenden vier Jahre nahm sein Taillenumfang um mehr als 50 cm zu.

Wie kann ich die vielen Marys auseinander halten?

Gut aufgepasst: Es gibt die Schwester, die Tochter und die Schottin 🙂

Mary Tudor (1496-1533) war die jüngere Schwester Heinrichs VIII, kurzzeitig Königin von Frankreich und danach Frau von Heinrichs Vertrautem Charles Brandon.

Mary Tudor (1516-1558) war die älteste Tochter Heinrichs, benannt nach seiner Lieblingsschwester. Sie bestieg als Mary I. 1553 den englischen Thron.

Mary Stuart (1542-1587) war die Großnichte Heinrichs und Enkelin seiner älteren Schwester Margaret. Mary Stuart war Königin Schottlands, bis sie gestürzt wurde, in englische Gefangenschaft geriet und schließlich hingerichtet wurde. Ihr Sohn James I. erbte nach Elizabeth I. den englischen Thron.

Wie starben die Tudor-Könige?

Trotz ihres kriegerischen Rufs und vieler Feinde: Jeder Tudorkönig starb in seinem Bett – wenn auch nicht immer hochbetagt.

Wie endete die Tudor-Dynastie?

Alle drei Kinder Heinrichs VIII. hatten keine Nachkommen. Er selbst hatte keinen jüngeren Bruder, sondern nur Schwestern. Als nun sein letztes Kind, Elizabeth I., kinder- und erbenlos starb, ging der Thron an den Urenkel seiner älteren Schwester Margaret, König James VI. von Schottland. Da er aus der weiblichen Linie stammte, hieß er nicht Tudor, sondern Stuart (nach dem Ehemann von Margaret Tudor, James IV. aus dem Haus Stuart). So begann die Herrschaft der Stuart-Dynastie über England, die bis 1714 andauerte.

Welche schmutzigen Geheimnisse hat die Tudor-Dynastie?

Mit Sicherheit viele, von denen wir nicht wissen. Aber hier ein paar umrühmliche, nicht sonderlich bekannte Taten der Tudor-Dynastie:

  • Nachdem er den Thron erstritten hatte, ließ Heinrich VII. den Beginn seiner Herrschaft auf den Tag, bevor er die Krone bei der Schlacht von Bosworth eroberte, datieren. So konnte er die Besitztümer aller Adligen, die bei Bosworth für Richard III. gekämpft hatten, wegen Verrates konfiszieren.
  • Edward Plantagenet, 17th Earl of Warwick, Neffe von Edward IV., wurde im Alter von 10 Jahren von Heinrich VII. in den Tower gesperrt. Heinrich hatte den Thron erst jüngst erobert und fürchtete Edwards Anspruch auf den Thron. Edward blieb ganze 14 Jahre in Haft, bis er 1499 hingerichtet wurde.
  • Heinrich VIII. schickte die letzte Plantagenet-Prinzessin Margaret Pole (Schwester von Edward Plantagenet) unter fadenscheinigen Anklagen und ohne Prozess aufs Schafott. Sie war bereits 67 Jahre alt.
  • Edward VI. schickte gleich zwei seiner Onkel aufs Schafott, ohne dass es ihn sonderlich zu treffen schien. Der junge König war da gerade einmal 11 und 14 Jahre alt.
  • Elizabeth I. hatte ein Temperament zum Fürchten. Sie schlug und trat ihren Sekretär, und sie warf auch mit Schuhen nach ihm.
  • Die Männer, die für Elizabeth I. als Seemänner die spanische Armada schlugen, stürzten anschließend oft ins Elend, da sie keinen Sold erhielten.

Was wolltest Du schon immer über die Tudor-Dynastie wissen? Verrat es mir in den Kommentaren!

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