Die technische Reproduzierbarkeit des Kunstwerkes?

Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit

Kunst ohne Aura?!

Wenn es um die schönen Künste unserer Welt und deren Reproduzierbarkeit geht, so müssen wir den Bogen von der damaligen Zeit bis heute spannen. Dabei reicht die Spannweite bis zur Antike, wo schon große Statuen gemeißelt wurden. Heute können wir jede Art von Kunst ganz einfach kopieren… aber verliert die Kunst damit nicht ihren Geist, ihre ganz persönliche Aura? 

»Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit«, so lautet der Titel eines Aufsatzes von Walter Benjamin. Da ich gerade diesen Aufsatz für ein Referat an der Hochschule durchnehmen darf, möchte ich die Chance nutzen und gleich mal darüber einen Artikel verfassen. Zum einen hilft es mir persönlich dabei, intensiver zu recherchieren und zu analysieren, andererseits aber auch, euch einen Einblick in ein sehr interessantes und vielleicht schon kritisches Thema zu geben.

Die Kunst kann sich der heutigen Einwirkung von der modernen Wissenschaft und Technik nicht entziehen. Unser heutiges Wissen und die Medienstruktur, die wir heute nutzen können, verwirft den Begriff »Kunst« nahezu und verlangt nach einer neuen Begrifflichkeit. Wenn damals noch Malereien von großen Künstler so gut wie möglich abgezeichnet worden sind, so können wir heute Malereien fotografieren oder sogar am Computer vervielfältigen. Kunst verliert ihre Einmaligkeit, ihre gewisse Aura, da das Meiste nun virtuell und nicht mehr in der Realität passiert. Ist die Genialität, das Schöpfertum in irgendeiner Art verschwunden?
Eines muss man zu Beginn festhalten: Das Kunstwerk war schon immer reproduzierbar! Wenn ein Maler ein außergewöhnliches Bild malte, konnte ein anderer das einfach nachzeichnen und somit reproduzieren – wie eingangs schon erwähnt. Dies ist vor allem in der Schule zu beobachten, wenn es vom Lehrer die Aufgabe gibt, Bilder nachzuzeichnen um das Auge zu schulen. Zwar wurde es so stets nachgezeichnet, aber man bekam nie die exakte Kopie sondern eher eine »Fälschung« hin.

Reisen wir zurück in die Vergangenheit und schauen mal, was die Griechen zur Reproduzierbarkeit beigetragen haben. Für sie gab es damals nur zwei verschiedene Verfahren, um Kunstwerke technisch zu reproduzieren. Das wäre der Guss sowie die Prägung. Beispiele hierfür wären Bronzen, unglasierte Keramiken, sprich Terrakotten, sowie Münzen, wurden geprägt und gegossen, wodurch eine Vervielfältigung schon sehr früh möglich war.
Aber es dauerte nicht lange, bis mit dem Holzschnitt auch Grafiken technisch reproduzierbar wurden. Als dann auch noch der Druck das Licht der Welt erblickte, gab es für die Reproduzierbarkeit von Literatur keine Grenzen mehr! Die ungeheure positive Veränderung konnte Bücher vervielfältigen und es theoretisch jedem möglich machen, jedes erdenkliche Buch lesen zu können. Kupferstich, Radierung und zudem auch die Lithografie sind weitere Meilensteine der Reproduzierbarkeit gewesen. So wurden die zu druckenden Texte in der Lithografie in Steine manuell und auch seitenverkehrt angefertigt, um es auf Papier zu bringen. Erzeugnisse konnten so massenweise angefertigt werden! Im übrigen ist diese Art von Druck auch als Flachdruck bekannt.
Wenige Jahrzehnte später wurde die Hand des Menschen ein wenig entlastet; viel wichtiger war nun das Auge: Die Fotografie machte sich ihren Platz in der Reproduzierbarkeit möglich.

Was war so toll an der Fotografie? Es war etwas Neues, etwas Frisches das die Welt noch nicht gesehen hat. Wenn jemand ein Bild reproduzieren wollte, musste er mit Handarbeit am Werk arbeiten – und das auch mehrere Stunden. Bei der Fotografie hat lediglich das Auge für die besten Augenblicke gesorgt und sie direkt festgehalten. Das Reproduzieren dieser Art funktionierte bereits in wenigen Sekunden. Der Ton wurde am Ende des Jahrhunderts vorgenommen. An dieser Stelle möchte ich Paul Valéry zitieren, der zu diesem Zeitpunkt einen sehr schlauen Satz sagte:

Wenn ihr Wasser fürs Essen, zum Duschen oder sonst wo benötigt, so genügt ein einziger Handgriff am jeweiligen Hahn, um an die Quelle zu kommen. Ich wage einen Sprung in die heutige Zeit und stelle fest, dass es heute nicht anders ist. Wenn ich mir Kunst oder allgemein Bilder anschaue, brauche ich nur ins Internet zu gehen und in der Suchmaschine danach zu suchen. Damals wäre so was nicht möglich gewesen – ich müsste erst das Museum besuchen, das das Bild auch in ihrem Besitz hat. Die Reproduzierbarkeit erleichtert diesen Prozess ungemein und ist, wie Paul Valéry bereits sagte, so einfach und schnell zu bekommen, wie Wasser, Gas und elektrischen Strom. Um das neunzehnte Jahrhundert rum, hat sich diese Art der technischen Reproduzierbarkeit zum Standard etabliert.

Kapitel 2: Die schöpferische Geschichte

Jede erdenkliche Schöpfung, zum Beispiel ein Bild, trägt seine eigene Geschichte, sein einmaliges Dasein an einem ganz bestimmten Ort. Ein Bild, das von einem Maler an einem wunderschönen Sonnenuntergang zeichnete, der dabei genüsslich Wein trank, hat eine ganze andere Geschichte als für diejenige, die dieses Bild an ihrem Computer reproduzieren. Wenn ich persönlich an einem Bild mehrere Tage zeichne, erinnere ich mich an die einzelnen Etappen und Erfolge, die ich dabei machte. Kopiere ich das Bild dagegen plump aus dem Internet und reproduziere es durch das Duplizieren der Datei, so habe ich keine eigene Geschichte für das Bild, für das Kunstwerk. Es ist der Begriff der Echtheit, der das Kunstwerk mit Leben einhaucht und was keine Reproduktion jemals schaffen wird. Mit chemischen und physikalischen Mitteln kann ich herausfinden, aus was das Bild besteht, mit welchen Farben gearbeitet wurde; an der Handschrift sogar den Künstler und das Jahr festmachen. Am Computer kann ich unter »Informationen« oder »Eigenschaften« sehen, wann diese Datei (!) erstellt wurde, aber erfahre dabei nichts zum Künstler des Bildes, gar etwas zur Geschichte. Die Reproduzierbarkeit entzieht sich dem Bereich der Echtheit, da es niemals möglich sein wird, die Geschichte zu rekonstruieren, die ein Bild in sich trägt.
Doch Vorsicht: Wir unterschieden hierbei von manueller und technischer Reproduzierbarkeit. Die Autorität eines Bildes geht nicht verloren, wenn ich es manuell reproduziere. Immerhin ist es manuell nicht so exakt und wird daher gerne als Fälschung angesehen. Anders bei der technischen Reproduzierbarkeit: Das bloße und schnelle Kopieren einer exakten Kopie, lässt die Geschichte des Bildes zurück. Die Autorität geht in der Technischen aber noch weiter verloren und bekommt einen ganz eigene Charakter. Wenn ein berühmtes Bild beispielsweise fotografiert wurde, so kann ich mit meinem Objektiv und der Linse bestimmte Bereiche des Bildes in den Fokus stellen und Details aufnehmen. Der Künstler selbst sieht sein Bild als Gesamt-Kunstwerk – bei der Reproduzierbarkeit geht der Schritt jedoch weiter und geht in Richtung »Eigenwerk«. Diese Art mag den Bestand des Kunsterwerkes zwar unberührt lassen, aber dieses »Hier und Jetzt«, der jetzige Zeitpunkt, die Geschichte… die geht dabei verloren.

Jedes Kunstwerk hat seine Geschichte, jedoch sollten wir uns vielmehr mit dem Begriff »Aura« beschäftigen. Es beschreibt exakt den Geist, das Feuer, dass beim Zeichnen und Gestalten entfacht wird. Der Ursprung und somit die Echtheit verliert die technische Reproduzierbarkeit auf voller Länge. Die Tradition wird aufgelöst, da sich das Medium beim technischen Reproduzieren ändert. Aber wie im letzten Abschnitt erwähnt, wir das Reproduzierte in ihrer Art auch aktualisiert, zum Beispiel, wenn lediglich ein Detail aufgegriffen wird.

Kapitel 3: Sinneswahrnehmung

Mit dem dritten Kapitel des Aufsatzes, wird die Aura noch weiter thematisiert und erklärt. An dieser Stelle zitiere ich aus Seite 479 heraus:

»An einem Sommernachmittag ruhend einem Gebirgszug am Horizont oder einem Zweig folgen, der seinen Schatten auf den Ruhenden wirft – das heißt die Aura dieser Berge, dieses Zweiges atmen.«

Das ist der Punkt, den wir vorhin bereits angeschnitten haben. Stellt euch die Szenerie einfach mal bildlich vor, wie ihr selbst an so einem Sommernachmittag diesen Blick habt. Ihr spürt die Wärme der Sonne, der frische Duft von Gräsern. Außerdem seht ihr wunderschöne Schattenspiele, die die Sonne möglich macht. Wenn ihr das vor euren Augen habt, fühlt ihr etwas und spürt die Aura des Momentes. Anders ist es bei etwas Reproduziertem, zum Beispiel ein Foto. Ihr werdet beim Betrachten eines Fotos niemals diese Aura zu spüren bekommen. So hat sich unsere Sinneswahrnehmung mit der Zeit einfach drastisch geändert. Während wir uns damals noch die großen Bilder im Museen anschauten, so reicht heute ein Blick ins Internet. Aber wie Aura fällt an dieser Stelle komplett aus.
Der Verfall der Aura beruht auf einen Umstand von uns Menschen, weil wir den Drang haben, Momente festzuhalten, um sie nie wieder zu vergessen. »Die Dinge sich räumlich uns menschlich ‘näherzubringen’« ist der Schlüsselsatz zu diesem Phänomen. Wir haben das Bedürfnis Momente für die Zukunft festzuhalten oder Momente noch näher und detaillierter zu betrachten, indem wir beispielsweise beim Fotografieren an Details zoomen und uns das in der Reproduktion anschauen.  Neben der Aura, die dabei verloren geht, ist auch die Einmaligkeit nicht mehr vorhanden.

Kapitel 4: Tradition und Rituale

Die Einzigartigkeit hängt nicht nur von dem jeweiligen Moment ab, an dem das Kunstwerk gezeichnet oder gesehen wurde (Natur). Es ist auch ein Teil der Tradition, die es verkörpert und dadurch auch lebendig macht. Ein sehr schönes Beispiel wird hier mit der Venusstatue dargestellt: Die Griechen vergöttern sie als Göttin der Liebe, des Erlangens, der Lust. Bei den mittelalterlichen Klerikern ist sie dagegen als unheilvolle Abgott bekannt. Auch wenn es für die Kulturen zwei verschiedene Bedeutungen waren: Sie hatte ihre eigene Tradition, ihre eigene Aura und Einzigartigkeit, sie sie versprühte. So sind die ältesten Kunstwerke mit dieser Aura »gesegnet«, da sie im Dienste eines Rituals entstanden sind und so zur Tradition beitragen. Es ist an dem Beispiel »Weihnachten« greifbarer. Weihnachtsmänner werden jedes Jahr neu reproduziert, egal ob als Figuren, Schokolade oder sonst was. Trotzdem ist die Tradition und deren Aura am Heiligen Abend so stark, dass ihre Einzigartigkeit nicht verloren geht. Kunstwerke, deren Teil ein Ritual beisteht, verlieren niemals ihre Aura, so oft sie auch reproduziert werden. Doch der einzigartige Wert der Aura bleibt lediglich im Ritual, wo das Kunstwerk seinen ersten gebrauch machte.

So langsam geht die Tradition aber flöten, nach dem Anbruch des Sozialismus. Parallel zu diesem Anbruch wurde die Fotografie revolutioniert und das Reproduzieren wurde stark vereinfacht (auch dazu hatten wir bereits vorhin einen kurzen Anriss). Die Kunst verlor so nach und nach ihre Tradition und Aura, sodass sie mit der Lehre vom »l’art pour l’art« reagierte. Diese Kunstform beschreibt einfach »Die Kunst für die Kunst«. Das bedeutet lediglich, dass das reproduzierte Kunstwerk immer stärker einer Reproduktion eines auf Reproduzierbarkeit angelegten Kunstwerks hinarbeitet und angelehnt ist. Also, wenn ich Kunst erschaffe, so weiß ich schon im Hinterkopf, dass es für die Reproduzierbarkeit gedacht ist. Die Fotografie löste somit selbst alte Traditionen völlig ab. Denn wenn ich Abzüge meiner Kamera erstellen lasse, kann ich mir die Frage zum ersten und echten Abzug sparen.

Kapitel 5: Die Ausstellbarkeit

Wir sprechen von Kunstwerken, die ihre Aura durch das technische Reproduzieren verlieren. Aber diese Aura kann nur ein einziger Mensch in dieser einzigartigen Form aufnehmen. Kunstwerke sind aber nicht dafür gedacht, sie zu erschaffen und dann wegzusperren. Viel eher ist es etwas Massentaugliches, das andere Menschen bewundern oder auch verachten können. Die technische Reproduzierbarkeit, in erster Linie die Fotografie sowie der Film, bringen Kunstwerke in die ganze Welt. Wenn ich mir eine gewisse Götterstatue anschauen wollte, so musste ich eine sehr große Strecke zurücklegen, um es in einem Tempel, Museum oder sonst wo, anzusehen. Die technische Reproduzierbarkeit bringt das Kunstwerk auf einen Nenner, beispielsweise in Form eines Bildes auf Papier, sodass jeder den Zugriff auf dieses Kunstwerk hat. Auch wenn hier die Aura fehlt, die Größe, die das Kunstwerk erst ausmacht, so hat die technische Reproduzierbarkeit auch ihre positiven Aspekte an sich. Das Kunstwerk kann so an viele Menschen weitergegeben und gezeigt werden. Ist das in der heutigen Zeit nicht das, was wir alle wollen? Kein Mensch spricht heute von irgendeiner Aura in der Werbung. Viel eher konsumieren wir sie und werden auf neuartige Produkte heißgemacht. Die Frage ist nur, inwiefern Werbung ein Kunstwerk ist?! Vielleicht lehne ich mich hier gerade etwas zu weit aus dem Fenster und schweife ab… aber denkt mal darüber nach!

Kapitel 6: Ausstellungswert erreicht neuen Höhepunkt

Durch die Reproduzierbarkeit wird der Ausstellungswert eine immer größere Rolle spielen. Die Kultwerte werden förmlich verdrängt, da die Aura immer mehr an Bedeutung verliert. Dennoch ist der Kultwert in der Fotografie vorhanden, nämlich in Portraits! Hier verschanzt sich die Aura und übergibt den Menschen einen Teil davon, auch wenn die wahre Aura für immer verschlossen bleibt, da der jeweilige Moment in der jetzigen Form nicht festgehalten werden kann. Lediglich ein Teil des Momentes bleibt für die Ewigkeit bestehen. So spüren beispielsweise Menschen etwas Besonderes, wenn sie Familie und Verwandte sehen, sie empfinden Liebe, Freude. Das kennen wir auch von uns: Wenn wir ein Bild von unseren Freunden festhalten, die wir eine zeit lang nicht gesehen haben, so halten wir diesen Moment fest und empfinden Freude, wenn wir das Bild betrachten. Das ist ein Teil der Aura. Die komplette Aura ist aber nicht der Moment, sondern die gesamte Zeit, in der man diesen Moment erlebt hat.
Dass der Ausstellungswert eine immer größer werdende Bedeutung erlangt, beweist der Künstler Atget, der die Pariser Straßen menschenleer ablichtete und präsentierte. Es wirkt nahezu wie ein Tatort, man möchte wissen wo die Bilder gemacht worden sind, was sich vielleicht hinter der nächsten Straßenecke verbirgt. Es verliert an der menschlichen Aura, gewinnt aber an der Massentauglichkeit; sie sind Beweisstücke damaliger Zeit, was eine große politische Bedeutung mit sich bringt. Bilder wie diese gewinnen an neuen Charakterzügen, die die Welt in dieser Form noch nicht gesehen hat. Außerdem ziehen sie einen in den Bann, da es etwas noch nie zuvor gesehenes ist. Leere Straßen in Paris? Nahezu unmöglich!

Kapitel 7: Gehört die Fotografie zur Kunst?

Beginnen wir das Kapitel mit einem Zitat, Seite 486 des Aufsatzes:

»Hatte man vordem vielen vergeblichen Scharfsinn an die Entscheidung der Frage gewandt, ob die Photographie eine Kunst sei – ohne die Vorfrage sich gestellt zu haben: ob nicht durch die Erfindung der Photographie der Gesamtcharakter der Kunst sich verändert habe – so übernahmen die Filmtheoretiker bald die entsprechende voreilige Fragestellung.« Vergleichen wir die Fotografie mit der Kunst, so fehlt die Aura. Fotografie ist immer etwas Reproduziertes, nie etwas Eigenständiges, nie etwas Neues. Ohne ein Gegenüber, kann es kein Foto geben. Weil diese Aura fehlt, wurde die Fotografie nie als Kunst bezeichnest. Doch wie im Zitat schon hervorgeht, sollte man sich die Frage stellen, ob die Fotografie nicht die Kunst viel eher unterstützt bzw. sie verändert hat. Um die Aura schert sich heute keiner mehr – der geniale Punkt ist dabei das Ausstellen dieser Kunstwerke, was durch die Technik stark vereinfacht wurde.
Es fehlte an Ästhetik. Die Fotografie und der Film wurden nicht als Kulturerbe angesehen, nicht als etwas, das diesen Kult rübergebracht hatte. Es war vielmehr eine Massenbewegung, eine Massenproduktion, da beispielsweise im Film eine Verkettung von Bildern herrscht. Wo bleibt hier die Ästhetik, wenn ich keinen Moment direkt festhalte? Der Film hat seine Möglichkeiten noch nicht erfasst, wusste sich nicht neu zu präsentieren. Stattdessen war eine ein sterile Kopie von Geschehnissen wie Straßen, Bahnhöfen, Autos und mehr.

Kapitel 8: Die Aura an den Betrachter senden

Der Film hat das große Problem, dass er von einer Apparatur aus gezeigt wird. Stellen wir uns doch nur mal ein Theaterstück vor. Die Personen, die da spielen, spielen alles in »Echtzeit«, also live und können auf die Emotionen der Zuschauer besser eingehen. Der Zuschauer selbst kann sich mit dem Theaterstück leichter identifizieren, da er reale Personen vor Sicht hat. Er kann sie besser sehen, kann ihre Mimik und Körperhaltung besser deuten. Die Aura des Stückes wird übertragen. Der Film kann das nicht: Seine Aufgabe ist es, die Emotionen über eine Apparatur, ein Abspielgerät so gut wie möglich rüberzubringen, um Emotionen zu wecken. Es besteht keinerlei Verbindung zu den Menschen, die in diesem Stück eine Rolle spielen, da sie nicht greifbar und in dieser Situation nicht real sind. Um eine Verbindung herstellen zu können, muss sich der Betrachter selbst mit der Apparatur einfühlen und ein gewisses Gespür für die Emotionen zu bekommen. Der Film hat seine Aura daher stark verloren bzw. besaß nie wirklich eine.
Die Kunst ist also, die Schauspieler so gut in Szene zu setzen, dass sich der Betrachter mit ihnen gleichstellen und in Verbindung setzen kann. Sieht der Betrachter sich selbst in diesem Film, kann er Emotionen leichter erfassen und spürt regelrecht eine gewisse Aura.

Tiefer möchte ich an dieser Stelle des Aufsatzes »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« von Walter Benjamin nicht gehen. Allein die ersten Kapitel zeigen bereits, wie stark sich die technische Reproduzierbarkeit in der Kunst durchgesetzt hat. Zwar hat sie an der Aura verloren, doch gewinnt sie an der Ausstellungs- und Vervielfältigungs-Kraft!

 


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