Titel:
Die Sturmkönige - Dschinnland
Autor:
Kai Meyer
Format:
Hardcover
Preis:
10,00 € (nur noch als TB erhältlich)
Seitenzahl:
428 Seiten
Verlag:
Bastei Lübbe
ISBN:
978-3-7857-2336-4
Bewertung:
Tarik al-Jamal ist der beste Schmuggler weit und breit. Als Teppichreiter nimmt er oft Risiken in Kauf und durchquert das Dschinnland, um Ware zwischen Samarkand und Bagdad hin und her zu fliegen. Als er auf einer Reise durch die tödliche Wüste seine große Liebe Maryam verliert hört er auf zu schmuggeln. Als gebrochener Mann verdient er sein Geld mit illegalen Teppichrennen, bis er wieder auf seinen jüngeren Bruder Junis trifft, der sich durchs Dschinnland wagen will, um eine junge Frau nach Bagdad zu schaffen. Tarik hat Angst um die beiden und folgt ihnen. Dabei muss er sich nicht nur seiner eigenen Vergangenheit stellen, sondern noch viel gefährlicheren Gegnern.
Wie aus einem Märchen aus 1001 Nacht jagen Tarik, Junis und Sabatea durch das gefährliche Dschinnland. Ein unfassbares Buch, das mich komplett überrascht hat.
Durch die „" Challenge bin ich auf dieses Buch gekommen. Eine Aufgabe lautete, jemand anderen ein Buch aussuchen zu lassen. Via Twitter habe ich eine Umfrage gestartet und „Dschinnland" hat gesiegt. Ich hatte schon vieles von dem Buch gehört und war sehr gespannt. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass mich das Buch derart fesseln würde, als ich es aufgeschlagen habe.
„Hier oben hatten sie das letzte Mal beieinandergelegen, [...] Über ihnen die Sterne, so wie heute Nacht. Ganz nah an ihren Ohren das Rieseln der Sanduhr: das Flüstern der Zeit, die ihnen blieb." ( S. 108 )
Das Buch startet schon unfassbar spannend und als allererstes hat mich die unglaubliche Atmosphäre der Geschichte gepackt. Kai Meyer versetzt mich direkt in 1001 Nacht. Ein atemberaubendes Teppichrennen findet statt. Tarik ist an der Spitze, doch der schwierigste Teil liegt noch vor ihm. Die Geschichte nimmt, genauso wie der Teppich, schon ab der ersten Seite an Fahrt auf und bringt direkt im ersten Kapitel die Magie in der Geschichte zur Geltung. Ich habe mich sofort hineinfallen lassen können und mir alles vorstellen können. Die Wüste, den Wind, den Palast und die Soldaten. Alles war wie in einem Film direkt vor mir und es hat so großen Spaß gemacht gemeinsam mit Tarik diese Reise zu beginnen.
Direkt zu beginn wird auch klar, dass dieses Buch nicht wirklich für junge Leser geeignet ist. Es geht nicht nur recht ruppig zu, sondern auch teilweise sehr explizite Sexszenen haben mir verdeutlicht, dass es sich keineswegs um ein Jugendbuch handelt. Die Charaktere sind alle über 20, was ich zu Beginn der Geschichte nicht wusste, und somit bin ich wohl gerade in der richtigen Zielgruppe. Und besonders die Atmosphäre und die Magie in der Geschichte haben mich richtig begeistert.
Doch nicht nur das, war es, was mich an die Seiten gefesselt hat. Auch die Charaktere, die man nach und nach besser kennen lernt, sind faszinierend.
Tarik ist ein gebrochener Mann, der durch die Geschehnisse in seiner Vergangenheit nicht nur seine große Liebe verloren hat, sondern auch seinen Lebenswillen. Er jagt in halsbrecherischen Teppichrennen irgendwelchem Geld nach, das er anschließend durch Alkohol wieder verliert. Er hat sich komplett aufgegeben. Als er beim Teppichrennen seinen Bruder wieder trifft, verändert sich etwas und als das Vorhaben von Junis ans Licht kommt weckt dies längst vergessene Gefühle in Tarik. Er möchte nicht noch einen Menschen im Dschinnland verlieren und da er diese gefährliche Reise mehr als einmal lebend durchgestanden hat, so will er Junis begleiten und beschützen. Ebenso seine geheimnisvolle Begleiterin Sabatea. Tarik ist auf der einen Seite unergründlich und auf der anderen Seite kann man viele seiner Entscheidungen vorhersehen. Er hat durch Maryams Verlust vergessen was es bedeutet wirklich zu leben und vor allem Sabatea zeigt ihm, was es heißt, noch da zu sein. Er wacht auf und erlebt wohl sein größtes Abenteuer mit seinem jüngeren Bruder und dieser faszinierenden jungen Frau.
„Wenn die ganze Welt von Ungeheuern bevölkert ist, und du bist der Einzige Mensch - wer ist dann das Ungeheuer?" ( S.236 )
Sabatea hat nicht nur Tariks Interesse geweckt, sondern auch meines. Was hat es mit dieser jungen Frau auf sich, die so fest entschlossen ist nach Bagdad zu gehen? Sie sagt nur ihren Namen, nicht, woher sie stammt und was sie in Bagdad zu tun hat. Sabatea hat viel Geld, bietet Junis unglaublich viel an, doch was führt sie wirklich im Schilde? Hat sie etwas zu verbergen? Und wenn ja, was ist ihr großes Geheimnis? Der Versuch, aus ihr schlau zu werden ist mir lange nicht gelungen. Dann jedoch kam mir ein Gedanke und letztlich hat sich dieser Verdacht tatsächlich bestätigt. Ein toller Einfall des Autors, der einen weiteren spannenden Erzählstrang eröffnet. Sabatea hat mir super gut gefallen, auch wenn mir diese doppelte Dreiecksgeschichte nicht wirklich zugesagt hat. Schließlich stand nicht nur Sabatea zwischen den Brüdern, sondern vor ihr schon Maryam. Das hätte in meinen Augen nicht unbedingt sein müssen. Das ist auch der Grund, wieso es nicht für fünf Sterne gereicht hat. Diese Dreiecksgeschichten gehen mir immer auf die Nerven und vor allem, wenn es in doppelter Weise passiert, was dann einfach zusätzlich für unnötige Auseinandersetzungen sorgt. Das hätte nicht sein müssen, denn das Buch hätte auch sehr gut ohne dieses Geplänkel funktioniert.
Von Junis erfährt man leider nur sehr wenig und sporadisch etwas. Über ihn hätte ich wirklich gerne mehr gewusst, einfach, um ihn besser einordnen zu können. Er wirkt auf mich wie ein trotziger kleiner Bruder, der immer das haben will, was der ältere Bruder bereits hat und deshalb ständig eifersüchtig ist. Aus diesem Grund wirk er auch risikobereiter und vielleicht auch radikaler. Junis will Tarik beweisen, dass er ebenso gut sein kann, wie er. Dass er sich und andere dabei in Gefahr bringen kann, vergisst er schnell, was allerdings sehr gut zu seinem Charakter gepasst hat.
Hervorzuheben sind aber nicht nur die Charaktere, sondern auch der besondere Schreibstil. Was mich in „Die Seiten der Welt" nicht so richtig überzeugen konnte, hat mir umso besser in „Dschinnland" gefallen. Die Art, wie Kai Meyer erzählt, hat mich nur noch mehr an die Seiten geheftet. Er hat mich komplett für seine Geschichte einnehmen können.
Vor allem die Magie und die Charaktere haben mich in diesem Buch fasziniert und begeistern können. Das Setting im 1001 Nacht Stil hat mir wunderbar gefallen und ich konnte mir alles wirklich perfekt vorstellen. Kai Meyer hat einen genialen Schreibstil und mich komplett an sein Buch gefesselt. Ich hätte nicht erwartet, dass mich die Geschichte so begeistern würde und ich freue mich darauf, Band 2 bald zu lesen.