Da es in der deutschen Wissenschafts-Berichterstattung mehrfach falsch oder höchst un- und missverständlich dargestellt wird (Spektr. d. Wiss., Bild d. Wiss.), hier noch mal der Hinweis: Laut einer neuen Studie (1) gab es lange Jahrtausende in Südfinnland, im Baltikum und bis zum Don die sesshafte Kultur der Grübchenkeramik (engl. "Comb Ware culture"), die - wie die Ertebolle-Kultur anderwärts im Ostseeraum - vor allem vom Fischfang, von der Jagd und vom Sammeln lebte und die noch keine Tierhaltung und keinen Ackerbau kannte.
In Finnland wurde die Rinderhaltung und - wahrscheinlich - auch Ackerbau erst eingeführt dadurch, dass die sich weit über Ost- und Mitteleuropa bis nach Skandinavien verbreitenden Schnurkeramiker um 2.500 v. Ztr. auch nach Finnland kamen. In ihrer Keramik verkochten sie Fett, das aus Tierproduktion stammte (Milch und Fleisch), und das die Wissenschaftler nachweisen konnten.
Mit dem Ackerbau der Bandkeramik jedoch, wie das in einigen Berichten anklingt, hatte Finnland nie etwas zu tun. Und auch die Grübchenkeramik, die sich bis zum Don erstreckte, hatte mit domestizierter Tierhaltung offenbar nichts zu tun.
Heute gehören die Finnen zu den Völkern mit dem höchsten Prozentsatz an erblichen Rohmilch-Verdauern im Erwachsenenalter. Das neue Forschungsergebnis bekräftigt einmal erneut, dass sich die Gene für diese Eigenschaft durch die Schnurkeramiker in Europa ausgebreitet haben und durch diese auch nach Finnland kamen und sich dort hielten, obwohl und weil nach dem Untergang der schnurkeramischen Kultur in Finnland eine Mischkultur mit Elementen der Grübchenkeramik und mit Elementen der Tierhaltung weiter existierte (s.a. 2). _____________________________________________
Posted by Ingo Bading um 09:53 Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!In Twitter freigebenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen Labels: Archäologie, Mesolithiker, Neolithikum
Ländliche Gegend in Finnland
Die sonst im Ostseeraum verbreitete Trichterbecherkultur, die die Ertebolle-Kultur ablöste, z. T. auch die Grübchenkeramik, kam nie nach Finnland.In Finnland wurde die Rinderhaltung und - wahrscheinlich - auch Ackerbau erst eingeführt dadurch, dass die sich weit über Ost- und Mitteleuropa bis nach Skandinavien verbreitenden Schnurkeramiker um 2.500 v. Ztr. auch nach Finnland kamen. In ihrer Keramik verkochten sie Fett, das aus Tierproduktion stammte (Milch und Fleisch), und das die Wissenschaftler nachweisen konnten.
Mit dem Ackerbau der Bandkeramik jedoch, wie das in einigen Berichten anklingt, hatte Finnland nie etwas zu tun. Und auch die Grübchenkeramik, die sich bis zum Don erstreckte, hatte mit domestizierter Tierhaltung offenbar nichts zu tun.
Heute gehören die Finnen zu den Völkern mit dem höchsten Prozentsatz an erblichen Rohmilch-Verdauern im Erwachsenenalter. Das neue Forschungsergebnis bekräftigt einmal erneut, dass sich die Gene für diese Eigenschaft durch die Schnurkeramiker in Europa ausgebreitet haben und durch diese auch nach Finnland kamen und sich dort hielten, obwohl und weil nach dem Untergang der schnurkeramischen Kultur in Finnland eine Mischkultur mit Elementen der Grübchenkeramik und mit Elementen der Tierhaltung weiter existierte (s.a. 2). _____________________________________________
- Lucy J. E. Cramp: Neolithic dairy farming at the extreme of agriculture in northern Europe ...
- Khan, Razib: On the limes of the modes of production. .....
Posted by Ingo Bading um 09:53 Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!In Twitter freigebenIn Facebook freigebenAuf Pinterest teilen Labels: Archäologie, Mesolithiker, Neolithikum
Dieser Beitrag ist:.