Die Schatten von Belfast | Rezension

Nachdem ich von Ellen Dunnes Buch Wie du mir ja ganz begeistert war, hat diese mir die Bücher von Stuart Neville empfohlen und der Aufbau-Verlag war so nett mir ein Rezensionsexemplar  zur Verfügung zu stellen. Dank Ellens Bilder zu den Handlungsorten ihres Buches, die ich freundlicherweise auch veröffentlichen durfte, hatte ich zu einigen Orten in Die Schatten von Belfast auch ein Bild vor Augen, was ich persönlich ganz nett fand :-)

Die Schatten von Belfast

von Stuart Neville

Gerry Fegan hat im Auftrag der IRA zahlreiche Menschen ermordet und dafür seine Strafe im Gefängnis abgesessen. Nach seiner Entlassung findet er ein vollkommen verändertes Belfast vor, in dem Leute wie er keinen Platz mehr haben. Aber das ist nicht sein größtes Problem - alles was Gerry will, ist endlich wieder schlafen zu können. Aber die Schatten lassen ihn nicht in Ruhe, sie kommen bei Tag, aber vor allem in der Nacht und gönnen ihm keine Ruhe. Sie wollen Rache und Gerry soll ihnen diese Rache verschaffen. Um endlich Ruhe zu finden sucht er nun die Leute, die ihn damals beauftragt haben und tötet einen nach dem anderen....

Mein Eindruck:

Ziemlich eindringlich schildert Stuart Neville die Nöte, Ängste und inneren Konflikte seine Hauptcharakters der sich  plötzlich im augenscheinlich friedlichen Nordirland wieder zurechtfinden muss. Ehemalige Weggefährten die sich mit den neuen Verhältnissen arrangiert haben verschaffen ihm zwar über Beziehungen einen Pseudo-Job, so dass er seinen Lebensunterhalt finanzieren kann, aber sein eigentliches Problem, das schlechte Gewissen, lässt sich damit nicht lösen. Das begleitet ihn in Form von 12 Schatten oder Geistern rund um die Uhr und fordert Genugtuung und in der Hoffnung endlich Ruhe zu finden gibt er diesen Forderungen nach.

Ungewollt spielt Gerry mit seinen ersten Racheopfern der alten Führung noch in die Hände und man lässt ihn gewähren, doch das Blatt wendet sich schnell und er wird selbst zum Gejagten. Während Gerry Fegan weiter Jagd auf seine ehemaligen Auftraggeber macht, ist ihm ein britischer Spion auf den Fersen der ihn unschädlich machen soll um den ohnehin sehr zerbrechlichen Frieden nicht weiter zu gefährden.

Als Leser begleitet man Gerry von Mord zu Mord, unterstützt durch die Benennung der Kapitel, die wie in dem alten Kinderlied "Zehn kleine Negerlein" von Opfer zu Opfer herunterzählt und man ahnt  natürlich was im Verlauf des Buches passiert.  Genau wie in dem Lied verschwinden so auch nach und nach Gerrys Schatten, nach jedem Mord einer, bis nachher zum Showdown nur noch ein Einziger über ist. Trotzdem hat es für mich die Spannung nicht gemindert zu wissen, wer als nächstes dran ist.

Auch an die Fans von eher blurünstigen Schilderungen ist gedacht worden den keiner der Charaktere im Buch ist wirklich zimperlich im Umgang mit seinen Gegnern. Da ich das in diesem Buch weniger als Effekthascherei empfand als in so manchem anderen Thriller sondern eher passend zur Grundstory sah, hat es mich persönlich dann auch nicht sonderlich abgestoßen.

Stuart Nevilles Beschreibungen der Charaktere sorgen dafür, dass ich mich als Leser recht schnell auf Gerrys Seite geschlagen habe, denn seine Gegenspieler sind alle durchweg sehr unsympathisch gezeichnet und sind das was man gemeinhin als "Kriegsgewinnler" bezeichnet. Sie haben sich schnell und effizient an die neuen Verhältnisse angepasst, profitieren vom neuen Aufschwung und von alten Verbindungen. Diese Mischung aus Politik, Korruption und Manipulation macht es einem natürlich leicht, seine Sympathien zu  verteilen und irgendwie habe ich es Mr. Fegan schon gegönnt zur Ruhe zu kommen, trotz der eher fragwürdigen Methode.

Die Frage ob "Auge um Auge" die richtige Methode ist um eine Schuld zu sühnen stellt sich natürlich zwangsläufig im Verlauf des Buches, aber Stuart Neville beantwortet sie nicht, sondern überlässt es dem Leser darauf eine Anwort zu finden. Aber auch wenn ich es nicht für die richtige Methode halte, konnte ich durchaus ein gewisses Verständnis dafür aufbringen - politisch und moralisch vielleicht nicht unbedingt korrekt fand ich schon auch, dass der eine oder andere vedient hatte was ihm geschah.

Etwas schwierig fand ich es für mich in dem Buch immer auseinanderzuhalten, wer denn nun welcher Fraktion angehört und als Nicht-Ire hätte ich hier ein Glossar nett gefunden um ohne Wikipedia herauszufinden welche Gruppierung sich hinter welcher Bezeichnung verbirgt und was z.B. Loyalisten sind. Ich habe mir dann mit einem anderen Buch, in dem es ein solches Glossar gab beholfen oder das Internet befragt - aber das hätte man einfacher haben können. Dazu kam dann noch, dass Namen nicht konsequent gleich geschrieben wurden, so gab es mal Eddie Doyle und mal Eddy Coyle - es dauerte immer ein bisschen bis ich begriff, dass das ein und dieselbe Person war.

Aber diese eher kleinen Mängel haben das Lesevergnügen an sich nicht so wahnsinnig gestört und ich habe ich auf rund 440 Seiten ausgesprochen spannend unterhalten gefühlt. Im Anhang gibt es dann auch gleich einen kleinen Vorgeschmack auf den zweiten Band Blutige Fehde - da weiß ich doch schon mal was ich als nächstes Buch lesen möchte. Auf der Homepage des Autors habe ich gesehen, dass es auch einen dritten Band gibt, allerdings bisher nur auf Englisch, mit dem Titel Stolen Souls. Ich hoffe mal, das es auch diesen Band dann im Aufbau-Verlag geben wird - ich hab gern alle Bände einer Reihe hübsch einheitlich :-)

Mein Fazit:

Die Schatten von Belfast ist ausgesprochend spannend. Wer Polit-Thriller mag und/oder sich für die Norirland-Thematik interessiert, dem kann ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen. Von mir bekommt es 5 von 5 Drachen.

 5von5

Buchinfos   Titel: Die Schatten von Belfast
   Autor: Stuart Neville
   Verlag: Aufbau Verlag
   Genre: Thriller
   Erscheinungsjahr: 2012
   ISBN: 978-3-7466-2857-8
   Form: Taschenbuch,  448 Seiten
   Preis: 9,99 €

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