Seit Norbert Blüm (CDU), als Minister vor 30 Jahren verkündete, dass die Rente sicher wäre, vergeht kaum ein Monat, wo den älteren Menschen in Deutschland nicht erzählt wird, wie unglaublich alt diese werden, und was dies für eine gewaltige Aufgabe für die jüngere Generation sei. Da werden Statistiken ans Licht gezerrt, die uns ein Horrorbild aufzeigen, wenn zwei arme junge Menschen einen satten und faulen Rentner mitversorgen müssen. Ganz ehrlich, wer fühlt sich da von uns nicht schlecht, vor allem dann, wenn wir uns unsere Kinder vorstellen, wie diese täglich 18 Stunden schuften müssen, nur damit wir dreimal im Jahr in den Urlaub fliegen können? Eben! Dieses wird natürlich geschickt in Szene gesetzt, vor allem, wenn es mal wieder um das Renteneintrittsalter geht. Das war mal offiziell 65 Jahre (lag aber real unter 60, da der Staat die Frühverrentung monitär unterstützte), dann 67 und nun 69? Die ersten Politiker und Wirtschaftsweisen verlangen bereits ein Renteneintrittsalter von 72 Jahren, um dem kommenden drohenden Finanzloch zu entgehen, aber wie alt werden wir wirklich, und wie kommt es zu diesen Altersstatistiken? Hand mal hoch! Wer weiß denn genau, wie so etwas berechnet wird? Dachte ichs mir doch. Ich werde jetzt versuchen, den Sachverhalt mit so wenigen Worten und wenig unglaublich öden Begriffen zu erläutern. Danach soll sich jeder selbst ein Bild von der Situation machen.
Die Berechnung unseres Alters wird mit Hilfe von Sterbetafeln ertsellt. Diese wurden vom Engländer John Graunt im Jahre 1662 entwickelt und dafür nahm er die Informationen aus dem Londoner Sterberegister, wo er damals arbeitete. Es ist also eine sehr alte Methode, um unsere Lebenserwartung zu berechnen. Im Prinzip handelt es sich um bestimmte Personengruppen, welche die Grundlage für die Berechnung bildete. Jeder von Ihnen hätte jetzt doch gedacht, man würde einfach alle Sterbefälle zählen, gucken wer männlein/ weiblein ist und dann „Zack“ hat man unsere Lebenserwartung. Falsch! Lediglich das Geburtsjahr kam später noch hinzu, damit die Statistik etwas genauer würde, doch es handelt sich um fiktive Annahmen und niemals um reale Werte, denn es ist zwar möglich eine genaue Berechnung vorzunehmen, aber diese würde sich fast täglich ändern, wenn auch nur geringfügig. So wird jedes Jahr eine neue Prognose abgegeben (für zwei Jahre), die IMMER auf den Zahlen der letzten Auswertung basiert. Auch deshalb werden wir jedes Jahr statistisch gesehen älter, zuletzt aber eben nicht mehr. Warum?
2015/ 2017 würden Männer (die in diesen Jahren geboren wurden) statistisch 78 Jahre alt (ich lasse die Kommazahlen mal weg) und Frauen (im selben Zeitraum) 82 Jahre alt. Daraus, und aus unserem Geburtsjahr (bei mir 1964) wird ebenfalls die Lebenserwartung meiner Generation erstellt, egal unter welchen Umständen ich gelebt habe. In die Berechnung fließt nur ein, dass ich als Mann ungesünder lebe (ich rauche und trinke nicht, bewege mich aber viel) und meine Frau länger lebt, weil sie sich gesünder ernährt (von wegen) und die Babyjahre überstanden hat, ohne daran zu sterben. Fertig ist das Lebensalter. Leider funktioniert so gar kein Leben, was der Statistik aber völlig wurscht ist, weshalb sie ja auch nicht stimmt, aber politisch gesehen gut funktioniert. Aber leben wir nicht wirklich viel länger als früher?
Natürlich tun wir das! Doch sind die meisten Männer kaum über ihr Renteneintrittsalter hinaus gekommen (so um 1950) und für Frauen ließ der Stress des Ehelebens deutlich nach dem Tod des Göttergatten nach, weshalb diese auch etwas länger im Durchschnitt lebten. Kompliziert? Nein, gar nicht, denn auch heute sind Stressfaktoren im Alltag und im Beruf ein Teil dieser Sterbetafelwerte, nur fußen die eben nicht auf einer komplett neuen Erfassung unserer Umstände, sondern werden lediglich als Hilfswert herangezogen. So wurde noch nicht darauf reagiert, dass Rückenleiden bei den Deutschen nicht mehr auf Platz Eins stehen, sondern jetzt hinter psychischen Beschwerden liegen, welche jeden 4. Deutschen im Laufe seines Lebens heimsuchen. Keine gute Zahl um wirklich alt zu werden. Die besten Chancen für ein hohes Alter sind genetische Voraussetzungen und die haben nur bedingt mit der Lebensweise zu tun, so wie in vielen südeuropäischen Ländern oder wie in Japan, wo die Menschen weltweit am ältesten werden. Die Mär von den Dörfern der Hundertjährigen ist eben nur eine Mär und liegt weder an der entspannten Lebensweise oder unendlichen Litern von Olivenöl und rohem Fisch. Es wurde innerhalb der engen Gemeinschaft einfach vererbt. Das ist nicht gerade sexy als Marketinginstrument, weshalb es auch oft verschwiegen wird. Doch auch diese Menschen weiten die Statistik nach oben aus.
Wir haben zwar eine sehr viel bessere Medizin als früher, doch eine künstliche Hüfte hatte mein Opa ebenfalls. Das meiste Geld bleibt bei neuen Medikamenten kleben, ob die nun wirklich neu sind oder nur „verbessert“ weiß, außer dem herstellendem Konzern, niemand. Dabei sterben hundertausende jedes Jahr in Krankenhäusern durch Keime und falsche Behandlungen. Die meisten unserer Lebensmittel verdienen diese Bezeichnung überhaupt nicht, denn durch die immense Zahl an Inhaltsstoffen, Giften bei der Herstellung und Genmanipulation bei Pflanzen und Tieren sind überhaupt keine Spätfolgen abzusehen, ebenso wie in der Kosmetikbranche, die teilweise duzende Stoffe zusetzt, welche sich im Körper anreichern, und deren Nebenwirkungen nicht bekannt sind, ganz zu schweigen von den Spätfolgen! Dazu genverändernde Substanzen, welche sich in unserem gesamten Leben breit machen, von billigen schwarzen Schuhen, über Strahlentechnik, Klamotten und der gesamten Wohnungseinrichtig. Da rede ich noch nicht einmal vom Stadtleben mit seinen ganzen Abgasen. Wer jetzt übrigens denkt, die Landluft wäre gesünder, irrt sich gewaltig! Wir sind also so vielen einflußreichen Faktoren ausgesetzt, dass ein realistisch eingeschätzer Abgang unsererseits überhaupt nicht möglich ist, und doch wird dies vorgegaukelt. Warum?
Nehmen wir mal die Versicherungsbranche, welche eigene Sterbetafeln erstellt, weil die staatlichen nicht ihre relevante Statistik abbildet, und das kommt so. Menschen, welche sich versichern (können) sind zumeist besser mit Geld ausgestattet, investieren mehr in ihre Altersvorsorge und wollen nach Auszahlung der Lebensversicherung möglichst lange etwas vom Geld oder der monatlichen Zusatzrente haben. Da wäre es doch blöd, wenn man stürbe ohne wirklich etwas von der Kohle gehabt zu haben, oder? Riesterrente & Co. lassen grüßen. Da diese Ansprüche nicht oder nur teilweise vererbt werden können, ist dies natürlich ein wahnsinnig lukratives Geschäft (inzwischen nur von der unsäglichen Zinspolitik der EZB kastriert, denn höhere Zinsen locken ja die Kunden an) und nirgends bei Versicherungen gibt es so hohe Prämien für den Verkäufer wie in der Kapitalanlage. Da fließen tausende Euro in dessen Tasche ohne das Sie etwas davon hätten, außer Arbeit. Je nach Nutzer und Organisation variieren deshalb die Lebenserwartungen der Menschen erheblich. Werden Männer bei der WHO (Weltgesundheitsorganisation) noch 69 Jahre alt und die Frauen 72, ist die Versicherung schon großzügiger und lässt Männer 89 Jahre alt werden und Frauen sogar 94. Das soll dann der Durchschnitt sein!?
Zum Abschluss noch mal eine kleine Wirtschaftsberechnung von mir. Wenn wir dann alle so um die 90 Jahre alt sind und es kaum noch Nachwuchs gibt (wir sind ja kein Einwanderungsland, sondern eine unantastbare Insel) wird es so wenige Arbeitskräfte geben, dass diese dann soooo fürstlich entlohnt werden müssen, dass es überhaupt kein Rentenproblem gibt, da die ganzen Rentner und Pensionäre problemlos von den ganzen Besserverdienern mitgeschleppt werden können. Aber mal im Ernst. In den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl an Arbeitskräften stetig sinken, da die Digitalisierung der Welt diese Menschen überhaupt nicht benötigt. Landmaschinen werden satellitengestützt über Felder fahren, Computer werden Maschinen steuern und alles was Menschen dann noch machen sind die Tätigkeiten, welche nicht durch Programme ersetzt werden können, denn Unternehmen existieren nicht für ihre Mitarbeiter, sondern ausschließlich für den Gewinn, und der steigt bei jedem Mitarbeiter, der für die Zukunft wegfällt. Sogar Bücher können bereits von PC-Programmen geschrieben werden. Arme Welt! Es ist also notwendig unser Wirtschaftssystem zugunsten aller Menschen zu ändern und nicht nach dem Willen einiger weniger.
Jetzt muss sich ja niemand mehr Sorgen machen, wie er/ sie mit 90 Jahren noch die Miete bezahlen soll, denn der Stress des Lebens hat Sie bereits deutlich früher als jede gefälschte Statistik in Grab gebracht, womöglich in den Niederlanden oder Polen, da ist das billiger und man kann Sie im Pappsarg verkokeln. Sehen Sie, da haben wir doch noch etwas positives an der Sterbetafelstatistik gefunden. Ich wünsche weiterhin frohes Schaffen und wenn Sie sich mal nicht gut fühlen, keine Bange, gerade SIE werden uralt!
Ihr, Arno von Rosen