Die Qual der Wahl: Heute mal in Ägypten

Ägypten ist ein sehr schönes schlechtes Beispiel dafür, wie Demokratie funktioniert: Man setzt den Ex-Autokraten und seine Clique ab, lässt die Leute irgendwie demokratisch irgendwen anders wählen, aber die Probleme bleiben, ja, verschlimmern sich: Nach einem Jahr Mursi ist die wirtschaftliche Lage des Landes desolat, nur Korruption und Elend haben weiterhin Hochkonjunktur.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass religiöse Eiferer wie die von der Muslim-Brüderschaft nicht unbedingt die demokratischen bzw. wirtschaftlichen Kernkompetenzen für sich gepachtet haben, egal wie demokratisch sie an die Macht gewählt wurden – und inzwischen wird ja zugegeben, dass es mit der Demokratie bei der Wahl im vergangenen Jahr wohl doch nicht so weit her war, denn nicht mal jeder zehnte wahlberechtigte Ägypter soll überhaupt gewählt haben – das bedeutet, dass nur ein Bruchteil der Bevölkerung überhaupt irgendwas mit der aktuellen Politik am Hut hat. Die meisten werden dermaßen mit dem täglichen Überleben beschäftigt sein, dass sie gar nichts anderes im Sinn haben. Und das spricht weder für das System Mubarak, noch für das System Mursi.

Auf jeden Fall ist es bemerkenswert, dass Millionen von Ägyptern, die vor zwei Jahren auf die Straße gingen, weil sie Mubarak und seinen autoritären Militär-Apparat nicht mehr haben wollten, nun darüber jubeln, dass das gehasste Militär jetzt gepuscht und die offenbar unfähige Regierung Mursi einfach mal abgeräumt hat. So würde man einen militärischen Staatsstreich sonst korrekterweise doch nennen. Offenbar ist das Militär in Ägypten die einzige Institution, die noch funktioniert und das ist kein Wunder, denn die USA unterstützen das ägyptische Militär mit über einer Milliarde Dollar jährlich, zahlreiche ägyptische Offiziere erhalten einen Teil ihrer Ausbildung bei den US-Streitkräften. Durch die Finanzspritzen aus den USA ist das Militär auch eine wichtige Stütze für die ägyptische Wirtschaft – ohne liefe vermutlich gar nichts mehr.

Für die USA sind die Ägypter ein wichtiger Sicherheitspartner für den Nahen und Mittleren Osten, in dem es sonst ja nicht gerade von Freunden der USA wimmelt – vom winzigen Israel und dem stinkreichen Gottesstaat Saudi-Arabien einmal abgesehen. Deshalb geht auch in Ordnung, dass Sicherheit größer geschrieben wird als Demokratie – es ist schon fast wieder lustig, wie sich US-Präsident Obama oder Bundeskanzlerin Merkel verrenken mussten, um das Vorgehen des Militärs, das ja nun eindeutig ihrer freiheitlich-demokratischen Ideologie zuwiderläuft, so zu missbilligen, dass es nicht damit nicht beleidigt wird.

Denn Freunde der Regierung Mursi sind sie ja nun beide nicht geworden. Deshalb hat Obama ja auch ausdrücklich gesagt, dass das Militär doch bitte schön verantwortungsvoll handeln und die Macht möglichst schnell wieder an EINE demokratisch gewählte, zivile Regierung übertragen solle.

Dann hoffen wir mal, dass sich die Ägypter beim nächsten Versuch nicht wieder so furchtbar verwählen.



wallpaper-1019588
Jonas Deichmann und die Challenge 120 – MTP Folge #094
wallpaper-1019588
UNIQLO – Neue Kollektion zu “Kaiju No. 8” vorgestellt
wallpaper-1019588
I Got a Cheat Skill in Another World: Serie jetzt auch bei Amazon vorbestellbar
wallpaper-1019588
Garouden: The Way of the Lone Wolf – Netflix-Anime angekündigt