"Salus Advenit" heißt aus dem Lateinischen übersetzt "das Heil ist gekommen". Der Titel des dritten Albums der Priester ist wohl gewählt, denn es geht um die Geburt Jesus Christus und damit um den Kern des christlichen Glaubens an sich. Die Priester laden uns zu einer spirituellen Reise in die Adventszeit, zur Vorbereitung auf das große Fest der Liebe und damit zum Innehalten ein. Es ist also kein Weihnachtsalbum im eigentlichen Sinne, sondern ein meditatives Werk, das von der Mystik geprägt zur religiösen Kontemplation und inneren Einkehr einlädt.
Im Jahr 2011 trafen mit Abtprimas Nokter Wolf und dem Zisterzienser-Mönch Karl Wallner zwei Musikbegeisterte aufeinander, die sich das Gleiche fragten: Lässt sich über moderne Klänge Gottvertrauen an Zuhörer vermitteln? Sie machten sich auf die Suche und fanden in der heutigen Besetzung die drei idealen Persönlichkeiten dafür: Pater Vianney Meister, Abt Rhabanus Petri und Diözesanpriester Andreas Schätzle. Von der Grundidee ihres Schaffens, moderne Rhythmen auf schwebende gregorianische Choräle und mittelalterliche Klangkonstruktionen auf moderne, poporientierte Sounds zu setzen, weichen die Priester auch auf "Salus Advenit" nicht ab. Der Klang ist als Ganzes nur etwas ruhiger, mystischer und meditativer als bei den beiden Vorgängeralben. Heraus kommt Musik, die in Kopf und Herz zugleich dringt, Trost und Zuversicht spendet und damit eine ganz eigene göttliche Symbolik versendet. Speziell die gregorianisch geprägten Stücke wie "Rorate Caeli" sind klingende Wegweiser christlicher Mystik. Rorate lautet der Beginn einer Antiphon in der katholischen Liturgie. Der Text Rorate caeli desuper "Tauet, Himmel, von oben" stammt dabei aus dem alttestamentlichen Buch Jesaja (Jes 45,8 VUL). Als Rorate Messen werden Messfeiern bezeichnet, die im Advent frühmorgens vor Sonnenaufgang, örtlich auch am Abend bei Kerzenschein gefeiert werden. Diese wunderbare Atmosphäre übernimmt die Komposition und schwebt in sanften Klängen zum Sonnenaufgang dahin. Auch der Hymnus "Conditor alme siderum" verfolgt diese meditative, ruhige Linie. Der Titel geht in seinem Grundbestand auf die Spätantike zurück und wendet sich an Christus, preist ihn als den ewigen, mit dem Vater wesensgleichen Gottessohn, der aus der Jungfrau Maria Mensch wurde, um die todverfallene Menschheit und so die ganze Schöpfung zu erlösen.
Ein unverkennbarer Höhepunkt auf "Salus Advenit" ist der von christlicher Mystik erfüllte Choral "Et Ideo" von Hildegard von Bingen. Das geistliche Lied verströmt - vor allem auch durch die wunderbare Stimme Mojca Erdmanns - eine kontemplative Kraft, die den Hörer einfängt und durch das orchestrale Arrangement in eine klanggewaltige Welt des Glaubens entführt. Die in Hamburg geborene Sopranistin Mojca Erdmann, die auch bei dem Choral "Ubi – Ibi" dem Stück stimmlich Glanz verleiht, zählt zu den bedeutendsten und vielseitigsten Stars der internationalen Musikszene und wird von Kritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert. So hatte sie u.a. schon Arrangements an der Wiener Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen, an der Berliner Staatsoper, am Theatre des Champs-Elysees in Paris und der Metropolitan Opera New York.
Doch wer denkt, dass das Album ausschließlich mit adventlichen Chorälen aufwartet, liegt falsch. Die Priester nehmen sich auf "Salus Advenit" auch wieder bekannten Weihnachtsliedern an. Ein schönes Beispiel hierfür ist das bekannte Lied "Ein Kind kommt aus Bethlehem", das mit einer ausgewogenen Mischung aus Popappeal und beschwingter, mittelalterlicher Instrumentierung aufwartet und die Freude über die Geburt Christi erfahrbar macht.
Mit "In Dulci Jubilo", "Maria durch ein Dornwald ging", "Ich steh an deiner Krippe hier" und "Oh Heiland, reiß die Himmel auf" sind noch weitere bekannte Weihnachtslieder in neuer, mutiger Interpretation zu hören. Besonders "Oh Heiland, reiß die Himmel auf" bewegt durch seine ruhiges, an Minimal Music erinnerndes, Arrangement. Heiter und fröhlich stimmt das lateinische "Quem pastores laudavere" auf Weihnachten ein. Es ist ein lateinisches, kirchliches Weihnachtslied im Wechselgesang, dem Quempas. Von den ersten beiden Silben des Liedes leitet sich auch der Begriff Quempas als Synonym für den vor allem in Deutschland und Böhmen beliebten, mittelalterlichen Wechselgesang ab. Das Lied ist authentisch mit mittelalterlicher Instrumentierung arrangiert und bringt die Lebensfreude dieser Epoche auch im geistlichen Gesang zum Ausdruck. Zum Schluss des Albums erklingt zum besinnlichen Ausklang mit dem Choral "Alma redemptoris mater" (Erhabene Mutter des Erlösers) eine marianische Antiphon, die im Stundengebet der katholischen Kirche in der Advents- und Weihnachtszeit entweder nach der Vesper oder nach der Komplet gesungen wird. Benannt ist die Antiphon nach den ersten drei Worten des lateinischen Textes, der vor 1054 von Hermann von Reichenau, einem Benediktiner der Abtei Reichenau, geschrieben wurde. Mit diesem getragenen und erhabenen gregorianischen Choral führen uns die Priester zum reinen, tiefen Glauben und damit zurück zu den Ursprüngen des Christentums.
"Salus Advenit" - "das Heil ist gekommen" - wir erfahren es mit jedem Ton, jeder Schwingung, die in uns allen etwas Positives und Göttliches zum Klingen bringt. Ein Lied wie ein Gebet, das war der Ursprung der musikalischen Idee der Priester, die sich auf "Salus Advenit" mit seiner wunderbaren klingenden Botschaft zur Geburt Christi auf Trefflichste erfüllt!