Die Politik liegt im Sterben

Dieser Satz darf irritieren, denn ich war (wie einige meiner Leser wissen) einst politisch sehr aktiv. Wobei „einst“ kaum das richtige Wörtchen sein dürfte, wenn man nur bis zur letzten Landtagswahl in Bayern zurückblicken muss… Ich war Ortsvorsitzende einer Kreisstadt, war im Kreisvorstand tätig, saß in Ausschüssen zu Wirtschafts- und Rechtsthemen, reiste als Delegierte zu Parteitagen, engagierte mich hier und da und ließ mich zuletzt sogar als Kandidatin aufstellen (und war sehr erschrocken über das gute Abschneiden der FDP und mein persönliches Ergebnis – und heilfroh, als mir drei Wählerstimmen zu meinem „Glück“ gefehlt hatten!). „Einst“… Tja, es wirkt wirklich so. Lang, lang her ist´s dass mich die FDP so überzeugen konnte, dass ich viel Zeit für sie investierte. Vorbei. Mehr noch: Ich bin 2009 ausgetreten! Nein, diese Partei, die mit ihrem Einzug ins bayerische Landesparlament und der in die Bundesregierung total die Bodenhaftung verloren hat, ist schon lange nicht mehr meine Partei. Und noch mehr: Politik langweilt mich. Ich habe darüber nachgedacht, warum das so ist und wie es soweit kommen konnte. Es ist ganz einfach:

 

Es gibt keine Politikerpersönlichkeiten mehr, die mich mitreißen, die erreichen, dass ich mehr Aktionismus entwickle, als müde den Kopf zu schütteln und vielleicht noch resignierte Handbewegungen Richtung Fernseher zu machen. Ich schlafe ein, sobald die Merkel ans Mikro tritt und falle ins Koma, wenn Wulff auch nur Luft holt. Westerw… – ach, vergessen Sie´s. Guttenberg? Der war schnell als Heißluftschwätzer abgestempelt und diente dem Amüsement. Schäuble? Uuuaaahhh!!! Und sonst so?

Rösler war einer, der mich umgehauen hatte, als ich ihn irgendwann 2007/2008 kennenlernte. Ein toller Typ, einer mit Ahnung, einer der reden konnte, der einen zuhören ließ, aber nie zuschwallte. Er hatte (ich vermute, er hat sie noch immer) diese Art, einen in den Mittelpunkt zu stellen, einem die volle Aufmerksamkeit zu widmen, den vorgetragenen Standpunkt ernst zu nehmen, Argumente zu bedenken. Man fühlte sich auf Parteitagen nicht nur als Stimmvieh, sondern auch als kleine Delegierte als Mensch. Als wichtiger Mensch! Schon damals war klar, dass aus ihm etwas werden würde. Gesundheitsminister, klar. Dumm im Rückblick ist nur, dass er´s wurde… Wirtschaftsminister. Das ist noch dümmer, weil der nette Philip von Wirtschaft offen gesagt wenig versteht. Egal, welcher Politiker versteht schon etwas von dem, was er vertreten soll? Man hat Personal, Fachleute, Experten, wie auch immer. Ein Politiker sollte nur eines richtig gut können: Das Volk von dem überzeugen, was getan werden muss, sollte, kann. Und dafür braucht´s Charismatiker.

Haben Sie spontan einen Namen für mich? Ist da irgendeiner irgendwo versteckt, der noch munter und visionär ist? Einer, der Geschichten erzählen, mit der Faust auf den Tisch hauen kann? Einer, der einen mitreißen kann, aufbrechen lässt? Gysi? Okay, den lasse ich gelten, der hat was. Aber Gysi… Nun… Auch der wirkt müde, schreit nach Abwrackprämie. Zudem vertritt er definitiv die falsche Partei und ein völlig falsches Anliegen – zumindest aus meiner Perspektive. Ich bin ökologisch-liberal orientiert und nicht und niemals links von der SPD anzutreffen. Weitere Ideen? Namen? Hoffnungsvolle Nachwuchsdeutschlandbeweger? Für sachdienliche Tipps ist wie immer dankbar,

Ihre Latrinistin

 


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