Die Nerven: Noch kein Ausweg

Die Nerven: Noch kein Ausweg

Die Nerven
„Fun“

(TCM/Cargo)
Es gab dieser Tage wieder ein verstärktes Lamento darüber zu hören, dass sich in unserem Lande zu wenige Musiker auf lautstarke und/oder originelle Weise mit ihrer politischen Weltsicht zu Wort melden (meint hier selbstredend die tolerante, offene, liberale), also ein Gegengewicht bilden könnten zum drögen, spießbürgerlich trendigen Rechtsrock Marke Onkelz oder Frei.Wild. Soweit, so verständlich. In der Tat lassen sich unverbrauchte und geistreiche Stimmabgaben lange suchen und hernach fast an einer Hand abzählen, genannt werden hier stellvertretend Ja, Panik, Desiree Klaeukens und der Rostocker Marteria. Selbst wenn man die aufstrebende Deutschpunkszene um Messer und Feine Sahne Fischfilet mit dazurechnet, bleibt’s übersichtlich, ungeklärt zudem, wer von den Genannten die Rolle der meinungsbildenden Leitfigur übernehmen kann resp. will. Wie groß die Sehnsucht nach ein paar neuen, stilprägenden und tonangebenden Vorbildern ist, kann man auch daran erkennen, dass die aktuelle Platte des Stuttgarter Postpunktrios Die Nerven schon mal vor VÖ zur einer „der wichtigsten und besten deutschsprachigen Platten dieses Jahrzehnts“ (SPON) emporgejazzt wurde.  Allein, können die drei den Erwartungen gerecht werden? Jung – aber ja, laut – sehr wohl, richtungsweisend – nun ja, aber vornweg?


Nach dem beachtlichen Debüt „Fluidum“ nun also mit „Fun“ der Nachfolger, wieder eine erfreulich eigenwillige Mischung aus melodiösem Waverock und faserig-fiebrigem Rückkopplungskrawall. Die Stimmungslage ist unverändert – so diffus wie die Bedrohung muten die Texte an, klar und konsequent scheinen sie nur in ihrer unbedingten Verweigerung einer vorhersehbaren Reaktion. Nichts also mit „search and destroy“, keiner macht hier kapputt, was ihn kaputtmacht, „Fun“ erscheint wie ein Manifest der Apathie, klagender Schmerz und wütender Aufschrei münden nicht im befreienden Ausbruch, sondern in Verinnerlichung, Rückzug, Selbstbespiegelung. Stücke wie „Blaue Flecken“, „Für eine Minute schweben“, „Angst“ und „Ich erwarte nichts mehr“ können deshalb sehr bedrückend sein und Zeilen wie „In meinem Kopf spielen sich Dinge ab, die keiner versteht, die keiner verstehen will“ wirken fast psychotisch. Die Welt ist von befremdlicher Künstlichkeit („aus Cellophan“), sie tut weh und Heilung ist nicht zu erwarten. Fehlfarbige Grauschleiertristesse, einmal mehr, nicht vorwärtsschauen, sondern in sich hinein, „In meinem Kopf wachsen Zellen zu Girlanden, ich bin noch nicht gescheitert, ich veränder mich.“ Was noch fehlt, ist die Katharsis, ein Schritt, den Die Nerven noch nicht zu gehen bereit sind – „Und ja“ als erster Lichtblick mittendrin, vielleicht. Dennoch, auch in ihrer demonstrativen, ihrer (noch) ausweglosen Selbstbezogenheit eine sehr gute Platte. http://dienerven.tumblr.com/band


13.02.  Dornbirn (A), Spielboden
14.02.  München, Unter Deck15.02.  Graz, Forum Stadtpark16.02.  Wien (A), Rhiz17.02.  Nürnberg, K418.02.  Leipzig, Conne Island19.02.  Berlin, Monarch20.02.  Hamburg, Uebel Und Gefährlich21.02.  Köln, King Georg22.02.  Wiesbaden, Schlachthof


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