Die Nacht der Nächte

Die Nacht der Nächte

Der Titel beschreibt schon ganz gut, worum es denn hier ging. Denn die NIGHT.OF.THE.100.MILES. ist nicht irgendeine Nachtfahrt mit dem Fahrrad, sondern sie kann außergewöhnliche Strecken beinhalten wie zum Beispiel Pfade, Wiesen, Sand-, Wald- und Schotterwege, Straßen und was es sonst noch so gibt hier im Ruhrpott. Davon gibt es hier mehr als man meint! Die visuellen Eindrücke beleuchteter, neuer und alter Industriekulissen sind enorm, man bekommt einen ganz anderen Eindruck dieser Region, wie ihn die wenigsten so intensiv erleben werden. Doch es geht auch durch die Dunkelheit von Feld, Wald und Wiesen. Dort werden andere Sinne geschärft und man muss teilweise gehörig aufpassen, wo man denn so entlang fährt. Zu so einer Nachtfahrt mit dem Fahrrad gehört somit auch eine Portion Mut und Entschlossenheit.

Auf eine Art und Weise kann man es als eine Art Gruppenerlebnis bezeichnen, doch jeder muss darauf vorbereitet sein, auch unter Umständen alleine zu fahren und möglicherweise bei einer Panne im tiefsten Dickicht selber klarzukommen. Das Ganze ist also Self-Supported und es gibt für ein Durchkommen keine Garantie. Deshalb sollte man sich rechtzeitig damit auseinandersetzen, ob die NIGHT.OF.THE.100.MILES. etwas für einen ist. Die Hauptrunde von 160,9 Kilometern, aber auch die „Kleinere" mit 100 Kilometern, sind beide nämlich kein Zuckerschlecken, sondern eine ordentliche, sportliche Herausforderung! Der Biorhythmus kommt aus dem Takt und irgendwann kommt jeder an einen Punkt, wo er gegen die Müdigkeit ankämpfen muss. Doch die Konzentration darf nicht nachlassen, denn der jeweilige Track ist alles andere als eintönig. Sie sind fordernd. Manchmal wild im Gebüsch und „gravelig", manchmal sanft und ruhig auf leeren Straßen. Die Navigation sollte man deshalb immer im Auge halten! Wer an so etwas Spaß hat, der ist dann bei diesem „Epic Nite Ride" gut aufgehoben. Rund 200 Starter aus ganz Deutschland waren der Auffassung, dass dem so ist und kamen am Samstag, den 6. Juli zum Startpunkt am Radcafé „Radmosphäre" in Essen um eine unfassbar irre Nacht zu erleben.

Im Vorfeld war natürlich viel Organisationstalent gefragt. Daniel und ich rotierten schon ordentlich, denn die Messlatte vom letzten Jahr mit dem absolut perfekten Sonnenaufgang war schon verdammt hoch! Die Erwartungshaltung an uns selber natürlich auch. Hat man die Routen gut abgestimmt? Wird das alles auch zeitlich passen? Haben wir irgendwas vergessen? Tausende Gedanken. Das Leben zweier Bekloppter, die versuchen, etwas durchzuplanen! Die Show konnte also beginnen.

Nachmittags trafen die ersten Starter bei unserer netten Registration ein. Dort gab es zusätzlich für jeden Teilnehmer großzügig Kraftnahrung in Form von Studentenfutter für die Trikottasche von unserem Sponsor ÜLTJE. In der Radmosphäre konnte sich aber auch so bei leckeren Burgern und Getränken adäquat auf die Nacht vorbereitet werden. Man quatschte locker mit bekannten und unbekannteren Gesichtern. Ein DJ legte ein paar chillige Töne auf und unser Sponsor HNF-NICOLAI war sogar mit einem Stand zugegen, wo man tagsüber einige tolle Premium-E-Bikes unter die Lupe nehmen konnte. Doch E-Bikes für das Event waren rar, Muskelkraft war eher gefragt. Um viertel vor acht war dann das Fahrer-Briefing mit den letzten Infos, die wir ausgeben konnten. Und dann ging es um halb neun auch schon los auf die große Runde! Passend zum Start im feinsten Nieselregen. Es wurde gewiss, dass es durchaus härter werden konnte, als gedacht. Und trotzdem ich ja den Track kannte, wusste ich nicht, was mich wirklich erwarten würde und ich war auch gespannt wie Bolle, wie die anderen reagieren würden. Ich fuhr recht weit hinten im Zeitfenster des Starts los.

Sanftes anrollen ein paar Meter über den Radschnellweg RS1, dann ging es auch schon nach ein paar wenigen, ruhigen Straßen ins Gelände. Erste „Uiii's" konnte man da schon vernehmen. Im ersten Abschnitt, den Haarzopfer Höhen, gab es ein paar knackige, kurze Anstiege, ehe man zwischen Feldern erstmal wieder durchschnaufen konnte. Nicht lange allerdings, denn die Pfade wurden schmaler, führten abwärts, wieder hoch und runter und dann ein Bach! Zwar schmal, aber hier hieß es das Rad über glitschige Steine zu hieven. Das konnte durchaus lustig sein..., je nach Betrachtungsweise.

Die Laune war jedenfalls bei jedem ausgelassen. Wer in der Dämmerung noch die Kulisse von den Feldern runter zur Ruhr sehen konnte, wusste, warum er hier war. Augenblicke aufsaugen, dabei schwitzen und genießen. Im Wald gingen die ersten Lichter an, dafür war es aber unter dem Blätterdach trockener. Auf der Straße wurde es dann wieder nass. Über die Ruhr drüber und ab auf die Pfade und wieder die Hügel raufschraubend. Herrlich frische Luft einatmend. Nachdem der Hügelkamm der Lintorfer Mark überquert wurde, ging es hinab nach Duisburg-Großenbaum. Dort war doch tatsächlich wieder das kleine Dorffest, welches wir schon im letzten Jahr dort direkt auf der Route hatten. Mit Bierwagen und Rum-ta-ta. Hinter der Bühne war genug Platz um wieder auf den Track zu kommen 😉

„Noch nie in meinem Leben so eine abwechslungsreiche Strecke gefahren. Zwischendurch dachte ich mir, die sind wahnsinnig! Aber im Nachgang war es Hammer!" Oliver G.

Bald darauf kam der erste Checkpoint in Form eines Kiosks. Der einzige Checkpoint, der von uns vor den Horden der Radfahrer vorgewarnt wurde! Und dort waren die Leute echt super organisiert. Mehrere Leute im Kiosk schafften quasi im Galopp die gewünschte Ware der in Schlange stehenden Fahrer zur Kasse und ruckzuck hatte man den Kassenbon in der Hand. Das war wieder einmal ein herrliches Highlight. Ein bisschen Smalltalk und Gelächter und schon ging es einzeln oder mit mehreren Leuten zusammen direkt weiter. Es war schließlich nass-feucht und kalt werden ist nicht gut. Die heftigsten Abschnitte schienen hier zunächst vorüber zu sein. Doch da konnte man sich täuschen...

Vorbei am beleuchteten Kunstwerk „Tiger & Turtle" gelangten wir zum Rheinpark, der, wie sollte es auch anders sein, am Rhein liegt. Vorbei am geschlossenen Biergarten des „Ziegen-Peters" und rüber über die „Brücke der Solidarität" auf die andere Rheinseite. Dort, auf dem Damm, war es etwas dunkler. Die Lichter der großen Schlote und all der Industrieanlagen am anderen Ufer konnte man von hier gut sehen. Und teilweise den Gestank davon auch riechen. Die ganze Szenerie sah etwas apokalyptisch aus. Denn der Himmel wurde an manchen Stellen durch die letzten Stahlkocher im Pott rot gefärbt!

Hier am Ufer war es eng. Nebeneinander zu fahren war schwierig. Wer nicht aufpassen würde, der hätte gute Chancen gehabt im Rhein zu landen. Über die Friedrich-Ebert-Brücke ging es dann wieder rüber nach Duisburg-Ruhrort. Über Straßen, die jetzt ziemlich leer waren, führte der Track nun zum Anfang des „Grünen Pfads". Der wurde kurz danach von einer Unterführung unterbrochen, wo fleißige Sprayer legal coolstes Graffiti an die Wände brachten. Ganz tolle Motive ließen die Teilnehmer auf dem Rad staunen, bevor es weiter auf dem Pfad ging, hinein in den nächtlich beleuchten Landschaftspark Duisburg-Nord. Der ist ein absolutes Highlight. Eines der bekanntesten Wahrzeichen des Potts bietet diese riesige, alte Industrieanlage auch für Nachtschwärmer eine fantastische Kulisse! Der Schlenker durch die alten Anlagen war also eine tolle Abwechslung zum Track.

Zurück auf dem dunklen Grünen Pfad führte die Route nun in Richtung Oberhausen-Sterkrade. Nach 67 Kilometern sollte hier nun in eine 24-Stunden-Tankstelle eingefallen werden, um sich zu stärken und vor allem um den obligatorischen Kassenbon zu ergattern. Ein wenig Quatschen mit den Leuten und gucken, wie denn so andere Starter kommen und gehen. Hier konnte man im Licht der Tankstelle noch alles erkennen. Doch ab nun sollte es mehr oder weniger in den finsteren Teil des Tracks gehen. So dunkel, das ich doch tatsächlich zwischen innerstädtischen Heidelandschaften zuerst selber gar nicht mehr die Lücke im Gebüsch fand, durch die wir mussten. Dunkel und bizarr. Vorbei an Halde Haniel, wo vor kurzem ebenfalls die letzten Lichter des Bergbaus ausgingen und hinein in die Kirchheller Heide. Finster wie im Bärena...! Und das auf einem Weg, der diese Bezeichnung nicht verdient. Komplett ruiniert durch die Ketten eines Harvesters. „Treckerspuren kniehoch", sagte später ein Starter. Dazu durch den Regen völlig vermatscht. Rutschig für jede Art von Rad und eine echte Herausforderung. Kaum mehr zu befahren, blieben hier einige Teilnehmer durch technischen Defekt auf der Strecke. Hier war es die reinste Materialschlacht.

Wir waren in dem Moment zu viert. Wir, die vordersten drei, erkannten am Rande des zerstörten Wegs rechts eine Art Trampelpfad. Ab da wurde es einfacher für uns. Der Vierte in der Gruppe hinkte etwas hinterher und sah diesen Trampelpfad neben sich gar nicht. Der Lichtkegel seines Scheinwerfers war zu schmal um diesen fünfzig Zentimeter neben sich zu erkennen. Hinterher sagte er uns, das er sich dermaßen gewundert habe, wie wir überhaupt über diesen komplett zerstörten Weg so „fliegen" konnten! Wir mussten lachen!

„Danke für das außergewöhnliche Gravelevent...Nichts konnte uns aufhalten und schließlich der Aufstieg zu Hoheward mit dem endgeilen Sonnenaufgang. So geht Metropole Ruhr!" Christoph L.

Plötzlich jedoch, in der Nähe des Flugplatzes „Schwarze Heide", gingen die Lichter doch glatt wieder an? Was war das? Eine Zeltstadt? „Oh, hier war heute Abend tatsächlich ein Festival", schoss es mir durch den Kopf. In unserer Planung war das nicht wirklich vorgesehen gewesen. Doch zum Glück aller war um diese Uhrzeit in der Nacht schon nichts mehr los außer diverse Aufräumarbeiten. Flutlichtscheinwerfer leuchteten uns unwirklich über die angrenzenden Feldwege, bis uns die Dunkelheit auf dem Gelände der alten Bundeswehr-Bunker wieder verschluckte. Tief hängende Äste und die alten zugeschweissten Bunker boten im schmalen Scheinwerferlicht eine leicht unheimliche Kulisse.

*** Gesichter der Nacht ***

Der Pfade wurden schmaler und plötzlich schlingerten wir durch sandig-nassen Boden. Da half kein Tempo mehr und wir mussten die Räder schieben. Mit den Cleats unter den Schuhen war das nicht so toll. Nachdem wir da durch waren, kamen wir kaum noch in die Pedale. Dann kam noch der „Eichen-Trail", der durch Wald und über Wurzeln führte, ehe wir mal wieder auf Asphalt stießen. Dieser Abschnitt war mit Abstand der bisher schwierigste gewesen. Hier wurde teilweise gnadenlos unter den Fahrern aussortiert. Das Resultat konnte man nach einigen entspannten Kilometern über leere (Bundes-)Straßen am nächsten Checkpoint sehen. Im Lichte der Tankstelle, wo der Mann hinter dem Nachtschalter den Einkaufskorb schwang und Sammelbestellungen aufnahm, um nicht jeden einzeln zu bedienen, sah man verrotzte Räder, die mit Sand und Schlamm bedeckt waren. Der junge Mann hinter dem Schalter meinte, dass sein Chef Augen machen würde, was er heute Nacht alles an Kram verkauft hätte. Daraufhin meinte ich, falls er das nicht glauben würde, soll der Chef sich doch mal die Videoüberwachung von dieser Nacht anschauen. Ein echter Hollywoodstreifen könnte das werden...

Die nächsten Kilometer konnten sich die Fahrer etwas erholen, bevor es durch weitere Felder bei Gladbeck auf einen Trail ging, der zwei Wochen vorher beim Scouting noch einfach zu fahren war. Doch wie Brennnesseln in dieser kurzen Zeit sprießen können war uns nicht bekannt. Mannshoch! Kein Joke! Und wir mittendurch! Nebenan auf der einen Seite unmittelbar die A31, auf der anderen Seite ein Werk für Flachgas. Ganz schmal machend ging's piksend an den nackten Beinen durch das Gestrüpp. Man munkelt, das einige überlegt haben, stattdessen den Seitenstreifen der Autobahn zu nutzen! An dieser Stelle der Appell: don't do that!!! Never!!!

Durch Bottrop zu fahren war nun wesentlich einfacher. Ein bisschen mehr Tempo reinbringen war nicht verkehrt. Trotzdem die Beine etwas schwer wurden, die Müdigkeit sich etwas einschlich, ging es gut voran. Über den Prosper-Park fahrend, wo es zur Abwechslung mal schön rappelig über Kopfsteinpflaster ging, vorbei am ehemaligen Klärwerk und dem heutigen Berne-Park mussten wir nach Essen-Borbeck, zur Filiale unseres Sponsors, der Bäckerei „BorBäcker". Denn dort gab es die ganz frisch belegten Brötchen in den prima Versorgungsbeuteln ( Danke an CYCLIQUE und die MSR für das großartige Sponsoring! ) die von dort noch weitere, rund 30 Kilometer auf die Halde Hoheward transportiert werden mussten! Der Haken an der Sache: offen war dieser Checkpoint nur bis 4:30 Uhr! Das wollte ich nicht verpassen und tat es auch nicht. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt, als ich dort ankam. Dort waren einige Fahrer und natürlich unsere Crew-Member, die die richtigen Frühstücksbeutel verteilten. Alle Frühstücksbeutel, die nicht rechtzeitig abgeholt wurden, wurden per Lastenrad von unserer Crew zur Halde geschafft! Keiner sollte darauf verzichten müssen!

„Danke für ein großartiges Event. Ich war zum ersten mal dabei und fand es total super...herzlichen Dank dafür, ich habe jeden Kilometer genossen!" MrSlam1904

Ganz anders als geplant fiel der nächste Abschnitt aus. Denn ein Großfeuer in einer Fabrikhalle, wo Grillanzünder (!) gelagert wurden, im nahen Stadthafen und genau auf unserem Track gelegen, behinderten zunächst das Weiterfahren. Es wurde kurz gerätselt, wo wir dann Langfahren konnten. Der Umweg sah erst unangenehm aus, war aber besser und kürzer als gedacht. Die Qualmwolke war schon von weitem zu sehen und in der Dämmerung sah das schon krass aus. Umwege durch das Industriegebiet mussten wir halt in Kauf nehmen, aber die Polizei, die die Straßen absperrte, war recht freundlich und wies uns den richtigen Weg.

Dann waren wir auch schon zurück auf der Route der NIGHT.OF.THE.100.MILES und kamen nach Bottrop und die Welheimer Mark, wo die blau angeleuchteten Faultürme an einem Klärwerk schon beeindruckend aussahen. Auch wenn ich es mir einreden wollte, das es nicht so ist. Die Beine und der Rest des Körpers wurden müde. Einerseits dachte ich, ich könne noch ordentlich Gas geben, andererseits sagte mir die Vernunft, das ich mit den Kräften haushalten sollte, als ich so durchs Karnaper Wäldchen sauste. Bodennebel zog auf, die Sonne suchte sich langsam ihre Bahn.

„Nach 80 km hatte ich meine ersten Zweifel gehabt, ob ich es überhaupt noch bis zum Ziel schaffe. Aufgeben war keine Option für mich, also wurde gekämpft, bin über meine Grenzen hinweg gegangen und als ich oben auf der Halde stand da wusste ich: Man verliert niemals seine Stärke, man vergisst nur manchmal das man sie besitzt." Jenny B.

Die Zeche Hugo in Gelsenkirchen war zu dieser frühen Morgenstunde eine schöne Kulisse. Über die Hugotrasse ließ es sich jetzt gut rollen. Die schwierigen Passagen waren längst vorbei. Hier lag der Fokus nun eher auf entspanntes Rollen. Ich schätzte, das ich die Halde etwa 30 bis 40 Minuten nach Sonnenaufgang erreichen würde. Das war mir aber egal. Die Bilder, die ich hier vor meinen Augen sah, wie diese nebelige Wiese in den ersten Sonnenstrahlen des Tages, die wir als Umfahrung einer Baustelle im Emscherbruch nehmen mussten, waren unheimlich schön. Ich legte nochmal einen kleinen Zahn zu. Eher unbewusst, irgendwie in Trance, legte ich die letzten Meter bis zum Fuße der Halde zurück. Unten wartete die Crew mit dem Frühstückssaft. Den trank ich schnell aus und ging direkt auf die letzten 1900 Meter bis zum Ziel oben auf dem Gipfel der Halde.

Zum Abschluss standen nochmals teilweise 10 % Steigung an. Das hieß nochmal die letzten Kräfte zu mobilisieren. Auf dem Weg hoch die Sonne genießen. Je höher ich kam, an diesem „Karakterberg", desto beeindruckender wurde das Licht und die Nebelfelder unten in den Feldern. Hechelnd am Ende, doch voller Freude erreichte ich den östlichsten Punkt oben auf der Halde, wo schon zahlreiche Fahrer der großen und kleinen Runde den Sonnenaufgang genossen. Herrlich. Glücksgefühl. Freude. Was für ein Ritt durch die Nacht! Wie erwartet waren Passagen hart und anspruchsvoll. Doch auch mit viel Spaß verbunden. Der Track war für manche anders als erwartet, aber dennoch haben viele diese vielleicht auch für sie schwierige Herausforderung angenommen und sind über sich hinausgewachsen. Es gab zwar bei einigen wohl auch ein paar Blessuren oder auch technischen Defekt. Ich hoffe, das soweit aber wieder alles okay ist. Denn es war wirklich schön und am Ende waren alle Starter der 100 und 160 Kilometer allesamt Helden!

„Vielen Dank für die geniale Organisation der Radveranstaltung von Samstag auf Sonntag! Die Teilnahme hat Riesenspass gemacht (trotz der Anstrengung). Die Tour war unglaublich toll gewählt (zumindest für mich als Münchner Kindl, das den Ruhrpott hier noch nicht so gut kennt). Ich freue mich schon auf das nächste Jahr, solltest Du Dir nochmals die ganze Organisation antun wollen." Sieglinde F.

Interview mit Holger Loosen, Starter NOT100MII und Organisator des „Eifel Graveller"  Die Nacht der NächteDie Nacht der NächteHolger, wie bist du auf die Nightofthe100Miles aufmerksam geworden? „Aufmerksam bin ich schon im letzten Jahr auf das Event geworden. Irgendwann habe ich mal einen Bericht über die erste Ausgabe von Nightofthe100Miles gelesen. Leider erst als der Event schon vorbei war. „Geil", dachte ich damals, „da musst du schauen, ob das nochmal stattfindet". So war es dann auch. Irgendwann gab eine Veranstaltung auf Fb zur zweiten Ausgabe und eine Internetseite zum Anmelden."Was hast du gedacht, was dich erwarten würde? „Ich wusste es gibt auch viel Natur und Grün im Ruhrgebiet. Gerade durch den Strukturwandel dort, hat sich viel getan und verändert. Auch Tracks von Mtb Touren hatte ich schon gesehen und Berichte darüber gelesen. Auf der anderen Seite wusste ich auch von vielen Fahrradwegen, welche es im Ruhrgebiet gibt. Gerade das Projekt des Ruhrschnellweges RS1 finde ich äußert spannend und ein Schritt in die richtige Richtung. Dieser ganze Autowahnsinn und seine Folgen für die Umwelt und den Menschen, können so nicht weitergehen und vor allem können wir uns das absolut nicht mehr leisten. Eine Wende oder besser gesagt eine Revolution in der Verkehrspolitik ist dringend nötig und das Fahrrad könnte dabei eine große Rolle spielen. Gerade die Entwicklung von Lastenrädern und E-Bikes. So wie es viele unserer Nachbarländer, allen voran Holland schon seit Jahren praktizieren und umsetzen. Aber Deutschland ist ein Autoland ...! Allerdings muss ich auch zugeben, mal ins Ruhrgebiet zu reisen, um dort Fahrrad zu fahren, stand jetzt nicht wirklich oben auf meiner Liste mit Fahrradaktivitäten und Stecken, welche ich noch fahren möchte. Persönlich stehe ich nicht auf große Städte, viele Menschen, Autos und vor allem diesen Lärm. Ist mir alles zu laut und zu eng! Ehrlich gesagt überfordert mich das und ich fühle mich schnell wie Lost in Space! Da mag ich viel lieber die Ruhe und „Einsamkeit" der Eifel." Wie war es dann für dich auf dem Track in der Realität? „Im Großen und Ganzen hat sich der Track dann doch ziemlich mit meinen Vorstellungen gedeckt. Wobei ich schon sehr überrascht war, wie ländlich es wird, wenn du aus den Städten rausfährst. Es gibt Landwirtschaft und Viehzucht und alles ist sehr dörflich. Auch von dem vielen Wasser, in Form von Flüssen, Seen und Kanälen war ich begeistert. Ich bin an wirklich vielen schönen und idyllischen Plätzen vorbeigefahren. Allerdings nur an 2 Sheltern, so dass sich ein Overnighter wohl doch schwieriger gestalten würde. Aber wahrscheinlich kenne ich einfach die Topspots nicht!"Gab es für dich als erfahrener "Graveller" überhaupt eine schwierige Passage? „Geländetechnisch war der Track jetzt nicht besonders anspruchsvoll. Dazu kaum Gepäck, so dass mein Fahrrad sehr leicht war. Auch was Höhenmeter betrifft, sieht es in der Eifel ganz anderes aus. Da wird es schwierig eine 160 km Tour unter 2500 hm zu fahren. Von dieser Seite stellte die Nightofteh100Miles keine große Herausforderung dar. Allerdings war sehr große Aufmerksamkeit gefragt. Zum Einem beim Navigieren. Es ging selten länger wie 300 m geradeaus. Ständig um irgendwelche Ecken, über Brücken oder unter Straßen hindurch. Mit einem Auge musste ständig das Navi beobachtet werden und mit dem anderen die Straße, damit man keinen Bordstein oder den übrigen Verkehr übersah. Dazu die Dunkelheit und ab 4 Uhr wurde ich auch richtig müde. Da ist dann trotzdem volle Konzentration gefragt, sonst kann es schnell übel enden. Aber auch das hat sich mit meinen Vorstellungen und Erwartungen gedeckt. Gerade deshalb wollt ich an diesem Event teilnehmen, es war mal was völlig anderes und eine tolle Abwechslung!"Dein schönster/ spannendster/ aufregendster Moment bei der Nightofthe100Miles war:  „Der spannendste Moment war wohl der Großbrand in einem Industriegebiet. Die Flammen schlugen mehrere Meter hoch und die Feuerwehr hatte alle Hände voll damit zu tun, dass Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Für uns Radfahrer bedeutete das einen riesen Umweg, weil die Polizei ringsherum alle Straßen gesperrt hatte und der Track eigentlich genau an dieser Fabrik vorbeiführte. Überhaupt gab es 4 oder 5 Umleitungen für Radfahrer. So viele Umleitungen gibt es da wo ich wohne, dass ganze Jahr für den gesamten Verkehr nicht. Auch eine interessante Erfahrung! Besonders reizvoll war das ehemalige Zechengelände, wo die alten Industrieanlagen in verschieden Farben angestrahlt wurden. Das ergab eine ganz tolle Atmosphäre. Wobei es aus Umweltsicht völlig unnötig und daneben ist. Die Stromkosten und das CO2, welche diese Aktion verursacht ist der pure Wahnsinn. Von der Lichtverschmutzung, über die so viel zur Zeit diskutiert wird, ganz zu schweigen. Auch das Überqueren des Rheins im Dunkeln war ein „Erlebnis". Das schwarze Wasser, die fahrenden Schiffe und die ganze Beleuchtung rechts und links erzeugen ein etwas beklemmendes Gefühl von Größe und Weite in mir. Ziemlich gegenteilig zu dem, was das Fahren in der Natur in mir auslöst! Besonders toll am Event und auch etwas überrascht war ich, wie gemischt das Fahrerfeld war. Da gab es alle Sorten von Bikegattungen. Moutainbikes, Crossräder, Gravelbikes und ganz viele Starter mit Tourenfahrrädern. Das ist auch genau der Punkt, welchen ich an Bikepacking Events so klasse finde. Jeder darf sein Ding machen! Die einen fahren ihr „Rennen", andere wollen Spaß in der Gruppe haben. Wieder andere wollen schauen wo ihre Grenzen liegen, kann ich sie erreichen oder sogar verschieben? Dieser „persönliche Kampf" gegen sich selbst und auf der anderen Seite dieses kollektive Leiden! Jeder hat eine andere Philosophie was Fahrrad, Material und Strategie angeht. Aber alle sind vereint in dem Wunsch, große Entfernungen mit dem Fahrrad, aus eigener Kraft und ohne Unterstützung zu überwinden. Das Leben, die Natur und Begegnungen mit anderen Menschen zu suchen und zu genießen! Aspekte, die bei vielen anderen Fahrradveranstaltungen fehlen oder auf der Strecke geblieben sind. Da geht es um schneller, höher und weiter und dieses typische Männerding: „Wer hat den Längsten!"."Danke für das Interview! Wer einmal wissen möchte, was der Holger so „gravelmäßig" treibt, der schaue doch mal hier unterwww.eifel-graveller.de

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