Mit der Politik des billigen Geldes der US-Notenbank, sowie dem seit Jahren niedrigen Zinsniveau in den meisten Industriestaaten, haben die deregulierten Finanzmärkte für massive finanzielle Ungleichgewichte gesorgt.
Besonders die Schwellenländer leiden nun darunter, und haben neben massiven Kursstürzen ihrer Währungen auch immer mehr unter den Außenhandelsdefiziten zu leiden. Die Rolle des US-Dollars als Weltleit- und -reservewährung darf hierbei als wichtiger Schlüssel zum Verständnis der aktuellen Entwicklungen gesehen werden.
Investitionen auf Pump
Das billige Geld an und für sich wäre weltwirtschaftlich kein Problem, wenn die Liberalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte nicht von den Lobbyisten der Finanzindustrie vorangetrieben worden wäre. Das durch die FED ständig aufgeblasene Finanzkapital wurde dadurch zum unersättlichen Renditejäger, und die aufstrebenden Märkte die bevorzugten Jagdgründe. Dadurch flossen nach Angaben des IWF seit 2009 rund 4 Billionen Dollar in die Schwellenländer.
Diese ausländischen Investitionen sorgten zwar anfangs für ein zusätzliches Wirtschaftswachstum, allerdings mit einem unangenehmen Nebeneffekt: Die Leistungsbilanzdefizite wuchsen mit den Kapitalimporten ebenfalls an. Und nun, wo das ausländische Kapital angesichts anziehender Zinsen und dem drohenden Ende des billigen Geldes abzieht, sitzen die Schwellenländer auf einem ökonomischen und finanziellen Trümmerhaufen.
Das finanzpolitische Versagen
Schon immer war billiges spekulatives Geld die Ursache von Finanzkrisen. Waren diese früher jedoch angesichts der fehlenden globalen Deregulierung noch vorwiegend national und regional begrenzt, so führen die weltweit ungehindert fließenden Kapitalströme heute zu globalen Finanzkrisen. Besonders dazu beigetragen hat auch der US-Dollar. Denn durch die Rolle als Weltleitwährung in der die meisten wichtigen Rohstoffe gehandelt werden, machen weite Teile der Weltwirtschaft von der Geldpolitik der FED abhängig.
Hinzu kommt die freie Konvertibilität der meisten Währungen, welche Kapitalverkehrskontrollen deutlich erschwert, und zudem durch Spekulationen an den Devisenmärkten finanzielle und damit eben auch wirtschaftliche Verwerfungen fördert. Wenn hierbei für den Profit einiger tausend Menschen ganze Volkswirtschaften mit hunderten Millionen Einwohnern geopfert werden, wird dies billigend in Kauf genommen.
Wie geht es weiter?
Fakt ist, dass die FED nicht mehr ewig Unsummen in die Kapitalmärkte pumpen kann. Ebenso ist ein Anstieg des Zinsniveaus in den Vereinigten Staaten und in Europa schon in Sichtweite. Während die Schwellenländer jetzt schon ordentlich ins straucheln kommen, kommt das dicke Ende für die Industriestaaten erst noch. Denn mit den steigenden Zinsen wird auch die Zahl der nicht mehr bedienbaren Kredite anwachsen. Für den immer noch labilen US-Hypothekenmarkt und die US-Staatsfinanzen sind das kaum stemmbare Belastungen. Aber auch in Europa war die Stabilisierung nur durch die niedrigen Zinssätze möglich. Hier droht ebenfalls noch ein finanzielles Fiasko. Die immer noch überschuldeten Staatshaushalte wären von steigenden Zinssätzen genauso betroffen wie die Unternehmen und die Privathaushalte.
Hinzu kommen neben der lahmen Konjunktur auch noch die schlechten Nachrichten aus den Schwellenländern, welche vor allem der Exportwirtschaft einen Dämpfer versetzen. Dies dürfte bei den Prognosen zum Wirtschaftswachstum zu weiteren Korrekturen nach unten führen, und den wirtschaftlichen Ausblick weiter eintrüben. Für die Kapitalmärkte ist dies ein weiterer Grund zur Besorgnis.