Die Modeschmuckfabrik läuft immernoch prächtig

Auf der Deutschen Welle im Fernsehen verkünden die Moderatoren mit strahlenden Gesichtern, das es mit dem sagenhaften Wirtschaftsstandort Deutschland wieder aufwärts geht und die Wirtschaftskrise nun wohl weitestgehend überstanden sei. Habt ihr aber fein gemacht, nun kann alles noch eine Weile so weitergehen wie gehabt.

Hier in Kambodscha läuft auch alles super, zumindest in der von mir betreuten Modeschmuckfabrik in Sihanoukville. Ich musste in den letzten Wochen haufenweise neue Mitarbeiter einstellen weil wir uns z. Zt. vor Aufträgen nicht retten können. Der Cheffe in Bangkok der dafür sorgt, das die Auftragsbücher voll sind leistet wiedermal ganze Arbeit, eben ein absoluter Profi in seiner Branche. Bei uns hier habe ich ja damals alle faulen Äpfel unter der Belegschaft aussortiert und die Schlüsselpositionen mit fähigen, jungen Kambodschanern besetzt und seitdem läuft alles zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Die Mitarbeiter, die schon länger bei uns arbeiten, gehen mitlerweile mit den Zahnarztbestecken, womit sie die 0,3 – 0,4 mm kleinen Glasssteine auf den Objekten in Position rücken, so geschickt um, das ich ihnen zutrauen würde damit auch eine 1a Zahnfüllung hinzubekommen. Wir haben Mitarbeiter die setzen diese Glassteine so schnell in den Kleber ein, das ich das mit den Augen ohne Brille überhaupt nicht mehr verfolgen kann. Diese Leute arbeiten mit einer Fingerfertigkeit wie man sie wohl nur in Südostasien antrifft, ich bin immerwieder aufs neue erstaunt.

Es ist auch gelungen eine gewisse Grunddisziplin einzuführen, was hier nicht ganz so einfach ist und viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen erfordert. Die Arbeits- und Pausenzeiten werden im groben eingehalten und man legt im Krankheitsfall mittlerweile einen Beleg für den Arztbesuch vor. Wenn ein Angestellter nicht kommen kann ruft er jetzt in den meisten Fällen den Vorarbeiter an und meldet sich für Zeitraum XY ab und bleibt nicht einfach weg. Das alles ist nicht selbstverständlich wie ich damals in den ersten Monaten nach der Firmeneröffnung feststellen musste. Wenn man als Deutscher hier in Kambodscha eine so grosse Gruppe von Menschen nachhaltig dazu bewegen will, das alle nach vorgegebenen Regeln das selbe machen dann sollte man sich durchaus über die Mentalität, den Bildungsstand und das soziale Umfeld dieser Menschen bewusst sein.

Durch mein mühsam aufgebautes VietKong Untergrundnachrichtensystem innerhalb der Firma erfahre ich umgehend wenn es Unruhe oder Probleme unter der Belegschaft gibt und kann darum sofort klärende Massnahmen ergreifen. Vorgänge die einem Ausländer sonst verborgen bleiben würden und definitiv zu Schaden führen können. Ein Problem ist, das konsequentes Lügen in der südostasiatischen Gesellschaft ein akzeptiertes und in jeder Lebenslage angewandtes Mittel ist. Mitunter müssen bei Problemfällen aber auch persönliche und private Dinge eines Mitarbeiters berücksichtigt werden, man muss versuchen sich ein wenig in die Lage der Leute rein zu versetzen ohne mitleidig zu werden und dann seine Entscheidungen treffen. Grundvorraussetzung hierfür ist es jedoch aus Erfahrung zu wissen wie Südostasiaten und speziell Kambodschaner überhaupt funktionieren.

Wenn man dann noch die ganze Kiste mit dem kambodschanischen Arbeitsministerium und den Arbeitsgenehmigungen einigermassen abgewickelt bekommt, was wir nun wohl auch geschafft haben, kann man hier in Kambodscha ganz wunderbar die Geschäfte führen.

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