Die kurze Zukunft der Sonne

Die kurze Zukunft der SonneSie war nicht nur sauber und kostenlos, erneuerbar und umweltfreundlich, sondern sie versprach auch, im Grunde genommen völlig ohne schädliche Nebenwirkungen Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen. Deutschland, so freuten sich die Grünen zur Halbzeit des ersten Jahrzehnts der 2000er Jahre, würde wieder Vorreiter sein und die ganz Welt mitreißen auf seiner Fahrt in eine glückliche Ökozukunft, in der an die Stelle der Giganten der alten, umweltfeindlichen Industrien Auto, Atom und Braunkohle riesige Ökostromanlagenhersteller getreten sein würden.

Die kurze Zukunft der SonneDie Firmen waren, dank großzügiger Förderung durch den Staat, bald da. Solarworld und Q-Cells, Solon und Centrothem konnten gar nicht so schnell Solarmodule herstellen, wie sie ihnen von all denen aus den Händen gerissen wurden, die es weniger auf direkte Sonneneinstrahlung als auf indirekte Stromeinspeisungszahlungen abgesehen hatten. Aus den Bastelbuden wurden Milliardenkonzerne, der grüne Traum von zehntausenden neuen Arbeitsplätzen schien nahe. Deutschland würde die nächsten Jahre davon leben, aus geschmolzenem Sand Energieerzeugungsfabriken zu formen, die Firmen würden irgendwann dicke Gewinne einfahren, der Staat dicke Steuern kassieren, der Strompreis trotzdem sinken und den Bürger entlasten.

Es ist dann ein bisschen anders gekommen. Ganz anders. Die vor fünf Jahren noch kraftstrotzenden Solarkonzerne sind heute sieche Gerippe ohne Perspektive. Die Kurven ihrer Aktienkurse, früher aufgebläht von Hoffnung auf die Weltherrschaft der deutschen Sonnenkollektoren, erinnern fatal an die Linien, die Ende der 90er Jahre den Untergang von Teldafax, Mobilcom und ComROAD vorhersagten. Ende 2007, als Ökowelt noch in Ordnung war, passte kein Solarmodul mehr zwischen Aktienkurs und Himmel. Heute dringt kein Lichtstrahl mehr in die Keller, in denen die Börsennotizen von Solarworld und Q-Cells, Solon und Centrothem, Phoenix Solar und Conergy darauf warten, von einer kommenden Rot-Grün-Regierung wieder wachgeküsst zu werden.

Dass es "Managementfehler" gewesen sind, die den sachsen-anhaltinischen Vorzeigekonzern Q-Cells aus der Erfolgsspur geworfen haben, kann nur glauben, wer wie Sachsen-Anhalts wendiger Ministerpräsident Reiner Haseloff keine Zeit hatte, sich die fast identischen Chartkurven der Konkurrenten (Bild oben) anzuschauen. Egal, ob die Konzerne Systemhersteller sind oder Einzelkomponenten anbieten, egal, ob sie großartige Forschungsabteilungen unterhalten oder nur nach bekannten Rezepten anderer kochen - es geht niemandem gut, seit sich herausgestellt hat, dass Sonne in einem Land, das von der Sonne nicht verwöhnt wird, nur dann zur Stromerzeugung taugt, wenn der Staat die Erzeugung subventioniert.

Da sich am Wetter hierzulande nicht viel ändern wird, ist der weitere Weg vorgezeichnet. Die kurze Zeit, in der die Sonne die Zukunft war, wird enden, mit ihr werden die meisten Hersteller verschwinden. Der Rest grüßt im besten Fall aus Asien, im schlechteren wird er asiatisch: Nach Atomkraftwerken, bei denen es bereits ein führender Nichthersteller ist, und Ölförderfirmen, über die es als einzige große Industrienation nicht verfügt, wird sich Deutschland auch als Nichthersteller von Solaranlagen an die Spitze setzen. Als beruftliche Zukunft bleibt der Sonne hierzulande das Betreiben einer Sonnenbank.

Innovationen aus Mitteldeutschland: Solarofen aus Dessau


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