“Die Kunst des stilvollen Verarmens”- Eine Buchbesprechung… oder jedenfalls etwas in der Art

 

Zugegeben, das Buch erschien bereits 2005, also noch vor dem Beginn der Finanzkrise. Alexander von Schönburg, Autor dieses lebhaften Ratgebers, kündigte aber bereits damals die drohende Aktualität seines Inhaltes an.
Heute, 7 Jahre später, haben sich die Umstände drastisch verändert. Der Reichtum konzentriert sich auf wenige, während er die anderen fallen lässt.

Stilvoll Verarmen Cover

Stilvoll verarmen – Ein Buch, das Gedankengänge freisetzt

Nur, was ist dieser Reichtum wirklich wert? Lohnt es sich überhaupt, daran festzuhalten?

 

Alexander von Schönburg, Journalist und Schriftsteller, zeigt dem Leser auf, dass dem eben nicht so ist. Sein Ratgeber führt Luxus ad Absurdum.
Ist derjenige reich, welcher sich ein sündhaft teures Restaurant leisten kann oder besitzt derjenige mehr, der Freunde hat und mit Ihnen gemeinsam zuhause kocht?

Der Autor, Alexander Graf von Schönburg weiß wovon er spricht. Denn er entstammt einer Familie, die rund 500 Jahre Erfahrung im sozialen Abstieg hat, so der Verlag.

An dieser Stelle möchte ich die Buchvorstellung unterbrechen – Zuerst wollte ich ganz etwas anderes schreiben, doch zwei Absätze habe ich einfach wieder gelöscht. Warum? Nun, ich denke dass es Sie, lieber Leser, interessiert, warum mir dieses Buch zusagt. Dazu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, welche den üblichen Rahmen einer Buchrezension sprengen:

Gefallen hat mir das Buch bereits in seinem Erscheinungsjahr 2005. Seitdem ziert es einen besonderen Platz in meinem Buchregal. Das zweite Brett von oben, genau auf Augenhöhe, ist für meine Lieblingsbücher reserviert. Und eben genau dort steht dieser Titel, gleich ganz vorn.

Nach meinem Herzinfarkt im vergangenen Jahr tat ich nach einer gewissen Zeit das, was so mancher nach einem Schicksalschlag tut… ich stellte Dinge auf den Prüfstand. Viele Dinge. Allen voran die Einstellung zum Leben und eben alles was damit zusammenhängt.
Auslöser hierfür war unter anderem ein Gespräch mit einem älteren Bettnachbar, ein pensionierter Arzt. Er laberte mich nach der OP fortwährend über sein Luxusleben zu und wie er beabsichtigt, nach der Enlassung sein Leben in Reichtum noch weiter aufzufüllen.
Er sprach über Uhren, Autos, Häuser und amerikanische Motorräder. Nur in einem kleinen Nebensatz liess er eine Bemerkung über seinen Sohn fallen: dieser sei ein Taugenichts und sehen möchte er ihn nicht mehr.

Irgendwann hielt der Alte in seinem Redefluss inne, ich hatte gerade eine Wachphase, und er fragte mich, auf was ich mich denn so freue.
Es war nun an der Zeit, einen Schlusspunkt zu setzen:
“Ich freue mich auf meinen Sohn!”

Mit dem Gefühl, ein sehr reicher Mann zu sein, schlief ich wieder ein.

Als ich nach einiger Zeit wieder am normalen Leben teilnahm, verkaufte ich erstmal mein Motorrad. Ich tauschte die moderne Maschine gegen eine alte ein und erfreute mich daran, mit Kumpels gemeinsam an den Mopeds selbst schrauben zu können. Viele solcher Momente folgten, welche mich glücklich machten… ganz umsonst.

Ein entfernter Bekannter von mir, Millionär durch Erbe und Immobilien, sagte mir einmal: “Weißt Du, Geld und Luxus- das ist wie eine Schlange. Irgendwann erdrückt sie Dich. Als ich mir eine Yacht kaufte, schipperte ich gleich damit ganz stolz nach Monte Carlo. Dort angekommen, stellte ich fest, wie klein meine Yacht war. So ist das mit Geld. Es gibt immer welche die mehr haben.”
Tja, eine Erkenntnis für die man nicht erst Millionär werden muss.

Einen weiteren Denkansatz, fand ich lustigerweise in einem Hunderatgeber von Cesar Millan – “Der Hundeflüsterer”. Dabei handelt es sich um einen Hundetrainer in Amerika, welcher auch eine sehr erfolgreiche Fernsehsendung produziert. Zunächst als illegaler mexikanischer Einwanderer in die USA immigriert, machte er schnell den amerikanischen Traum wahr.

Olivers Hund

Ein Hunde-Ratgeber – “Schlüssel-Erkenntnisse” fürs Essentielle

In einem seiner Bücher geht es um das Thema glückliche Hunde. Dabei kommt Milan zu der Schlussfolgerung, dass Hunde von Obdachlosen die glücklichsten sind. Sie verbringen die ganze Zeit mit ihrem Besitzer, streifen gemeinsam umher, immer auf der Suche nach Essbarem oder einem warmen und trockenen Platz zum Schlafen. Es ist ein essentielles Hundeleben, was eben der Natur eines Hundes entspricht.

Haben wir Menschen nicht verlernt essentiell zu leben? Und vor allem, warum haben wir es verlernt?

Dafür gibt es sicherlich viele Gründe. Einer davon ist die tägliche Manipulation durch Wort und Bild – Werbung genannt. Aufgabe der Werbung ist nicht wie angenommen, zu verkaufen. Primär geht es darum, Sehnsüchte zu wecken. In der Folge kaufen wir dann. Wir kaufen Dinge, die wir meist gar nicht benötigen. Oftmals kaufen wir auf Kredit und entfernen uns so noch weiter von unserem eigentlichen Leben. Wir begeben uns in Abhängigkeiten, nur um ein bischen an dem Luxus teilzuhaben der uns von der vermeintlichen Oberklasse vorgelebt wird.
Witzigerweise lebt ein großer Teil der Geldreichen vom Geld derjenigen, die eigentlich keines haben. Luxus war und ist anscheinend erstrebenswert.
Dass dies aber gar nicht mehr schick ist, möchte uns der Autor Alexander von Schönburg in seinem Buch “Die Kunst des stilvollen Verarmens” eben nahebringen.

Sehen Sie? So schließt sich wieder der Kreis und wir sind wieder beim Buch.

Das Buch hat Stil, und letztendlich geht es darum – um Lebensstil. Dafür bedarf es keinen Geld-Reichtum.
Ausserdem machen seine Texte Spaß und es ist sicher auch sinnvoll, ab und zu den eigenen Standpunkt zu prüfen. Auf vergnügliche Art und Weise lädt Alexander von Schönburg den Leser ein, veraltete Vorstellungen über Bord zu werfen oder eben neu zu überdenken.

Der Titel erschien im Rowohlt-Verlag als gebundene Ausgabe und ist inzwischen auch als Taschenbuch und eBook erhältlich.

Viel Spass beim Lesen und Nachdenken.

ein Beitrag von Oliver 2.0

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Quellen – weiterführende Links

Fotos: politropolis.de by Oliver 2.0


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