Die Kunst des Sparens, oder: Wie ich fotografieren lernte

Sparen hat immer zwei Seiten: Einerseits möchte man weniger Geld ausgeben, um Geld zu sparen, dass man ggf. nie ausgeben wird, andererseits kauft man Dinge spottbillig, von denen man nicht einmal wusste, dass man sie haben oder machen wollte, und ist hinterher tierisch stolz darauf.

Ich z.B. spare an Essen – nicht an der Qualität, sondern an der Menge (braucht man denn mehr als einen Käse zum Frühstück?) – um das Gesparte z.B. bei Groupon für Sachen auszugeben, bei denen ich außerhalb eines Gutscheinangebots nie auf die Idee gekommen wäre, sie zu kaufen. Das mag im ersten Moment dumm klingen, aber ich muss zugeben, dass es durchaus bildet – wenn die Bildung auch nicht immer nützt.

So nahm ich kürzlich an einem Digitalfotografiekurs teil. Ich fotografiere tatsächlich sehr gern, habe aber nur eine bessere Knipsekamera, denn für die vielen Einstellungen einer Spiegelreflex bin ich doch zu faul. Eine Person, mit der ich gerne mal etwas unternehmen wollte, wird allerdings gerade zur professionellen Hobbyfotografin, weshalb es nahelag, zwei Gutscheine für den Kurs zu kaufen.

Ich lernte nun jede Menge Sachen, die ich mit meiner Kompaktkamera nicht anwenden kann, wie etwa die Einstellung von ISO-Werten (höherer ISO-Wert = mehr Bildrauschen = weniger Qualität, aber dafür sind auch Fotos im Dunkeln möglich) und der Blende (ist die Blende auf, wird die Tiefe = Hintergrund unschärfer, es fällt mehr Licht ins Bild). Ich erfuhr, dass man mit dem Weißabgleich, die Lichttemperatur verändern kann, und dass die Sonne – logischerweise – mit ca. 10.000 K am Wärmsten und das Schwarzlicht einer Energiesparlampe mit 2000 K am Kältesten ist, während Tageslicht meist 5-6.000 K hat.

Die Kunst des Sparens, oder: Wie ich fotografieren lernte

Es wurden auch Dinge angesprochen, die ich bereits vor vielen Jahren im Kunstunterricht gelernt (Goldener Schnitt), oder selbst schon festgestellt hatte, z.B. dass eine Rote-Augen-Funktion nicht so richtig viel hilft. Aber es war spannend zu hören, warum dem so ist: Rote Augen sind die Reflektion des Blutes in der Netzhaut. Wendet man – wie bei den meisten herkömmlichen Kameras – einen Vorblitz an, schließt sich die Pupille des Fotografierten leicht, weshalb die Reflektionsfläche kleiner wird, der Effekt aber bleibt.

Unser Fotografierlehrer erklärte uns, dass auch ein externer Blitz nicht sooo viel bringt, weil sich die Achsen von Blitz und Linse erst bei ca. 20 m kreuzen, d.h., die Person müsste entsprechend weit weg stehen. Am Besten funktioniere es, wenn man indirekt blitze, also in eine andere Richtung. Das klappt aber nur, wenn eine helle Decke da sei, die den Raum mit ihrer Reflektion erleuchtet – oder man baut sich die Decke eben selbst, so wie professionelle Fotografen eben.

Die Kunst des Sparens, oder: Wie ich fotografieren lernte

Apropos professionelle Fotografen: Wir wurden auch darüber aufgeklärt, dass wir beim Kauf einer Kamera nicht auf die Megapixel achten sollten, sondern auf eine bessere Sensortechnik, wobei uns hier Canon empfohlen wurde. So beschrieb er, dass für ein großes Bushaltestellenplakat lediglich 3 Megapixel (mindestens) ausreichend wären (übrigens ist der optimale Betrachtungsabstand die doppelte Länge der Diagonalen des Plakats).

Agenturen lassen sich aber von den Wundern der Technik blenden und verlangen immer wieder 20 Megapixel und mehr und so tricksen die Fotografen, fotografieren mit weniger und rechnen das Foto dann mit Photoshop und ähnlichem einfach hoch, bis die gewünschte Megapixelzahl erreicht ist. Aha.

Am Spannendsten war dann aber doch der letzte Teil, für den ein professionelles Model bestellt worden war, sodass wir uns im Fotostudio mal so richtig austoben konnten – Licht ausprobieren, verschiedene Reflektionsschirme, Requisiten, Ventilator.

Die Kunst des Sparens, oder: Wie ich fotografieren lernte

Alles in Allem hat sich der Tag also auf jeden Fall gelohnt und wenn ich doch noch irgendwann eine Spiegelreflex kaufen sollte, stehe ich immerhin nicht mehr ganz so ratlos davor :-)

Die Kunst des Sparens, oder: Wie ich fotografieren lernte



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