Heute wird der Bergsteiger Reinhold Messner 70 Jahre alt
Reinhold Messner und die AchttausenderEr kletterte ganz nach oben: Reinhold Messner. Heute wird der berühmte Bergsteiger und Abenteurer 70 Jahre alt. Seine Lebensgeschichte hat ihn auf die höchsten Gipfel und in die entlegensten Winkel der Welt geführt. Seinen Seelenfrieden hat aber weder auf dem Mount Everest, noch am Südpol oder in der Wüste Gobi gefunden: „Das Glück ist immer da, wo ich nicht bin.“
Reinhold Messner stammt aus Südtirol. Dort liegen die Berge vor der Haustür und das Klettern im Blut: Gerade mal fünf Jahre ist der klien Reinhold alt, als ihn sein Vater mit auf einen Dreitausender nimmt. Früh entwickelt Messner ein verbissenes Sich-beweisen-müssen in Sachen Extremsport und sucht sich schon als Teenager immer neue Herausforderungen in den Bergen. In der Schule und an der Uni ist davon nichts zu spüren: Messner schmeißt ein technisches Studium hin und verdingt sich als Lehrer. Aber im Klassenraum fehlt ihm der Nervenkitzel.Messner braucht es immer spektakulär. Sein ausgeprägtes Ego lässt ihm keine Ruhe, wenn er nicht höher und weiter, mutiger und ursprünglicher als Andere die Natur bezwingt. Er selbst gibt sich demütig: „Der Bergsteiger, der keine Angst hat, ist ein Depp. Die Kunst ist es doch, nicht umzukommen.“ Aber alles Gerede, es gehe ihm bei seinen Abenteuern mehr um eine innere Erfahrung als um äußere Eroberungen, verblasst vor den immer neuen Wagnissen: Alle Achttausender hat er erklettert. Teilweise hat ist er ohne Sauerstoffflasche aufgestiegen – und ohne manche Zehen wieder heruntergekommen, die im Eis der Steilwände abgefroren waren. Der Rausch des Erfolgs hält allerdings nie lange an: „Der Berg, von dem ich absteige, als zerstörte Illusion.“
Immerhin: Heruntergekommen ist Reinhold Messner immer wieder. Sein jüngerer Bruder Günther ist 1970 nicht wieder vom Nanga Parbat zurückgekehrt. Reinhold verkraftet das nie. Um die Schuldfrage wird in Gerichtsälen und in aller Öffentlichkeit gestritten, ohne sie je abschließend zu klären. War es Reinholds krankhafter Ehrgeiz oder die Verantwortungslosigkeit der Kameraden, die Günther geradewegs in den Tod geführt hat? Ungewollter Nebeneffekt der Tragödie: Der furcht- und kompromisslose Bergsteiger Messner ist nun in aller Munde und kann sich eine Existenz als „Grenzgänger“ erlauben. Er erwandert Nord- und Südpol, durchquert die Wüste Gobi, schreibt fesselnde Bücher und hält mitreißende Vorträge über seine Erlebnisse. Ein einziges Abenteuer hat er vorzeitig abgebrochen: seinen Abstieg in die Niederungen der Politik. Als Europaabgeordneter der Grünen resigniert der selbsternannte „Alleingänger“ vor dem Klima in der politischen Arena, das mitunter ungastlicher ist, als die Minusgrade und die eisigen Sturmwinde auf den ewigen Kronen der Welt…