Die Kleiderdiebin
Natalie Meg Evans
Heyne, 2015
9,99 €
978-3453418677
Paris in den 30er-Jahren: Die junge Telefonistin Alix Gower träumt davon, die glamouröse Welt der Haute Couture zu erobern. Der charmante und gut aussehende Paul verschafft ihr die Chance ihres Lebens – eine Anstellung in einem der berühmtesten Modehäuser der Stadt, allerdings mit dem Auftrag, die Frühjahrskollektion zu kopieren. Alix stimmt zu, ein doppeltes Spiel zu spielen. Dabei setzt sie nicht nur ihre Zukunft, sondern auch ihr Herz aufs Spiel …
Alix träumt gerne, weiß aber auch, dass ein Mensch im Leben viel durch harte Arbeit erreichen kann. In Paris müssen Grauen scheinbar doppelt so hart arbeiten. Trotzdem könnt sie sich manchmal eine gedankliche Pause oder einen gestohlenen Kuss. Letzteres finde ich immer sehr süß, da es wirklich “gestohlen” und verschämt wirkt.
Ihre Großmutter ist wirklich ein Schatz. Immer besorgt, rührselig, aber trotzdem steht sie mit beiden Beinen im Leben. Jede Figur wird sehr ausführlich beschrieben. Dies geschieht nicht nur beim ersten Auftauchen der Figuren, sondern oft auch an anderen stellen. Hier und da werden immer wieder Fakten eingestreut.
Männer gibt es auch, aber auch kleine Mädchen, mürrische Chefs und feine Damen. Fast könnte der Leser auch die Kleider als Protagonisten sehen, denn ihnen wird viel Aufmerksamkeit geschenkt, die sie zum Teil auch wirklich verdient haben.
Paris, meine liebe und eine einzigartige Stadt. Ich kann nicht genug von ihr bekommen, denn in Bücher wird sie immer wieder neu und anders beschrieben. Das Paris von Alix ist geprägt durch harte Arbeit und ein nicht so gutes Leben. Die Sonnenseite von Paris findet die Leserin nur durch die Liebe und die einzigartigen Pariser, die ihre eigene Atmosphäre aufkommen lassen.
Interessiert Ihr euch für Mode? Coco Chanel ist DIE Frau für euch? Ich bin eher so ein Mischling. Ich liebe Chanel Taschen und besitze selbst eine leider nur eine Michael Kors Tasche. Eine Coco Chanel Biografie habe ich schon gelesen und immer wenn Kleider, Paris und eine Protagonistin in einem Satz genannt werden, muss ich das Buch lesen.
“Die Kleiderdiebin” greift ein Phänomen auf, dass es auch in anderen Branchen gibt: den Entwurfsklau. Wenn in Paris die neuste Mode vom Band läuft, wenn YSL seine guten Ideen hat, wollen es andere Frauen in anderen Ländern auch. Da kommt Alix ins Spiel, die sich mit guten Zeichnungen etwas Geld dazu verdient. Schwarz werden sie verkauft und das ist nicht ganz ungefährlich.
Nebenbei träumt sie immer noch von einer eigenen Karriere. Von einem Kleid, das sie geschaffen hat, einem Schal, der ihre Farben trägt. Aber wie kann sie ihrem Traum näher kommen? Ihre Großmutter ist gegen so eine Arbeit für ihre Enkelin, aber Alix ist stur!
Interessant war, dass der Leser einige Kreationen wirklich wieder erkennt. Die kleine Pferdekutsche auf einem bestimmten Schal, die feinen Handschuhe. Sie werden so genau beschrieben, dass sie vor meinem Auge auftauchten. Das muss der Leser aber mögen, denn die ganzen Beschreibungen, egal ob Menschen, Mode der Paris, sind sehr detailliert. Die Handlung stockt in solchen Augenblicke. Nichts geht mehr, die Autorin schwelgt in Erinnerungen oder in dem Schaffensprozess ihrer Figuren.
Manchmal passiert wenig, ich wollte ein wenig überblättern und wünschte mir einen besseren Spannungsbogen. Schlussendlich ist dies auch der größte Kritikpunkt, denn Durchhaltevermögen braucht die Leserin.
Ich verliebte mich in das Cover. Passend dazu gab es kleine Nähsets, die in der Buchhandlung eures Vertrauens bestimmt sich auslagen. Davon habe ich nun eins Zuhause und werde es in Ehren halten. Ich mag solche kleinen Zugaben!
Das Buch besticht am Ende noch durch die Einsicht in das Skizzenbuch von Alex. Das war sehr amüsant, aber viel zu kurz.
Mode, Paris und Spionage: drei Dinge, die sehr gut zusammenpassen. Leider schweift der Roman insgesamt sehr oft ab und verheddert sich in Kleinigkeiten. Diese machen das Buch zwar lebendig, aber schmälern den Lesegenuss, da die eigentliche Geschichte dadurch aufgebläht wirkt.