Die Kernschmelze des Kapitalismus

Über die Kernschmelze des Kapitalismus berichtet heute die Financial Times Deutschland. Wolfgang Müchau schreibt:

Nach der Finanzkrise steckt die Welt nun in einer sich dramatisch verschlimmernden Atomkrise. Es sieht so aus, als würde unser gesamtes kapitalistisches System unter den von ihm generierten Krisen zusammenbrechen. Momentan stehen wir unter dem Schock dieser neuen Krise. Aber beide Ereignisse hängen zusammen. Die gesamte Finanzkrisenpolitik verläuft ähnlich wie der verzweifelte Versuch des japanischen Energiekonzerns Tepco, mit Meerwasser die Brennstäbe unter Kontrolle zu halten. Man fummelt an den Symptomen, kann aber das eigentliche Problem nicht lösen. Solche Strategien fliegen am Ende auf. Wir stehen in unserer Finanzkrise vor einer ähnlichen Situation wie in Fukushima: vor einer Kernschmelze – mit dem Unterschied, dass sie im Finanzsystem deutlich langsamer abläuft.

Das ist ja mal ein bemerkenswerter Einstieg denke ich mir und lese weiter – aber dann kommt nur noch das übliche langweilige Wirtschafts-Geblubber von Staatsverschuldung, Solvenz, Steuereinnahmen, Staatsausgaben und die Erkenntnis, das die Katastrophe in Japan ein makroökonisches Ausmaß erreiche, womit sich zu den bereits vorhandenen Schuldenkrisen eine weitere geselle. Na, wenns weiter nichts ist. Klar, so eine Schuldenkrise führt dann auch wieder zu Krisen auf dem Finanzmarkt, da gibt es möglicherweise auch Marktkorrekturen auf den Aktienmärkten, was sich dann wieder auf die Wirtschaftsleistung der jeweiligen Staaten auswirkt und oh weh, der Energiemarkt, denn der Ausstieg aus der Atomenergie wird sicher wieder teuer, aber wenn – was der Kapitalismus gar nicht mag, die Weltwirtschaft dann halt mal nicht so doll, sondern etwas weniger wächst, dann gibt’s ein paar bankrotte Länder mehr – denn ohne Wachstum gehen Irland oder Griechenland definitiv pleite. Ich dachte, die wären schon pleite. Aber im Kapitalismus kann man pleite, ganz pleite und richtig total pleite sein. Aber pleite genug, um noch für irgendein Geschäftsmodell zu taugen, dass ist fast unmöglich.

Aber passiert, wenn sich total überschuldete Staaten nicht erholen? Wenn es weitere Schulden- Finanz- und Energiekrisen gibt und die Märkte sich nicht korrigieren, sondern kollabieren? Dazu will Münchau weiter nichts sagen. Immerhin stellt er fest, dass nicht nachhaltige Systeme irgendwann unter gehen. Für die Kernenergie sei das jetzt der Fall, für die Finanzindustrie dauere das noch ein bisschen. Und wenn das überstanden sei, „wird sich unser kapitalistisches System von Grund auf geändert haben.“

Davon mal abgesehen, dass Herr Münchau nicht verrät, auf welche wundersame Weise sich sein kapitalistisches System von derartigen Kernschmelzen erholen soll, hoffe ich keineswegs, dass es sich überhaupt erholt. Es „erholt“ sich ja immer nur auf Kosten der Zukunft, weshalb jede Überwindung einer kapitalistischen Krise künftige, noch viel schlimmere Krisen nach sie zieht. Das ist seit Jahrzehnten zu beobachten. Das kapitalistische System soll sich nicht ändern, sondern mit all seiner nicht vorhandenen Nachhaltigkeit zum Teufel gehen. Und Platz machen für wirklich nachhaltige Systeme, in denen Kapital keine Rolle mehr spielt. Der Ausstieg aus der nicht nachhaltigen Atomenergie ist auf jeden Fall richtig. Aber wir brauchen auch den Ausstieg aus dem Wahnsystem des Kapitalismus.



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