Die Jungfräulichkeit eines Magazins

Die Jungfräulichkeit eines Magazins

source by Beatriz Martin-Vidal


Jungfräulichkeit würde ich es genaugenommen nicht bezeichnen, doch eher Würde oder eher diese frische New Face-Wirkung, dass jedes gute Magazin zu seiner Anfangszeit besitzt und ebenso jedes kecke Model.Sie alle hatten es: die Themen bei denen sie aneckten, die sie zu einem Magazin machten, dass zunächst von einer gemäßigten Anzahl von Lesern geschätzt wurde und später von Massen. Diese Masse zelebrierte dieses Magazin, lobte es in den höchsten Tönen und tobte wie wild und verbreitete es via Internet, Mundpropaganda und Co.Es kommt schließlich zu einem Moment indem man das Magazin durchschaut hat, indem plötzlich das süße Muttermal zum fetten hässlichen Leberfleck wird, dass man verabscheut, indem das Magazin zu einer Parodie seiner selbst wird. Die Konzepte bleiben, was ja nicht gleich Schlechtes bedeutet, aber irgendwann geben sie sich eine derartig große Mühe sich bloß nicht zu ändern, dass es schon pathetisch wird. Letzten Endes lebt alles durch die Veränderung und Weiterentwicklung.Irgendwann höre auch ich auf, der ehemals geschätzten Lektüre die Aufmerksamkeit und mein Geld zu schenken. Zu diesem Zeitpunkt bin ich traurig, nicht nur um all des Geldes wegen, dass ich noch aus Mitleid ausgab, sondern auch um der Seele des Magazins, dass doch so faszinierte und nun verschwand.Jedes Magazin wird das durchlaufen, dabei gehen einige mit Anstand und stehen wieder auf mit Grazie, andere gehen unter durch deren Maske, die sie sich erschufen, ohne zu bemerken es getan zu haben.

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