Hermione, Juli 2014
1998 besuchte ich als Reisejournalistin den Schiffbauplatz, auf dem die Hermione originalgetreu nachgebaut wurde. Nach 17 Jahren Bauzeit ging der Dreimaster letzten Sonntag auf Jungfernfahrt.
Auf den Spuren des Marquis de La Fayette
Am 21. März 1780 reiste der Marquis de La Fayette mit der Hermione, einer Fregatte der königlichen Flotte in die Neue Welt, um die amerikanischen Unabhängigkeitskämpfer in ihrem Krieg gegen die Engländer zu unterstützen. Der stolze Dreimaster maß mehr als 65 Meter, wog 1.200 Tonnen, 1.500 qm Segeltuch verteilten sich auf den drei Masten. Nur 13 Jahre später fiel die Hermione auf dem Weg nach Brest auf ein Riff auf und versank. Auf Initiative der Stadt Rochefort und des Internationalen Zentrums des Meeres wurde Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ein Wiederaufbauprojekt der Hermione ins Leben gerufen, mit dem Ziel, den Atlantik wie 1780 noch einmal zu überqueren. Nach einigen Jahren der Recherche trat im Juli 1997 die Rekonstruktion des legendären Segelschiffs in seine aktive Phase. In der Nähe der Corderie Royale, der Königlichen Seilerei, wurde ein doppeltes Trockendock aus dem Jahre 1728 restauriert, wo der Bauplatz der Hermione untergebracht wurde.
Schiffbau wie vor 250 Jahren
Das Besondere daran: Der Dreimaster wurde originalgetreu nachgebaut. Handwerker aus Frankreich, England, Deutschland, Spanien und Schweden sowie dutzende Freiwillige arbeiteten daran, und zwar mit den gleichen Materialien und unter den gleichen Bedingungen wie vor 250 Jahren. Die 25 Millionen Euro, die das Vorhaben, kostete, wurden durch die rund vier Millionen Baustellenbesucher finanziert sowie mithilfe regionaler Sponsoren und Aktionen zur Finanzierung spezieller Teile wie die Schiffslaterne oder die Galionsfigur.
Bauplatz der Hermione, 8. Oktober 2006
Erste Schwimmversuche
In der Nacht vom 6. auf den 7. September 2014, gegen 3 Uhr nachts, lief die Hermione aus. Zehntausende Schaulustige waren gekommen, um diesen besonderen Moment mitzuerleben. Das Segelschiff wurde entlang des Flusses der Charente Richtung Atlantik gezogen – um unter die Brücke der Charente hindurch fahren zu können, mussten Teile der Segel und der Maste entfernt werden –, danach setzte es die Segel Richtung Ile d’Aix (eine kleine Insel, die sich nur einen Steinwurf von meiner Heimatinsel entfernt befindet). Dort wird die Hermione einige Wochen verweilen, um für die große Reise über den Atlantik fitgemacht zu werden. Zurzeit befinden sich 72 Seeleute, Experten und freiwillige Helfer an Bord, die mit dieser Aufgabe betraut sind.
April 2015: Atlantiküberquerung
Mitte November kehrt die Hermione zu ihrem Heimathafen zurück, wo letzte Modifikationen vorgenommen werden sollen, bevor es im April 2015 endlich losgeht.
Als ich 1998 dort war, um für eine Reisezeitschrift darüber zu berichten, gingen die Planer davon aus, dass die Hermione bereits 2007 die große Reise über den Atlantik unternehmen würde. Nun wird es April 2015, acht Jahre später als geplant – immerhin früher als die Fertigstellung der Elbphilharmonie. Nähere Infos