Die Ich-Brille ablegen! Wie Perspektivwechsel Konflikte lösen

Ein Gastartikel von Melanie Retzlaff.

Diese blöde Kollegin! Immer macht sie das, nie tut sie dies und überhaupt ist sie einfach nur zickig. Aber du? Na, mit dir lässt sich doch immer reden und prima auskommen. Bloß scheinen die anderen das irgendwie nicht zu merken. Kennst du das? Dann wird es Zeit für einen Blickwechsel.

Die Welt, wie du sie siehst

Mach dir bewusst: Es ist nicht gesagt, dass andere die Situation genauso wahrnehmen wie du. Es ist noch nicht einmal sehr wahrscheinlich. In der Kommunikationswissenschaft gibt es die Theorie, dass ein Satz auf vier unterschiedliche Weisen verstanden werden kann.  „Also manche nehmen es ja mit der Arbeit nicht so genau.“ Wenn die Kollegin mit so etwas herausplatzt, bist du natürlich erst einmal eingeschnappt.

Bevor du also die Kollegin pauschal verurteilst, frag sie doch erst einmal, was los ist: „Ich habe da jetzt eine richtig dicke Kritik an mir herausgehört. War das wirklich so gemeint?“.  Dieser Satz kann dir eine Menge Frust ersparen.

Zudem kann ihre Aussage vieles bedeuten:

  1. „Es ist einfach so, dass in unserer Firma nicht so gründlich gearbeitet wird, wie es sein sollte.“ (Sach-Ebene)
  2. „Du arbeitest nicht gut genug.“ (Beziehungsebene)
  3. „Ich arbeite hier besser als alle anderen.“ (Selbstoffenbarungsebene)
  4. „Schau mal genau hin. Andere machen es hier sehr viel schlechter.“ (Appellebene)

Doch was von all dem deine Kollegin dir sagen will, findest du nur heraus, wenn du ruhig und sachlich nachfragst.

Zwei Menschen, zwei Meinungen

Um andere besser zu verstehen, kannst du außerdem folgendes tun:

  • Versetz dich in ernsthaft die Lage des anderen. Wie würdest du dich in seiner Situation fühlen? Was ginge dir durch den Kopf?
  • Such nach deinem Anteil. Frage dich aufrichtig, was du falsch machst. Es ist nie so, dass nur einer für den Konflikt verantwortlich ist.
  •  Ergeh dich nicht in Vorwürfen. Frag dich lieber, wie es in Zukunft weitergehen kann. Was muss passieren, damit sich die Situation ändert?
  • Um den Kopf freizubekommen: Schreib einen Brief und lass dich so richtig darüber aus, was dich ärgert. Den solltest du zwar nicht abschicken, aber symbolisch loswerden, also verbrennen, zerreißen oder in einen Fluss werfen.

Die Welt wie ich sie sehe

Philosophen gehen davon aus, dass es keine einheitliche Wirklichkeit gibt. Das bedeutet schlicht: Jeder hat seine eigene Wahrheit. Wir alle tragen unsere eigenen Erinnerungen und Erfahrungen mit uns herum. Diese prägen unser Handeln und Weltbild. Und täglich treffen wir auf Dutzende verschiedener anderer Ansichten.

Zwei Stühle, zwei Meinungen

Es ist auch hilfreich, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Das funktioniert leichter mit der Stühle-Methode. Stell zwei Stühle gegenüber auf. Setz dich auf den einen und denk dir, dass die Kollegin auf dem anderen sitzt. Jetzt werde alles los, was dich aufregt. Dann setz dich auf den Platz deiner Kollegin und stell dir vor, dass du sie bist. Nimm ruhig auch ihre Körperhaltung und Sprechweise an, imitiere sie ein wenig. Dann nimm Stellung zu deinen Vorwürfen.

Du wirst sehen, dass dir plötzlich einiges bewusst wird. Vor allem, welchen Teil du zu der Situation beiträgst.

melanie retzlaff dein bestes lebenÜber die Autorin:

Melanie ist eine wahre Motivationsbombe und sucht stets neue Herausforderungen und das Gefühl wirklich selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten. Auf Dein Bestes Leben – dem Magazin für Lifestyle Design erklärt sie zunächst, was Lifestyle Design überhaupt bedeutet und gibt in den Artikeln, Informationen über Themen, wie Selbstreflektion, Motivation, Organisation und viele mehr.

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