” Die halbe Sonne” von Aris Fioretos/ Versuch einer Rezension

ARIS FIORETOS

die_halbe_sonne

Die halbe Sonne

Ein Buch über einen Vater – übersetzt aus dem Schwedischen von Paul Berf
Erscheinungsdatum: 25.02.2013

ISBN 978-3-446-24264-7
Hanser Verlag

Versuch einer Rezension:

“So entzündet man Erinnerungen”, schreibt die FAZ fast euphorisch im Feuilleton am 28.03.2013

Aris Fioretos wurde 1960 in Schweden als Sohn eines griechischen Vaters und einer österreichischen Mutter geboren. Er studierte in Stockholm vergleichende Literaturwissenschaften und promovierte 1991 und 2001.Im Jahr 1991 veröffentlichte er  sein erstes Buch.”Den  deutschen Lesern wurde er 1995 in der Literaturzeitschrift Akzente vorgestellt”.(Wikipedia)

Seit 1997 lebt Aris Fioretos als freier Schriftsteller  in Berlin und Stockholm.

Werke: (Quelle Wikipedia)

Belletristik [Bearbeiten]

  • 1991: Delandets bok
  • 1998: Vanitasrutinerna
  • 2000: Stockholm noir (deutsch als Die Seelensucherin, Übersetzung Paul Berf; Dumont Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7701-5352-9)
  • 2002: Sanningen om Sascha Knisch (deutsch als Die Wahrheit über Sascha Knisch, Übersetzung Paul Berf; Dumont Verlag, Köln 2003, ISBN 3-8321-7828-7)
  • 2009: Den siste greken (deutsch als Der letzte Grieche, Übersetzung Paul Berf; Hanser Verlag, München 2011, ISBN 978-3-446-23633-2)
  • 2012: Halva solen (deutsch als Die halbe Sonne, Übersetzung Paul Berf; Hanser Verlag, München 2013, ISBN 978-3-446-24121-3)

Essays [Bearbeiten]

  • 1994: Den grå boken (englisch als The Gray Book, 1999)
  • 1996: En bok om fantomer
  • 2001: Skallarna (deutsch als Mein schwarzer Schädel, Übersetzung Paul Berf; DAAD Künstlerprogramm, Berlin 2003, ISBN 3-89357-108-6)
  • 2008: Vidden av en fot (deutsch als Das Maß eines Fußes, Übersetzung Paul Berf; Hanser Verlag, München 2008, ISBN 978-3-446-23056-9)
  • 2012: Avtalad tid, Gespräche mit Durs Grünbein

Die Geschichte:

beginnt mit dem Ende , entwickelt sich rückläufig bis zur Kindheit des Protagonisten. Der Vater in den letzten Jahren von von Krankheit gezeichnet ( Parkinson, Demenz, Querschnittslähmung nach Unfall)wird vom Sohn neu zusammengesetzt. Schreibend will er “Paparat” sein , fügt Fragment um Fragment zu einem kraftvollen,  zärtlichen Bild zusammen.

“Der Vater aus politischen Gründen im Exil, studiert zunächst in Wien Medizin , tritt später  in Schweden eine Stelle als Arzt an und macht Karriere. Verheiratet mit einer österreichischen Kunststudentin, gründet er in Schweden eine Familie und fühlt sich doch zunehmend in der Verbannung.

“…für den Sohn und Erzähler ist ist der Vater deshalb stets der “ausländische  Vater”, über den er Thesen aufstellt wie diese: ” Der Handteller eines ausländischen Vaters ist größer als der Himmel über euch.”“( Zitat Lesarten/Literaturmagazin)

In  den  sprachlich ausgefeilten Miniaturen ersteht er wieder , als  ein nicht Maß halten wollender,empfindsamer, zuweilen diktatorischer, aber auch zärtlicher, zugewandter Vater.

Fioretis schreibt in der 3. Person um dem Leser Platz zu lassen , wie an einem gut gedeckten Tisch(Interview 3sat)

Meine Meinung:

Mich hat dieses Buch vom ersten Moment an eingehüllt, bezaubert mit der prosaischen Sprache und der Fähigkeit, Sinneseindrücke  durch Worte erlebbar zu machen.

Ich habe die flirrende Hitze Athens gespürt, den herben Geschmack der Oliven auf der Zunge gehabt und die Stille gehört, wenn der Vater sich zur täglichen  Mittagsschlaf hinlegte.

Ich stand neben dem  Vater , als er verstohlen, ein Glas in Cognac  eingelegter Früchte aus dem Kühlschrank holte,  um sie gleich aus dem Glas in den Mund zu schütten. .  Der Vater war ganz nah, sichtbar, fühlbar, hörbar, wahrnehmbar. Ich identifizierte mich mit den ihn immer wieder überrollenden Unruhigkeiten, die die Familie veranlassten alle 2 Jahre umzuziehen. “…umgeben von Nadelwäldern leidet er an Atemnot.Um Dampf abzulassen, scheucht er die Familie insAutoMindestenseinmal im Monat verbringt man das Wochende auf der Landstraße”

Was für ein Buch! Ich mochte es gar nicht aus der Hand legen. Ein sehr empfehlenswertes Buch, etwas Besonderes, Schönes, Zärtliches. Ein gelungener Paparat (dieses Wort ist viel zu hart. In meinen Augen eine überaus gelungene Hommage an einen Vater.



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