Der Kampf zwischen Dominik Britsch (27 Kämpfe, 26 Siege, 9 durch KO, 1 Unentschieden) und Benjamin Simon (23 Kämpfe, 22 Siege, 21 durch KO, 1 Niederlage) fand nicht statt. Britsch wurde durch einen nicht unumstrittenen Sieg über Billy Lyell am 22.10.2011 IBF Intercontinental Meister im Mittelgewicht. Hiernach hätte er dann seinen Titel gegen Simon verteidigen sollen. Es kam, nachdem Sauerland Event und Arena Box Boxpromotion sich nicht über die Austragung einigen konnten, zu der üblichen Versteigerung. Arena bot 183.000 und Sauerland 131.400 US-Dollar.
Nun folgte ein unwürdiges, wenn auch vorhersehbares Spiel, eine Absage mit Ansage. Sauerland wollte seinen „deutschen Hoffnungsträger“ auf keiner Nicht-Sauerland Veranstaltung boxen lassen. Die Veranstaltung sollte dann auch vermutlich in der Türkei stattfinden. Auch glaubte kaum jemand, dass Sauerland Event das Risiko eingehen würde, Britsch gegen einen so unangenehmen Puncher wie Simon antreten zu lassen. Sie sagten das aber nicht direkt, sondern sie ließen sich Zeit, um etwas Anderes zu organisieren, nämlich eine EU-Meisterschaft. Wohlgemerkt eine EU-Meisterschaft, was so etwas ist, wie eine Europameisterschaft extra light. Als dann endlich ein Gegner für die EU-Meisterschaft gefunden war, Roberto Santos (26 Kämpfe, 17 Siege, 9 durch KO, 6 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden), erklärte Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer: „Dominik ist einer der großen Deutschen Hoffnungsträger. Deshalb ziehen wir einen Kampf in Deutschland mit der ARD vor!“
Eine weitere Folge des geplatzten Kampfes war, dass Benjamin Simon nicht mehr mit Arena Box Boxpromotion zusammen arbeitet. Nun ist Robert Rolle der einzige Vertreter von Simon.
Was dann am 25.02.2012 folgte, war eine mittelprächtige Blamage. „El tigre de Benidorm“, der sich für diesen Titelkampf durch zwei Niederlagen in den letzten drei Kämpfen qualifiziert hatte und der vor dem Kampf die Nummer 106 in der unabhängigen Weltrangliste und die Nummer 3 in der spanischen Rangliste war, war entweder sehr viel stärker als erwartet oder Britsch war sehr viel schwächer als angenommen. Britsch kam über ein Unentschieden nicht hinaus. Zu erwähnen ist hier der Punktrichter Zvonko Rukavina, der Britsch aus unerfindlichen Gründen tatsächlich mit unglaublichen 117:112 vorne hatte.
Nach der schwachen Leistung von Britsch sieht es nicht mehr danach aus, als würde Sauerland Event das Risiko scheuen, seinen „deutschen Hoffnungsträger“ im Ausland auf einer Veranstaltung von einem Mitbewerber boxen zu lassen und dadurch den Zuschauern der ARD vorzuenthalten. Inzwischen sieht es nun eher danach aus, als hätte man schlicht davor Angst, Britsch gegen den brandgefährlichen Puncher Simon antreten zu lassen. Man kann sich gut vorstellen, was passiert wäre, wenn Britsch gegen Simon in der zweiten Hälfte des Kampfes so eingebrochen wäre…
Selbst die ARD, die die Zuschauer tatsächlich mit einem Bericht über die neue Frisur (Zöpfe) von Britsch auf den Kampf einstimmt, kam nach dem Kampf zu dem Schluss, dass bei Britsch Anspruch und Wirklichkeit doch etwas weit auseinanderklaffen. Er erhebt Anspruch auf Europameisterschaft und Weltmeisterschaft. Die Wirklichkeit bot aber gerade mal ein Unentschieden gegen Santos. Die Haare, die im Vorbericht eine so große Rolle gespielt hatten, wurden dann zu einer Art Running Gag für den ganzen Kampf. In einer Ringpause wurden dem „deutschen Hoffnungsträger“ ein paar seiner neuen Zöpfe abgeschnitten, die dann nach dem Kampf den Fernsehzuschauern gezeigt wurden.
© Uwe Betker