Die goldene Mitte oder doch lieber Extreme?


Wenn ich so zurück blicke, dann erscheint es mir manchmal schon komisch wie schnell die Zeit vergehen kann. Und wie viele verschiedene Erfahrungen man in ein paar Jahren alles sammeln kann. Doch ein jede Erfahrung war auf ihre Art und Weise eine Bereicherung und barg die eine oder andere Lektion in sich.
So war ich bis vor einigen Monaten eigentlich noch eine überzeugte Veganerin gewesen und hätte nie gedacht jemals wieder Tierprodukte zu essen. Und jetzt bezeichne ich mich mittlerweile als Vegetarier.

Ich habe hier schon in mehreren Beiträgen über diesen Prozess berichtet. Denn meine Erfahrungen möchte ich hier auch mit anderen teilen. Jedenfalls ist der Vegetarismus nun mein persönlicher Wohlfühlbereich geworden. Die goldene Mitte zwischen beiden Gegenpolen sozusagen. Zwischen denjenigen, die alles essen und denjenigen, die auf Tierprodukte verzichten.

Ein Grund, der letzten Endes irgendwie einen Bruch in mir bewirkt hat, war ein Zusammenspiel aus mehreren Komponenten, die sich über die Jahre wohl bedingt haben. So oftmals die negative Haltung von Seiten mancher sich mischköstlich ernährenden Menschen, die einen in die Schublade des Veganers stecken. Aber auch so manche Haltung mancher Veganer, die auf ebenso dogmatische Art handeln und argumentieren.
Beides hinterlässt einfach keinen guten Eindruck, sondern erzeugt eher das Gegenteil. Sicher, wenn ich keine Ahnung wie viele Leute anspreche, so wird es sicher immer jemanden geben, der sich vielleicht durch eine aggressivere Art der Argumentation angesprochen fühlt. Wir Menschen sind verschieden. Doch mein Weg ist das nicht. Weder alles oder nichts, noch mit erhobenem Zeigefinger vor anderen zu stehen, noch Vegetarier dafür zu kritisieren, dass sie noch Käse und Eier essen usw.

Insofern haben diese Aspekte immer wieder in mir gerührt und mich nun dazu gebracht mich selbst von der veganen Ernährungsweise ein Stück weit zu distanzieren.

Nun gibt es zu den verschiedensten Sachverhalten auch immer die unterschiedlichsten Meinungen. Insofern wird Kritik nie ausbleiben, egal welche Entscheidung man für sein Leben wählt. Manche werden etwas gut finden, andere nicht.

Gewissensfragen und die Sache mit der kognitiven Dissonanz

Möchte ich mir immer wieder überlegen müssen ob ich etwas essen darf oder nicht? Ob es moralisch vertretbar ist oder nicht? Wenn man ab und an Käse isst, ist das wirklich so schlimm in der Gesamtrelation?

Ein Kritikpunkt ist oftmals die Sache mit der kognitiven Dissonanz. Sprich, man findet etwas moralisch verwerflich, unterstützt es aber dennoch mit seinem Handeln. Im Falle von Tierprodukten findet man das was mit den Tieren geschieht schlimm, isst die Produkte aber trotzdem. Insofern wäre es doch die logische Konsequenz diese Produkte nicht mehr zu essen.
Doch die Kette geht ja noch weiter. Was ist mit Tomaten aus Spanien? Was mit Chia Samen und Bananen? Was mit Avocados?

Diese Art der Argumentaton kenne ich nur zu gut. Was es aussagen soll ist primär, dass es immer leidhafte Umstände geben wird, ganz egal was wir konsumieren. Der Nicht-Konsum von Tierprodukten ist ein Faktor von vielen. Seien sie ethisch, bezogen auf Tier und Mensch, oder ökologisch, bezogen auf Transportwege, den Einsatz von Pestiziden usw.

Ich fand es früher auch immer irgendwie komisch, wenn Menschen, die wieder erzählten, dass sie wieder Tierprodukte essen das tun, weil der Mensch ja ein Allesesser sei. Oder weil wir Reißzähne hätten. Oder weil sich durch Fleisch unser Gehirn entwickelt hätte. Ich empfand das immer als vorgeschobene Ausreden. Von daher war es mir immer schon lieber jemand ist einfach ehrlich und sagt zum Beispiel so etwas wie: Ich esse wieder Fleisch, weil ich den Geschmack vermisst habe. Oder: Ich ernähre mich nicht mehr vegan, weil es mir zu sehr wie Verzicht erschien usw.
Es mag für manch einen egoistisch erscheinen, doch eine solche Ehrlichkeit war mir persönlich immer schon viel sympathischer, als irgendwelche Ausreden.

Von daher hat jeder Veganer Recht, der sagt, dass für Milchprodukte Tiere leiden müssen. Das steht außer Frage. Doch ich habe inzwischen in diesem Punkt andere Prioritäten. So ist die Gewissensfrage hier und da sicher noch gegeben, eben aufgrund dieses Wissens, doch ich sehe meine Aufgabe nicht mehr darin perfekt sein zu müssen.
Vegetarisch zu leben erleichtert mir den Alltag. Es ist schön im Restaurant mehr Auswahl zu haben, nicht mehr soviel nach darf ich das oder darf ich das nicht überlegen und handeln zu müssen, auch es anderen in Ernährungsfragen zu erleichtern. Denn nicht jeder kennt sich mit veganer Ernährung aus. Aber auch wenn man mal weg geht, auch einfach mal etwas Süßes kaufen zu können, nicht nachsehen zu müssen ob es eine vegane Alternative gibt und wenn nicht, dann nur auf Pommes und Salat zurück greifen zu müssen. Einfach mal in Urlaub fahren zu können, ohne sich vorher Gedanken machen zu müssen ob es denn auch genug Veganes vor Ort gibt. Denn nicht in jedem Land ist das mit der veganen Ernährung so einfach.
Die goldene Mitte ermöglicht mir mehr Flexibilität und mehr Gelassenheit. Und das genieße ich.

Das was wir essen entscheidet nicht darüber, ob wir ein guter oder schlechter Mensch sind.

Früher als Veganer habe ich immer gedacht, dass ich keineswegs besser bin als andere, nur weil ich ein paar Dinge nicht esse. Doch, wenn ich so manche sprechen und argumentieren höre, dann denke ich schon, dass manche diese Haltung haben.
Doch, so meine Ansicht dazu, jemand, der etwas aus wahrlich reinem Herzen macht, mit der Intention etwas zu verbessern oder anderen zu helfen, der hat es nicht nötig sich über einen anderen zu stellen. Sondern betrachtet einen jeden als gleichwertig.

Nun geht es beim Essen von Tierprodukten klar um mehr. Um Tierschutz, ökologische sowie soziale Aspekte. Dennoch entscheidet das was wir essen oder nicht essen nicht über unseren Charakter und auch nicht über unseren Wert als Menschen.
Veganer können durch ihren Verzicht auf Tierprodukte in diesem Bereich etwas Gutes tun, im Umgang mit Menschen aber ein absoluter Fail sein. So zum Beispiel Aussagen treffen wie Garry Yurofski, dass er gegenüber Menschen Gewalt anwenden würde, um Tiere zu schützen. Macht ihn der Verzicht auf Tierprodukte dadurch nun zu einem besseren Menschen? Und ist jemand, der Tierprodukte isst, gegenübergestellt zu so jemandem dann ein schlechterer Mensch?

Gerade, wenn man beginnt sich mit Tierschutz und Ernährung auseinander zu setzen, stellt man mit der Zeit fest, dass es auch andere Themenbereiche gibt, die verbesserungswürdig sind. Dass eben für Tomaten in Spanien Menschen unter widrigen Arbeitsbedingungen arbeiten müssen. Dass Bananen im Herbst eben nicht besonders ökologisch sind, dass es hierbei besser wäre saisonal und regional zu konsumieren, wenn man nicht nur durch den Verzicht auf Tierprodukte etwas Gutes für die Umwelt tun will. Dass gewisse Modelabel Kinderarbeit fördern. Und so vieles mehr.
Es gibt unzählige Aspekte auf dieser Erde, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen. Doch, nur weil ich als Einzelner, in einem Bereich vielleicht besser handle, als ein anderer, bin ich dadurch noch lange nicht als Mensch im Gesamten einem anderen überlegen.

Extreme seien nie gut

Extreme sieien nie gut, heißt es desöfteren. Doch ganz so streng sehe ich das auch wieder nicht. Extreme können durchaus gut sein, gemessen an den zu Grunde liegenden Umständen. Denn manchmal sind genau diese Extreme nötig um etwas in dieser Welt zu verändern.
Was Extreme schlecht macht ist das was wir Menschen schlussendlich daraus machen.
Wenn ich zum Beispiel als Veganer versuche alle um mich herum zu bekehren, Menschen um mich daran beurteile was sie essen. Oder aber auch, wenn ich als Mischköstler alle Veganer in einen Topf werfe und meine Meinung mit Kraftausdrücken und Beleidigungen untermaure, weil ich es scheinbar auf sachliche sowie respektvolle Art und Weise nicht vermag.

Insofern ist es wohl Auslegungssache was gut ist und was nicht. Wie es gelebt und damit auch vorgelebt wird. Und mit welchem Beispiel man damit einhergehend voran geht.

So kann einem Extrem von anderen auch mit wahrem Respekt begegnet werden. MIt Respekt für das Leben der eigenen ethischen Überzeugung und das Einstehen dafür. Genauso wie mit Respekt für das damit einhergehende Durchhaltevermögen.

Extrem schlecht oder extrem gut. Alles eine Sache des eigenen Fokus. Der persönlichen Betrachtung, wie ich etwas sehen will.

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