Die geheimen Superkräfte unserer Kinder

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Die geheimen Superkräfte unserer Kinder

Oder wie wir unsere Kinder unterschätzen
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,… Wie immer zählen meine Tochter und ich die Treppenstufen auf dem Weg von der Garage zur Wohnung.
Seit einigen Tagen zählt sie sogar die DREI mit, die sich zuvor immer vor Ihr versteckt zu haben schien.

Das Team um die Tollabox hatte in einer Ihrer letzten Kampagnen aus Kindern das gemacht was sie tatsächlich sind.
Superkinder! Mit Capes, Heldenmaske und dem nötigen Zubehör ausgestattet sehe ich auf der Facebook-Seite ein Kind nach dem anderen und denke darüber nach.

Trotz dass ich meiner Tochter vieles Zutraue, sie fordere und sie vieles selbst machen lasse, erwische ich mich Regelmäßig, Ihr Dinge nicht zuzutrauen.
Da war die Frage nach dem Kindergartenwechsel.
Die Erzieherinnen baten mich zu einem Gespräch in dem es darum ging zu erörtern welche Förderung und welche Entwicklung meine Tochter bis dato genommen hat.
Meine Tochter besuchte einen Kindergarten für Körperbehinderte Kinder, machte aber innerhalb eines Jahres eine immense Entwicklung in Sachen Bewegung und Motorik.
Gefühlt war sie wohl die „Queen of Kindergarten“ denn wenn Ihr etwas nicht passte, dann machte sie das durch Ihre körperliche Überlegenheit gegenüber den anderen Kindern deutlich.
Sie hatte also weder spielende Vorbilder noch spürte sie „Gegenwind“ wenn sie ein Kind ungerecht behandelte.

Bei uns in der Stadt gibt es auch einen Kindergarten für behinderte Kinder.
Und als ich ihn das erste mal anschaute war es als käme ich in eine ganz andere Welt.
Es schrie, tobte, lachte, wuselte, Kinderfahrzeuge fuhren haarscharf an mir vorbei, kurzum, in der Bude herrschte leben.
„Meine Güte“, dachte ich „die Kurze mag körperliche Fortschritte gemacht haben aber ob sie dem hier stand hält?“
Körperliche Überlegenheit auf der einen gegen kinderhaftes Rabaukentum auf der anderen Seite.
Nachts lag ich wach und der Kopf kam einfach nicht zur Ruhe. Nehme ich Ihr eine Chance?
Was ist wenn sie sich nicht durchsetzen kann? Was ist wenn ich sie Negativerlebnissen und damit verbunden Frust aussetze?
Sicher hat sie sich körperlich entwickelt aber im neuen Kindergarten würde sie zu den „schwächeren“ gehören.
Ich äußerte natürlich meine bedenken und wir vereinbarten im Falle dass sie es nicht packen sollte dass sie jederzeit zurück kommen könne.
Sie kam nie zurück!

Es ging auf die Schulzeit zu. Meine kleine „Minizicke“ hat sich im Kindergarten durchgesetzt und wieder einen gewaltigen Entwicklungsschub hingelegt.
Das einzige was wohl für Frustpotenzial gesorgt hatte war ICH, in dem ich Ihr nicht die gewünschte Menge Süßigkeiten zur Verfügung stellte oder sie dazu drängte gemeinsam mit mir Ihr Zimmer aufzuräumen oder die Zähne zu putzen.
Schule – ich empfand das in den Erstgesprächen als zu früh und bat darum die Möglichkeit einer Rückstellung zu prüfen.
Rückstellungen sind aber nur für Kinder möglich bei denen davon ausgegangen werden kann dass sie im darauf folgenden Schuljahr so entwickelt sind um den Anforderungen und dem Stoff zu folgen.
Das trifft in unserem Fall nicht zu, so muss sie also in die Schule.
Und schon wieder habe ich mich getäuscht.
Von den ganzen neuen Worten die nicht immer den elterlichen Geschmack treffen mal zu schweigen, merke ich wie sie Tag für Tag Neues mit nach Hause bringt.
Zu meiner Überraschung hat sie sich nun sogar mit der verflixten DREI angefreundet und sie hat jeden Tag eine ganze Menge zu erzählen.
Oft so viel dass ich langsam zu begreifen beginne dass hier eine kleine Frau heranwächst.

Wie war es als die Diagnosen gestellt wurden? Unsere Ärzte hatten zu Beginn wenig Hoffnung auf sprechen und laufen gemacht, nach jedem Krampf verlernte sie einfach ALLES, es war wie ausgelöscht.
Heute merkt sie sich (fast) sich alles (ausser bestimmte Regeln).
Wann ich mir wo Aua gemacht habe. Sie weiß exakt wo die Reise hingeht und wie wir fahren müssen wenn wir eine bestimmte Route einschlagen.

Die ersten male Laufrad fahren – ich bin nebenher gerannt wie ein Irrer weil ich immer der Meinung war dass sie doch irgendwann mal, mangels Ihres Gleichgewichtsbewusstseins hinfallen müsse.
Das redete ich mir zumindest ein.
Ich habe mich getäuscht!
Roller fahren? „Mädchen, pass auf da geht es den Berg runter, nicht so schnell!“
Klar fiel sie auch mal hin – Knie abgeputzt, Hände geschüttelt, Kurz Tränen abgewischt und weiter ging die wilde Fahrt.

Unsere Kinder haben geheime Superkräfte und diese sollten wir auch wahrnehmen und vor allem unseren Kindern viel mehr zutrauen.
Sie überraschen uns mit Dingen von denen wir nicht mal im Traum daran denken dass sie es können und sie schaffen das.
Klar, müssen wir mal ein Auge drauf haben aber Hey – Viel zu oft unterschätzen wir die Fähigkeiten die aus unseren Kindern kleine Superhelden machen!

Einen Satz den ich mir in meiner Zeit als Trainer immer wieder verinnerlicht habe: Kinder machen keine Fehler – sie sammeln Bewegungserfahrung!
Aber ohne unser Zu- und Vertrauen werden sie weder Erfahrungen sammeln noch Persönlichkeiten entwickeln.
Sie wäre Heute nicht das und hätte niemals diese Entwicklung gemacht wenn sie nicht so ein unbändiger Sturkopf und so einen immensen Willen hätte.
Es gibt Eltern die der Meinung sind Willen brechen zu müssen – aber das müssen wir nicht – damit rauben wir Ihnen ihre Persönlichkeit.
Ich spreche nicht über den Willen diesen einen Lutscher im Laden nun auf Teufel komm raus haben zu wollen, sondern den Willen Dinge selbst zu tun, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und auszuprobieren.

Richtig ist auch, wir begleiten sie ein stück Ihres Lebens – aber wir müssen keine Eben- oder Idealbilder unseres Selbst erschaffen. Sie müssen nicht unsere Träume erfüllen!
Unsere Kinder sollen Menschen mit eigenem Charakter, eigener Persönlichkeit und eigenem Denken werden – und wir sollten sie dabei unterstützen.

Ich weiß und ich bin gespannt auf die Irrtümer denen ich in Zukunft noch unterliegen werde.
Aber ich werde Ihr vertrauen und ich werde es ihr zutrauen.
Sie wird Ihren Weg machen und sie wird Ihren Weg gehen und ich bin bei dieser spannenden Reise dabei und kann ihr später eine Geschichte über die Naivität eines dummen alten Mannes erzählen der immer alles besser wissen wollte.

Ich freu mich drauf :)

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