Die Geburt unserer zweiten Tochter

Die Schwangerschaft unserer zweiten Tochter verlief unkompliziert und ich habe mir viel weniger Sorgen gemacht als in der ersten Schwangerschaft. Sicherlich hatte dies auch damit zu tun, dass ich durch die große Tochter sehr eingespannt war und die Tage sehr schnell vergingen. Es war die größte Herausforderung, die große Tochter zu beschäftigen und einzubeziehen in die Entwicklung, damit sie schon eine kleine Ahnung davon hat, was auf sie zukommt, wenn das Baby auf der Welt ist.

Sowohl bei den Ultraschall-Untersuchungen war sie dabei als auch bei den Vorbereitungen, die zu Hause nötig wurden, z. B. Babybett aufbauen, Kleidung in den Schrank räumen, Tasche für die Klinik packen. Sie ging sehr gut damit um und cremte jeden Morgen das Baby in meinem Bauch ein, während ich sie eincremte. Manchmal gab sie dem Bauch einfach so aus dem Nichts heraus einen Kuss und sagte “Baby Arm nehmen”. Mir ging das Herz auf und ich wusste, dass alles gut werden wird.

Dennoch machte ich mir etwas Gedanken, wie es wohl sein würde, wenn es dann wirklich losgeht. Ich kannte ja von der ersten Geburt nur die Einleitung, nicht aber wenn es wirklich von allein Anzeichen gibt. Der Geburtstermin war für den 2. Mai 2015 ausgerechnet. Am Mittwoch, dem 29. April hatte ich noch einen Termin beim Gynäkologen, bei dem es keine Neuigkeiten gab und nichts nach einer bevorstehenden Geburt aussah. Also gab er mir eine Überweisung für die Klinik mit, da ich ab dem errechneten Termin alle 2 Tage zum CTG musste, am 2. Mai also dann in die Klink aufgrund des Wochenendes. Ich rief dort an und fragte, wie das dann abläuft – insgeheim in der Hoffnung, dass es vorher losgeht, um mir das CTG alle 2 Tage zu ersparen.

Für den 1. Mai hatten sich die Schwiegereltern angekündigt, um uns zu besuchen und gemeinsam unseren neuen Garten zu besichtigen.

Am 30. April morgens um 1 Uhr löste sich der Schleimpfropf des Muttermundes und ich hatte unregelmäßige Wehen, die nur sehr leicht und gut auszuhalten waren. Ich rief meinen Gynäkologen an und bat ihn, zum CTG zu kommen, aber er sagte, ich soll in die Klinik fahren, damit sie alles Weitere ansehen und entscheiden. Vormittags riefen die Schwiegereltern an und fragten, ob es dabei bliebe, dass sie uns am nächsten Tag besuchen kommen. Ich wusste es nicht, aber wie auch immer es kommen würde, konnten sie entweder das Baby begrüßen oder wir konnten wie geplant zum Garten gehen. Also sagte ich zu und backte einen Kuchen. Anschließend überkam mich der dringende Wunsch, die ganze Wohnung zu putzen und die Wäsche zu waschen. Bei Twitter erhielt ich direkt die Reaktionen, dass das bedeutet, dass es am nächsten Tag losgeht, wenn man großen Wohnungsputz veranstaltet. Das war bei vielen Mamas genauso, berichteten sie aus ihren Erfahrungen.

Als die Tochter vom Mittagsschlaf aufwachte und ich alles fertig hatte, brachte ich sie zur Tagesmutter und fuhr dann in die Klinik zum CTG, wie mir der Gynäkologe empfohlen hatte. Dort war es sehr voll, weil alle Schwangeren von ihren Ärzten noch einmal zum CTG geschickt wurden vor dem langen Wochenende. Dennoch kam ich ziemlich schnell zum CTG dran und es hätte nicht besser sein können. Ab und zu relativ unregelmäßig waren auch Wehen zu sehen. Anschließend wurde der Blutdruck gemessen (zu hoch!) und mir wurde eine Wartezeit von ca. 1 Stunde angekündigt, bis dass durch den Arzt ein Ultraschall gemacht werden konnte. In der Zwischenzeit sollte dann noch einmal mein Blutdruck gemessen werden, weil mit diesem hohen Wert eine stationäre Aufnahme wichtig sei, um Präklampsie bzw. Gestose auszuschließen. Ich kannte diesen hohen Blutdruck schon, da ich diesen vor 2 Wochen schon mal hatte. Meine Erklärung dafür war, dass es draußen warm war und ich hatte keine weiteren Symptome, wie z. B. Augenflimmern, Kopfschmerzen. Deshalb konnte ich mir eine stationäre Aufnahme nicht vorstellen und meine Angst, doch bleiben zu müssen, stieg. Und damit gingen natürlich auch die Blutdruck-Werte nicht runter. Meine größte Sorge war, dass ich unsere Tochter schon heute allein lassen müsste, obwohl ich keine Anzeichen zur bevorstehenden Geburt hatte. Ich hatte die Befürchtung, dass ich mehrere Tage auf der Station liegen muss, ohne dass sich etwas tut und so der Zeitraum, in dem ich von meiner Tochter getrennt bin, länger als geplant ausfällt.

Nach der ärztlichen Untersuchung, bei der sich alles als in Ordnung herausstellte, wurde erneut der Blutdruck gemessen und die stationäre Aufnahme empfohlen. Anschließend bekam ich eine Risiko-Unterweisung, unterschrieb diese und ging dann nach Hause. Ich brachte die Tochter ins Bett, aß noch etwas und spürte währenddessen, dass die Wehen immer stärker und in kürzeren Abständen auftraten. Gegen 22:30 Uhr gingen wir ins Bett, aber ich konnte es im Liegen nicht aushalten. Also stand ich auf und ging im Schlafzimmer, Flur und Wohnzimmer auf und ab. Als ich gegen 00:30 Uhr Wehen im Abstand von 2 Minuten hatte, entschied mein Mann, dass wir nun die Tochter wecken und er mich in die Klinik bringt. Ich wollte lieber die Tochter nicht wecken und mir ein Taxi nehmen, aber er handelte einfach, weckte sie und zog sie an, nachdem er das Auto vor die Haustür geholt hatte. Wenn er nicht so hartnäckig gewesen wäre, wäre es vermutlich unfreiwillig zu einer Hausgeburt gekommen.

In der Klinik sind wir um 1:10 Uhr angekommen. Es wurde erstmal ein CTG geschrieben – geplant war eine halbe Stunde – aber nach 20 Minuten hielt ich es nicht mehr aus und bat darum, etwas gegen Schmerzen zu bekommen. Sie schaute dann nach dem Muttermund, der schon fast komplett geöffnet war. Für eine PDA war es also zu spät und ich bekam Schmerzmittel über den Tropf, merkte jedoch keine Linderung mehr. Meinem Mann wurde gesagt, dass er sich beeilen solle, die große Tochter wegzubringen, um dann bei der Geburt dabei sein zu können. Da wir in der Eile der Tochter keine Schuhe angezogen hatten, holte er diese und brachte die Tochter anschließend zur Tagesmutter. In der Zwischenzeit traten sehr starke Presswehen auf und ich konnte mich nicht zurückhalten, dem Druck nachzugeben. Als das Baby auf der Welt war und schrie, weinte ich, weil es mir so leid tat, dass mein Mann nicht dabei sein konnte. Als er zurück kam, lag die Tochter bereits auf meinem Bauch und die Hebamme hatte die Nabelschnur durchtrennt. Sie hatte mich gefragt, ob ich das machen möchte, aber ich war so perplex, dass ich ablehnte. Mein Mann war sichtlich überrascht und sogar ganz blass, dass die Kleine nun schon da war. Wir beide freuten uns! Bereits im Kreißsaal suchte sie die Brust und ich konnte sie bereits zweimal stillen. Die Milchproduktion hatte bereits vor der Geburt eingesetzt und so war ich bestens vorbereitet.

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“© Mamis Blog”

Bei der Geburt der großen Tochter war er dabei und sie lag dann die ganze Zeit auf meinem Bauch. Bei der kleinen Tochter war er (leider) nicht dabei, dafür hat er sie aber direkt nach der Geburt sehr lange auf dem Arm gehalten. Das war für ihn auch total schön – auch wenn wir es beide schade fanden, dass er nicht dabei sein konnte.

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“© Mamis Blog”

Die Hebamme sagte, dass sie sonst auch auf das Kind hätten aufpassen können, während der letzten Phase, aber das eigentlich nicht so üblich ist. Die Tagesmutter wohnt in der Nähe der Klinik, deshalb hatten wir gesagt, dass es nicht lange dauert. Im Nachhinein betrachtet war es auch besser so, dass die Tochter bei der Tagesmutter war, auch wenn dadurch mein Mann die letzte Phase verpasst hat und das Baby direkt begrüßen konnte. Wenn sie das Baby schon in der Nacht gesehen hätte, wäre sie dann bestimmt gerne geblieben und das Wegbringen hätte sich schwieriger gestaltet. Die Überraschung war so größer für sie, dass sie erst bei der Tagesmutter schlief und am nächsten Tag dann die kleine Schwester begrüßen konnte.

Durch den starken Pressdrang, die Schnelligkeit der Geburt und meine (wie die Hebamme sagte) große Kraft in der letzten Phase habe ich mir eine Geburtsverletzung 3. Grades zugezogen, die laut der Ärztin in einer OP mit PDA genäht werden sollte. Neben dem Damm wurde auch der Schließmuskel mit angerissen, was das Nähen für die Ärzte schwieriger machte und eventuelle Infektionen mit sich bringen kann. Deshalb muss ich Antibiotikum kommen und die ambulante Geburt, die ich gerne gehabt hätte, war nicht möglich. Da ich aber zur Geburt auch keine PDA hatte, fände ich es schade, dann danach eine PDA bekommen zu müssen und bat deshalb um einen Versuch, es unter örtlicher Betäubung zu nähen. Nach etwa 30 Minuten war es geschafft und die OP mit PDA war überflüssig. Ich bin froh, dass ich darum gebeten habe und dass der Versuch geklappt hat.

Im Anschluss sagte mir die Hebamme, dass alle “STOP” geschrien haben, ich aber nicht gehört habe und einfach weiter gemacht habe. Dadurch kam es zu dieser Verletzung. Sie sagte, dass ich schwer zu führen bin und meinen eigenen Kopf habe.

Natürlich könnte ich mir jetzt Vorwürfe machen und mich darüber maßlos ärgern. Das tue ich aber nicht. Es ist, wie es ist. Ich war froh, dass die Geburt so unkompliziert und schnell ging. Unsere Tochter ist am 1. Mai 2015 um 1:58 Uhr mit einer Größe von 51 cm, 3065 g und einem Kopfumfang von 33 cm auf die Welt gekommen. Wahrscheinlich war sie das erste Mai-Baby in dieser Klinik. Es war sichtlich alles in Ordnung und wir durften noch bis 5 Uhr im Kreißsaal bleiben, bevor ich zum Zimmer kam. Zunächst war ich in einem 2-Bett-Zimmer, bevor ich dann um ein Einzelzimmer bat und 4 Stunden später verlegt wurde. Die Zimmernachbarin war sehr nett und wir unterhielten uns viel. Ich hatte zwar nicht geschlafen, aber müde war ich auch nicht, vor Aufregung und wegen dem netten Gespräch. Sie wurde wenige Stunden später entlassen und so tat es mir auch nicht leid, dass ich dann schon in der neue Zimmer umziehen konnte. Man weiß ja nie, wer dann als nächstes mit einem auf dem Zimmer liegt. Und allein hat man es einfach ruhiger und selbstbestimmter und kann sich auch besser auf das eigene Kind konzentrieren. Außerdem sah ich es auch als Vorteil an, dass die große Tochter dann nicht störte, wenn sie bei mir war. Sie lässt sich ja noch nicht zügeln von der Lautstärke und ihrem Bewegungsdrang. Sie kam aber auch sehr gut zur Ruhe, als sie das Baby sah und zeigt sich als sehr vorbildliche große Schwester.

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“© Mamis Blog”

Durch die Geburtsverletzung wurden mir 5 Tage Antibiotikum verordnet, dass sie über die Vene geben. Ich bekam also einen Zugang gelegt und alle 8 Stunden Antibiotikum. Allerdings sagte ich, dass ich nach spätestens 3 Tagen nach Hause möchte. Die Umstellung des Antibiotikums kann mit Einverständnis des Arztes auf Tabletten umgestellt werden.

Bei einer solchen Verletzung können weitere Komplikationen auftreten, sodass mir empfohlen wurde, 6 Wochen lang keine schweren körperlichen Betätigungen durchzuführen und mir sowohl im Beckenbodenzentrum des Klinikums sowie bei meinem Gynäkologen nach etwa 6 Wochen geben zu lassen. So können eventuelle Komplikationen entdeckt und behandelt werden.

Laut Aussage der Ärztin sieht es aber aktuell nicht so aus, dass ich etwas Bleibendes davon behalte. Bei den folgenden Untersuchungen stellten die Ärzte fest, dass die Heilung gut fortschreitet und die Naht gut gelungen ist. Nach dem Gespräch mit dem Oberarzt wurde heute entschieden, dass ich morgen die Klinik verlassen darf und mit meiner kleinen Tochter zusammen zu unseren Liebsten nach Hause darf. Darauf freue ich mich sehr!

Wir werden die Zeit gemeinsam genießen und uns hoffentlich gut einleben. Bitte wundert Euch also nicht, wenn es etwas dauert, bis Ihr hier wieder etwas von mir lest.

Eure Mami Renate

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