Die Flut und ihre Folgen

Die Flut und ihre Folgen

Hochwasser in Dresden
(tigion / flickr.com)

Tagelange Regenfälle haben zu einem Hochwasser geführt, dessen Zeugen wir in den letzten Wochen geworden sind. Entlang der Donau, der Elbe und einiger kleiner Flüsse kam es zu Dammbrüchen und erheblichen Überschwemmungen. Tausende Menschen mussten vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden.
Wie hoch die Schäden ausfallen, ist noch unklar. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), rechnet mit einer höheren Schadenssumme als nach dem Hochwasser im Jahr 2002. Damals betrug sie rund elf Milliarden Euro, sagte Schweitzer gegenüber der Rheinischen Post. Allein Sachsen rechnet mit einem Finanzbedarf von mehr als zwei Milliarden Euro für die Beseitigung der Flutschäden.
Indessen hat die Bundesregierung angekündigt, 100 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Weitere 100 Millionen Euro sollen über ein Kreditprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergeben werden, meldete spiegel-online. Im Jahr 2002 hatten Bund und Länder dagegen einen Aufbaufond mit einem Volumen von 7,1 Milliarden Euro aufgesetzt.
Ob die Betroffenen der Flut weitere Hilfe erwarten können, ist zurzeit noch unklar. Tausende seien nicht gegen Hochwasserschäden versichert, heißt es weiter auf spiegel-online. Nach dem Hochwasser von 2002 wären in den betroffenen Orten kaum bezahlbare Policen angeboten worden. Wer noch versichert ist, muss damit rechnen, keinen Versicherungsschutz in Anspruch nehmen zu können. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat deshalb kürzlich im Bundesrat die Versicherungskonzerne gebeten, den Flutopfern keine Schadensfallkündigung auszusprechen und ihnen den Versicherungsschutz nicht zu versagen.
Hartz-IV-Empfänger könnten besonders hart betroffen sein. Ihnen werden bereitgestellte finanzielle Hilfen als Einkommen angerechnet und vom Arbeitslosengeld II abgezogen. Die Bundesagentur für Arbeit hat nach Angaben der Initiative „gegen-hartz“ noch nicht die Frage geklärt, ob Zuwendungen aus den Hilfsprogrammen angerechnet würden. 
Die Jahrhunderthochwässer häuften sich in den letzten Jahrzehnten, sagte der Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid, und nach Prognosen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) nehmen sie in Zukunft weiter zu. Insbesondere komme es in Süd-, Südwest- und Mitteldeutschland zu einem Anstieg der Niederschläge im Winter und Frühjahr und führe öfter zu Hochwasser. So hatte auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) Ende Mai darauf hingewiesen, dass mancherorts im Boden schon so viel Wasser gespeichert sei, wie seit 50 Jahren nicht mehr. Schuld daran seien die massiven Niederschläge im Frühjahr gewesen. Weitere Niederschläge hätten vom Boden nicht aufgenommen werden können und so sei es unweigerlich zum Hochwasser gekommen.
Kritik am deutschen Missmanagement beim Hochwasserschutz kommt derweil aus Österreich. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner sagte, es hätte langfristige Fehlentwicklungen gegeben, die auch von Experten mitgetragen wurden. So habe sich herausgestellt, dass es nicht richtig sei, Flüsse in Korsetts zu zwingen oder auf Auengebiete zu verzichten. So erleichtere zwar die Begradigung von Flüssen deren Schiffbarkeit, erhöhe aber gleichzeitig das Hochwasserrisiko.
„Wir müssen Überflutungsflächen freihalten, wir müssen dem Wasser Raum geben“, sagt Karsten Smid. Immer höhere und stärke Deiche bringen nicht genügend Sicherheit. „Je höher die Deiche, desto höher ist das Risiko hinter den Deichen, wenn sie den Wassermassen nicht mehr Stand halten oder einfach überlaufen“, so Smid weiter. Doch die Schaffung von Überflutungsflächen wird hinausgezögert. So hat die internationale Elbe-Schutzkommission nach der Flut von 2002 vorgeschlagen, 35.000 Hektar Land für Auen-Renaturierung und Deichrückverlegung zu nutzen. Bisher wurden davon allerdings weniger als fünf Prozent realisiert. Dass diese Maßnahmen viel zum Hochwasserschutz beitragen können, zeigt das Projekt im brandenburgischen Lenzen. Dort wurden 420 Hektar Land in Auen umgewandelt. Beim Hochwasser 2011 sorgten sie für einen um 35 Zentimeter niedrigeren Wasserpegel und je niedriger die Hochwasserwelle ist, desto geringer ist der Druck auf die Deiche.

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