Schon während unserer Kinderwunschzeit hatte ich oft Werbung für die finnische Babybox in meiner Facebook-Timeline, und war mir ganz sicher, dass ich diese Box für unser Baby haben möchte. Warum, erzähle ich Euch gleich – für diejenigen, die jetzt nur Bahnhof verstehen, jedoch vorab eine kurze Erklärung, was das Konzept dieser Box ist.
Das “Äitiyspakkaus” – was man etwa mit “Mutterschaftspaket” oder “Babyausstattung” übersetzen kann, ist eine Erfindung des finnischen Sozialsystems, das ursprünglich nur Familien mit geringem Einkommen zur Verfügung stand, später aber für alle Eltern verfügbar wurde. Es enthält neben Kleidung und anderen Babyprodukten wie Windeln und Spucktüchern auch eine Matratze und einen Schlafsack, mit dem die Box zum kostengünstigen Babybettchen umgewandelt werden kann, indem man sie neben das Elternbett stellt.
In Finnland haben alle Mütter Anspruch auf die Box, die an den dafür vorgegebenen Vorsorge-Untersuchungen teilnehmen – durch diese Maßnahme konnten die Finnen ihre Säuglingkeitssterblichkeit bereits in den Fünfziger Jahren stark senken. Damit hat Finnland eine der niedrigsten Säuglingssterblichkeits-Raten weltweit. Zudem soll so sichergestellt werden, dass ein Grundmaß an Ausstattung für jedes Baby, unabhängig vom Einkommen der Eltern, vorhanden ist wenn es auf die Welt kommt: Ein Platz zum schlafen, etwas anzuziehen, Pflegeutensilien.
Und wie es so ist, schauen Menschen auf solche Konzepte und sagen: Schade, dass es das bei uns nicht gibt. Und so haben sich die Gründer der “Finnish Baby Box” gedacht, selbst so eine Box zu packen und sie international anzubieten. Natürlich ist sie für uns nicht kostenlos – ehrlich gesagt, auf den ersten Blick sind 400 Euro für die normale finnische Babybox bzw. 600 Euro für die Moomin-Edition ein ganzer Batzen Geld – trotzdem denke ich, bereits ohne dass ich sie gesehen habe, dass sie das Geld wert ist. Warum? Darum:
Weniger entscheiden müssen
Will ich tragen, oder schieben, oder beides? Und wenn ja, welcher Kinderwagen ist der beste? Welchen können wir uns leisten? Welche Trage ist gut? Was braucht man so an Kleidung? Und an anderem Kleinkram? Mützchen? Strampler? Noch was vergessen?
Unisex erhältlich
Wir werden uns, was das biologische (genau genommen auch das nicht-biologische) Geschlecht unseres Kindes angeht, überraschen lassen. Wir halten nichts von Stereotypen und finden, nur weil jemand einen Penis hat, ist er nicht 1. ein Junge oder Mann, 2. zu einem Leben in babyblau verurteilt und 3. darf bestimmt auch niemals weinen. Oder Nagellack tragen. Oder so. Zudem finden wir die Industrie und das Marketing, das sich bewusst darauf spezialisiert hat, Mädchen und Jungs gesondert auszustatten und somit zum Beispiel das rosa Prinzessinenfahrrad für den kleinen Bruder unbenutzbar zu machen, so dass dringend ein neues Fahrrad “für Jungs” gekauft werden muss, ätzend, nicht nachhaltig und auch einfach nur – doof.
Die Finnische Babybox ist Unisex erhältlich, die Farben sind alle neutral gestaltet ganz ohne Rosa-Hellblau-Falle. Trotzdem sind die Motive niedlich, babygerecht und entsprechen unserem Geschmack.
Auch einfach ein bisschen schön
Jeder, der es sich irgendwie leisten kann, und so lange auf ein Kind gewartet hat wie wir, möchte sich vielleicht auch einfach ein bisschen verwöhnen. Und sei es mit schönen skandinavischen Babyartikeln. Bis zu diesem Absatz habe ich den Artikel geschrieben, ohne einen Blick in die Box zu werfen, doch das soll sich jetzt ändern. Schauen wir mal rein.
Was ist drin?
Die Box ist nochmal in einem extra Karton verpackt – was bei der Behandlung durch den Zusteller auch ganz gut so war. Nicht, dass was zerbrechliches drin wäre – aber auf dem Weg von Finnland nach Deutschland kann ja doch so einiges passieren. Der Versand ging übrigens recht schnell: am 13. Januar wurde sie verschickt, am 18. Januar war sie bereits bei uns (Versand erfolgt per GLS).Auf der Rückseite des großflächig mit dem Smilie bedruckten Bogens befindet sich ein Begleitbrief von Heikki, Anssi und Anton, den Firmengründern.
Der Smilie dient übrigens als Wickeltisch-Bespaßung für’s Baby.
Obenauf befindet sich das erste multifunktionale Teil: Es kann als Schlafsack oder Krabbeldecke genutzt werden.
Die Maße der Bettdecke kann ich ggf. mal nachreichen, sie ist aber definitiv größer als für die Box gedacht – macht ja auch Sinn, erstmal sollen die Lütten ja im Schlafsack schlafen. Der Deckenbezug hat ein süßes Bambi-Muster, das Bettlaken sowie das wasserdichte Unterlaken sind einfach weiß. Die Spucktücher sind größer als die, die ich schon habe, knallgelb und aus 70% Bambus, 30% Baumwolle.
Als nächstes kommen Lätzchen und anderes Zubehör. Die Flaschen kann man übrigens in Deutschland problemlos kaufen.
Gut, muss ich viel zu Lätzchen & Co sagen? Vielleicht meine Meinung: Bezüglich des Fütter-Lätzchens bin ich indifferent, aber es kann sicherlich nicht schaden, das zu haben. Ansonsten erinnert es mich irgendwie zu sehr an das Bild von Babies, denen Löffel mit Brei reingeschoben werden. Find ich nich so klasse, aber dafür kann das Lätzchen ja nichts. Das Sabberlätzchen ist ganz niedlich, kann ich aber besser selbernähen ;D
Die Flasche irritierte mich auch erstmal, aber dann dachte ich mir, whatever. Haben wir halt eine – sofern das klappt, würde ich auch gerne abpumpen und einfrieren, und da braucht man dann ja nu auch was zum füttern.
Das Pflegezeug enthält ein Badethermometer, Nagelschere, eine Mini-Zahnbürste, eine Haarbürste, Kondome und Stilleinlagen. Bis auf die Kondome alles sehr brauchbar. Will jemand Kondome aus der original finnischen Babybox? Das Hasenschmusi habe ich ja kurz auf Instagram schon gezeigt, es ist das dritte (genau genommen vierte) Hasenschmusi, das wir haben, passt also ganz gut und ist sehr flauschig. Ich kann mir schon den Babysabber daran vorstellen, und das kleine Fäustchen, dass das Häschen festhält. Hach.
Jetzt kommen wir zum Klamotten-Teil: Ich habe jetzt darauf verzichtet, die jeweiligen Größen festzuhalten, weil es zum Teil Doppelgrößen sind, zum Teil einzelne, und sich alles überschneidet.
Der größte Teil der Kleidung bewegt sich zwischen Größe 62 und 68, und ist vielfach größenmäßig noch erweiterbar oder verlängerbar. Ich denke z.b. der Sommerschlafsack wird auch von Anfang an gut passen. Ich finde alle Muster und Farben schön und miteinander kombierbar. Wir werden zwar definitiv noch ein paar Basic-Teile anschaffen, und sicherlich auch das eine oder andere “schöne” Teil, wenn ich etwas sehe, aber es ist ein ganz gutes Gefühl, in den ersten Größen einfach schon ein paar Teile auf Vorrat zu haben.
Sämtliche Materialien sind Baumwolle, teilweise sogar Wolle-Seide Gemisch und nur die Sachen, bei denen es Sinn macht (Schneeanzug Aussenmaterial z.B.), ist Synthetik mit dabei.
Alle Teile wirken hochwertig und gut verarbeitet. Die Multifunktionalität einiger Stücke hat uns besonders begeistert – natürlich weiß ich nicht, ob das “übliche” Funktionen sind, oder doch schon eher spezielle :
Der Schneeanzug zum Beispiel hat nicht nur eine abnehmbare Kapuze und integrierte Fäustlinge, sondern ist auch an den Beinen und im Schritt vollständig per Reissverschluss zu öffnen. Der Reissverschluss lässt sich dann so zusammenzippen, dass man anstatt Beinen eine Art Fußsack erhält, wenn man die Druckknöpfe zusammenknöpft.
Die Wickelbodys in Größe 50/56 halten nicht nur beim Größenwachstum in die Breite, sondern auch in die Länge mit. Das Material ist wunderbar weiche Baumwolle. Ich liebe diese Teile jetzt schon so sehr und muss mal gucken, ob man die Marke auch in Deutschland bestellen kann.
Und, natürlich nicht zu vergessen, die Box selbst mit der Schaumstoffmatratze.
Preiswert oder nicht?
Ein wichtiger Aspekt bei der Box ist natürlich der Preis. Regulär kostet sie 400 Euro, ich hatte einen Rabattcode erhalten und habe daher etwa 280 gezahlt.
Ich habe versucht, alle Teile aus der Box im Original zu finden, es gestaltet sich jedoch schwierig. Zum einen ist mein finnisch nicht besonders gut, zum anderen werden die Artikel natürlich zum Teil extra für die originale Box produziert und sind auf dem Markt gar nicht einzeln erhältlich.
Die meisten Preise habe ich also in einem Mittelwert aus dem preiswertesten und teuersten Teil ermittelt, den ich so finden konnte. Das Badetuch zum Beispiel sieht sehr aus wie das von IKEA, daher habe ich mich an dem Preis dafür bei IKEA orientiert. Gleiches gilt für die Matratze und Bettwäsche – bei Babymatratzen kann man übrigens zwischen 10 und 120 Euro ausgeben (bei IKEA). Im Mittelfeld liegt offenbar der Bestseller für 60 Euro, der ebenso wie die in der Box enthaltene Matratze eine Schaustoffmatratze ist.
Am schwierigsten fiel mir der Vergleich bei der Kleidung. Eine Schlupfmütze aus Wolle-Seide ist in Deutschland praktisch nicht erhältlich, gleiches gilt für die praktischen Wickelbodys. Die Produkte sind nicht eindeutig bio, also habe ich mich an Marken orientiert, die ich selber kaufen würde und etwas abgezogen, denn Maxomorra, Loud+Proud &Co sind ja auch nicht für jeden was. Andererseits kauft auch nicht jeder gebraucht und/oder zu Discounterpreisen, ich habe hier also versucht einen Mittelweg zu finden – im Zweifel müsst Ihr selber rechnen
633 €
Matratze60 €
Matratzenschutz6 €
Schlafsack/Krabbeldecke40 €
Badetuch10 €
Bettdecke15 €
Bettwäsche15 €
Spucktücher15 €
Hasenschmusi14 €
Sabberlätzchen7 €
Lätzchen8 €
Flasche12 €
Badethermometer5 €
Nagelschere10 €
Zahnbürste5 €
Stilleinlagen5 €
Bürste6 €
Kondome6 €
Schneeanzug60 €
Fleeceanzug40 €
Mütze15 €
Schlupfmütze Wolle/Seide25 €
Wickelbodys (2 Stück)26 €
Strampler und Hose38 €
Sommerschlafsack20 €
3 Bodys20 €
5 Hosen70 €
2 Bodys15 €
2 Strampler/Schlafanzüge40 €
Strumpfhose10 €
Socken/Handschuhe diverse15 €
Fazit Finnische Babybox:
Selbst bei einem Preis von 400 Euro lohnt sich die Box meiner Meinung nach definitiv, bei dem doch moderat berechneten Gesamtwert von über 600 Euro. Die 200 Euro mehr für die Moomin-Edition sind dann wohl ein Aufpreis für besonderen Geschmack. Die Produkte sind alle von guter Qualität, kein Nepp dabei – zumindest soweit ich erkennen konnte. Ob man nun das ganze Geld auf einmal ausgeben kann oder will ist natürlich auch noch so eine Sache. Wir werden, wenn die Astronautin gelandet ist und wir die Chance hatten, die Sachen zu testen, auch nochmal eine abschließende Bewertung abgeben.
Gefehlt hat mir auf den ersten Blick übrigens nichts, auch wenn ich mir ein Päckchen Windeln gewünscht hätte – einfach nur, weil ich es ein lustiges Gimmick gefunden hätte, ein paar finnische Windeln zu haben
Wenn Du noch Fragen zum Inhalt hast, oder ich irgendwas superwichtiges vergessen habe: Die Kommentare auf Instagram und Facebook sind wie immer geöffnet.
Falls Dir mein Artikel dabei geholfen hat, Dich bezüglich der Box zu orientieren und Du Dich zum Kauf entscheiden solltest, würde ich mich freuen, wenn Du sie über meinen Link bestellst:
http://bit.ly/knitterbabybox
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