Hat man einmal solche Sätze gefunden, sieht man sich von ihnen verfolgt. So als ob das Unterbewusstsein nachträglich Beweise reichen will.
Die “Allee nach Glienicke” hieß nämlich auch in der DDR “Allee nach Glienicke”, obwohl man seinerzeit als normaler Mensch über diese Allee nicht nach Glienicke kam.
Klein Glienicke war Sperrgebiet und ragte – zu Potsdam gehörend – ins westliche Berlin hinein. Hierin wiederum gab es wiederum und witzigerweise bis 1971 noch drei futschelige Berliner Exklaven… – Sonderheiten eines Preußischen Katasteramtes, an dem sich die Sieger des letzten Krieges bei der Aufteilung des Terrains – der Einfachheit halber – orientierten.
Noch viel-viel früher war Klein Glienicke ein selbständiges Dorf. Es wurde 1375 erstmals erwähnt, und zwar im Landbuch Kaiser Karl IV. Die Straße dahin könnte also damals schon “Weg nach Glienicke” geheißen haben (Straße oder Allee) – was bis August 1961 durchaus Sinn machte. Es blieb so, wenig bemerkt, Konjunktiv I implizierend und somit widerständlerisch:
Es wäre genau der richtige Straßenname, wenn es über diese Alle nach Glienicke GINGE.
Gingabernich.
Oder nur mit Grenzausweis.
Ich bog schließlich ab, auf das Gelände der Potsdamer Universität. Seinerzeit war hier der Bezirk II der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft. Ich denke, es ist für jeden Vater interessant, einmal zu sehen, wo sein Sohn einst studierte.
Doch dass man hier noch was von damals zeigen könnte, erwies sich als Irrtum – das Gebiet wird renaturiert.
Wo einst die Mensa stand, wächst Gras drüber. Das Seminargebäude ist weg, die Sprachbaracke ebenfalls.
Heizhaus – weg!;
Sauna – weg!;
B-Block – weg!;
Werweißwasnochalles – weg!
Aber schön sieht es aus! So hübsch grün. So parkig. Wie geschaffen zum Spazierengehen, Wohlfühlen und Verweilen!
Wir genießen heute diese Natur, wandern etwas durch die Gegend, verweilen und gehen schließlich zurück zum Parkplatz …
Was für ein Doppelsinn!
… und treffen unterwegs ein Hinweisschild.
Es nennt den Namen eines Gebäudes, welches längst planiert ist.
“Der Name ist stets die Konstante”, denke ich erneut, “und der Hinweis darauf, ist die letzte Instanz.”
Quod erat demonstrandum