Die Cola-Dose. Sie begleitete uns wie der Walkman durch die Jugend und die erfolglosen Versuche der Erwachsenwerdung. Dann war sie, die uns nicht nur als Getränkespender diente, sondern auch als Wurfgeschoss, Handmuskeltrainer und Pausenhof-Kickobjekt, plötzlich indiskutabel geworden. Abgeschafft, wegumweltgeschützt. Und das Kühlfach mit den praktischen Dosenhaltern in meinem Auto? Leer. Keine dieser Plastikflaschen findet Platz darin. Also sammelt sich meine Fahrtenbuchhaltung darin. Gut temperiert natürlich.
Aber während ich noch in Trauer versinke und nach Italien fahre, um dort Nastro Azzurro in diesen hübschen grauen Dosen zu kaufen und melancholisch ein Bierchen nach dem anderen zischen zu lassen, finde ich sie auch hierzulande wieder immer öfter, die guten alten Dosen! Supermärkte und Discounter listen sie wieder zunehmend; ganz vorn dabei ist – natürlich! – Coca Cola. Und das scheint nicht nur nostalgische Gründe zu haben, wenn man sich die Zahlen betrachtet: 2009 stieg der Absatz um 13 Prozent auf 700 Millionen Dosen, 2010 sogar auf 41 Prozent – in den ersten neun Monaten! Das meldet der europäische Dachverband der Getränkedosenhersteller (BCME). Und der freut sich auch schon darauf, dass in diesem Jahr eine Milliarde der noch immer sehr beliebten Büchsen mit dem unvergessenen Knack-und-Zisch verkauft werden wird – trotz politischer Widerstände, trotz Bedenken von Umweltverbänden und trotz rigider Pfandregelung, die im Übrigen auch bei Dosen längst mittels moderner Automatentechnik sicher gestellt werden kann. 90 Prozent Rückgabequote sprechen eine deutliche Sprache.
Eigentlich braucht sie ihn gar nicht, doch die Dose bekommt sogar noch einen Kick mit – ausgerechnet von der politisch korrekten Glasflasche. Die wird als schwer und unhandlich bemurrt und passt einfach nicht in meinen Dosenhalter. Und sie wird immer öfter bei Veranstaltungen verboten, weil gern als Durchsetzungsmittel eigener Interessen verwendet. Und so umweltfreundlich, wie geglaubt, ist sie auch nicht, da sie nicht etwa 30 mal, wie uns einst erklärt wurde, sondern lediglich vier- bis fünfmal wiederverwendet wird. Danach ist sie nämlich unansehnlich, hat Macken und Schrammen. Wie auch immer, Glasflasche ist gut, Dose aber auch! An Plastik und papierenen, grünbepunkteten Kombimaterialien dürfen gern andere nuckeln. Politiker zum Beispiel.