Die Corona-App der Briten ist gestartet

Die Corona-App der Briten ist gestartetIn Großbritannien begann die Verbreitung einer App, die Infektionsketten erkennen und gegebenenfalls den Besitzer warnen soll. Aber wichtig für den Erfolg ist nicht nur die Zahl ihrer Nutzer…

Nach einer Ankündigung hat die britische Regierung letzte Woche begonnen, für Bewohner der Isle of Wight das Downloaden ihrer offiziellen App zum Nachverfolgen von Covid-19-Kontakten freizugeben.

Erst einmal sollten Mitarbeiter des National Health Service und der Gemeinden Zugriff darauf bekommen, später alle 140.000 Bewohner der Insel. Verläuft dieser Test erfolgreich, soll die App dann ab Mitte Mai auch im restlichen Land angeboten werden. Die App ist Teil eines Programms für die sichere Lockerung der britischen Lockdown-Maßnahmen. Dazu wurden 18.000 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die manuelle Kontaktanalysen vornehmen sollen.

Über Bluetooth erkennt die App, wer sich in der Nähe des Besitzers eines Telefons aufgehalten hat. Sie kann also Personen warnen, die Infizierten nah gekommen sind. Die Nutzer der App werden auch gebeten, ihre Kontakte freizugeben.

Über einen Algorithmus zur Risiko-Bewertung wird dann entschieden, welche von denen alarmiert werden. Das System berücksichtigt dabei, wie lang die zwei Personen zusammen waren und wie nah sie sich kamen, wobei letzteres schon technisch problematisch ist und zu vielen falschen positiven und negativen Ergebnissen führen dürfte.

Großbritannien ist bisher fast das einzige Land, das einen solchen zentralisierten Ansatz für seine Corona-App gewählt hat. Von den von Apple und Google entwickelten dezentralen Systemen macht die App keinen Gebrauch. Experten für Sicherheit und Technologie bemängelten, die App könne nur helfen, wenn sie ständig im Vordergrund laufe und die Telefone immer angeschaltet seien.

Ein Professor, der daran mitarbeitete, gab zu bedenken, dass 60 Prozent der Bevölkerung die App verwenden müssten  damit sie effektiv ist. Es gibt auch Bedenken, weil das System auf eigenen Meldungen von Symptomen basiert. Das dürfte recht unzuverlässig sein und auch im Widerspruch zu britischen Datengesetzen stehen.

Zu den ersten Apps zum Corona-Tracking gehört TraceTogether in Singapur, aber sie fand kaum genügend Bürger zum Mitmachen. Australien, Neuseeland und Indien haben ähnliche Apps, während die App in China stark zentralisiert ist und jede Menge Daten sammelt.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen: Wenn nicht die Mehrheit der Bevölkerung eines Landes eine App installiert und auch benutzt, haben sie gegenüber manuellem Nachverfolgen kaum einen Mehrwert.


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