Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Indiana Jones und Batman

Features Indiana-Jones-and-the-Temple-of-Doom-©-1984,-2012-Paramount

Veröffentlicht am 8. Juni 2014 | von Christoph Stachowetz

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Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Indiana Jones und Batman

Wir nähern uns langsam dem (regulären) Ende unseres Filmfeatures, dafür aber mit durchaus bombastischen Werken: Indiana Jones und Batman (Hinweis für aufmerksame Leser: Diesmal ist die Nolan-Trilogie an der Reihe).

Die Indiana Jones Tetralogie
Indiana-Jones-and-the-Last-Crusade-©-1989,-2012-Paramount

My son, we’re pilgrims in an unholy land.

Fedora, Peitsche, ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen, stets einen lakonischen Spruch parat und panische Angst vor Schlangen: Das ist der Archäologe Henry Jones Jr. Besser bekannt als “Indiana” Jones und für seine Freunde schlichtweg Indy. 1981 schlüpfte Harrison Ford in Indiana Jones und der Jäger des verlorenen Schatzes (Originaltitel: Raiders of the Lost Ark) zum ersten Mal in die Rolle des abenteuerlustigen Archäologen und entdeckte prompt die Bundeslade und lieferte sich seinen ganz persönlichen Kleinkrieg mit den Nazis. Steven Spielberg, George Lucas, Harrison Ford und nicht zuletzt auch Lawrence Kasdan (der das hervorragende Drehbuch zum Film schrieb) und John Williams (der für den unvergesslichen Score verantwortlich war) gelang ein gleichermaßen unterhaltsames, wie intelligentes Meisterwerk. Ein beeindruckender Balanceakt zwischen Humor und Spannung, mit exotischem Setting und einem charismatischen Helden. Die Zuschauer waren begeistert und ein unsterblicher Held der Filmgeschichte war geboren. Der erste Teil der Indiana Jones-Reihe ist bis heute ein zeitloser Klassiker, der dank seiner denkwürdigen Bilder, einprägsamen Soundtrack und ikonischen Hauptfigur nichts an Wirkung und Qualität eingebüßt hat. Ein perfekt gemachtes Werk eskapistischer Unterhaltung.

Beflügelt durch den überwältigenden Erfolg dauerte es auch nicht lange, ehe die Forsetzung Indiana Jones und der Tempel des Todes (Originaltitel: Indiana Jones and the Temple of Doom) 1984 in die Kinos kam. Die Euphorie auf ein neues Abenteuer des tollkühnen Archäologen wurde jedoch jäh gebremst. Obwohl der zweite Teil viele Qualitäten des Vorgängers wieder aufgreift, war er doch in manchen Aspekten grundlegend verschieden. Vor allem die düstere Atmosphäre und für damalige Verhältnisse ekeligen Sequenzen waren Grund des Anstoßes. Der Humor war zwar nach wie vor vorhanden, wurde aber durch die relativ brutale Geschichte über Kinderarbeit und eine okkulte Sekte in den Hintergrund gedrängt. Wenngleich es mutig von Spielberg und Co war der Reihe eine andere Richtung zu verleihen und ein, wenn man so will, Negativ zum ersten, leichteren Teil zu machen, so war das Publikum doch gespalten und konnte den Film nicht recht akzeptieren. Mittlerweile hat sich Indiana Jones und der Tempel des Todes rehabilitiert und wird von den meisten Fans als würdige und durchwegs gelungene Fortsetzung (obwohl es streng genommen sogar ein Prequel ist, da es zeitlich vor den Ereignissen des ersten Teils spielt) akzeptiert. Im Grunde genommen, wenn man den Film als einen anderen Zugang zur Indiana Jones-Reihe sieht und annimmt, steht der Film dem Vorgänger eigentlich in nichts nach, denn alle typischen Merkmale, die diese Reihe so überaus beliebt machten, sind auch hier vorhanden.

Die Macher haben jedoch aus der damaligen Kritik an dem zweiten Teil ihre Lehre gezogen und den dritten Teil Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (Originaltitel: Indiana Jones and the Last Crusade) wiederum weitaus humorvoller und leichtfüßiger angelegt. Mit Sean Connery in der Rolle von Professor Henry Jones, dem Vater von Indiana Jones, hat sich zudem ein kongenialer Leinwandpartner für Harrison Ford gefunden. Diesmal geben sie sich gemeinsam auf die Suche nach dem heiligen Gral, der ewiges Leben verspricht. Wieder als Erzfeinde mit von der Partie: die Nazis. Von der Stimmung her, kommt der dritte Teil wieder viel näher an Jäger des verlorenen Schatzes heran und distanziert sich deutlich von der düsteren Atmosphäre des zweiten Teils. Stellenweise mag der Slapstickhumor, vor allem in Hinsicht auf die Nebenfigur Marcus Brody, ein wenig über das Ziel hinaus schießen, dafür überzeugt die spannungsgeladene Action auf voller Länge. Auch die Chemie zwischen Ford und Connery ist durchwegs überzeugend und sorgt für einige der besten und witzigsten Szenen im Film. Indiana Jones und der letzte Kreuzzug wäre ein großartiger und würdiger Abschluss für die Reihe gewesen und hätte dafür gesorgt, dass Indiana Jones als eine der wenigen perfekten Filmreihen in die Kinogeschichte eingeht.

Wäre da nicht fast 20 Jahre (!) später ein weiterer Film in die Kinos gekommen. Die Rede ist natürlich von Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel (Originaltitel: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull). Bis heute stellen sich Gelehrte die Frage nach dem wieso? Wieso wurde das Publikum mit einem alternden, ungelenken Indiana Jones zwangsbeglückt? Wer hielt es für eine gute Idee Shia LaBeouf eine Rolle zu geben? Wieso muss sich Cate Blanchett mit einem lächerlichen Akzent herumschlagen? Und wer dachte ernsthaft, dass dieses Drehbuch, um Indiana Jones Suche nach einem außerirdischen Kristallschädel und einem Kühlschrank, der einen Atombombeneinschlag übersteht tatsächlich eine gute Idee war? Fragen, auf die (bisherige) Fans der Reihe wohl nie befriedigende Antworten erhalten werden. Der vierte (und hoffentlich auch wirklich letzte) Teil der Reihe macht so ziemlich alles falsch, was falsch zu machen ist. Eine konvolute Handlung, die mehr Logikfehler als Wendungen hat. Ein Harrison Ford, der sichtlich zu alt ist, um Indiana Jones weiter zu verkörpern. Und der bereits angesprochene Kühlschrank – eine Szene so haarsträubend, dass man sie selbst sehen muss, um es zu glauben. Anstatt neue Fans und eine jüngere Generation zu gewinnen, wurde sie mit dem vierten Teil eher abgestoßen (und meidet schlimmstenfalls auch die grandiosen früheren Filme). Selbst eingefleischten Indiana Jones-Fans fällt es schwer Indiana Jones und das Königreich der Kristallschädel etwas positives abzugewinnen und die meisten bemühen sich bis heute den vierten Teil der Reihe zu verkraften und schlichtweg zu vergessen. Und das will was heißen!

Die (neue) Batman Trilogie – von Christopher Nolan
The-Dark-Knight-Rises-©-2012-Warner-Bros

Sometimes the investment doesn’t pay off. I’m sorry.

Eigentlich kaum zu glauben, das Regisseur Christopher Nolan bisher erst zehn Werke in seinem Oeuvre als Filmemacher zu verzeichnen hat (sein Kurzfilmdebüt und der noch nicht erschienen Interstellar großzügigerweise mitgerechnet). Noch weniger hätte man dem nun dreifach Oscar-nominierten Briten wohl zugetraut, nicht nur den Sprung von Low-Budget-Indie-Filmen hin zu millonenschweren Blockbuster-Produktionen binnen kürzester Zeit zu absolvieren, sondern auch einem gesamten Genre neue Wertigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung zu verleihen.

Doch der Reihe nach: Nolan machte mit dem 1998 erschienen Following erstmals auf sich aufmerksam, ein erster Durchbuch stellte allerdings das Nachfolgewerk Memento dar. Beides psychologische Spielarten mit düsterem Unterton und direkt aus der Feder von Nolan (Memento basiert auf einer Kurzgeschichte von Nolans Bruder Jonathan), konnte aber vor allem letzterer für den Aufstieg des Jungregisseurs in der Indie-Filmfan-Szene verantwortlich gemacht werden. Zwei Oscarnominierungen – für den Filmschnitt und das beste Originaldrehbuch – sollte der im Jahr 2000 erschienene und mit neun Millionen Dollar budgetierte Memento einfahren. Ein mehr als fünfmal so hohes Budget und eine entsprechend namhaftere Besetzung (Al Pacino, Robin Williams, Hilary Swan) sollte den Regisseur 2002 mit Insomnia zusätzliches Prestige einbringen: Basierend auf einem Remake eine norwegischen Thrillers zeigt Nolan erstmals, das er auch mit Fremdvorlagen, die nicht seiner Gedankenwelt entstammen, scheinbar zufriedenstellend umzugehen vermag.

Drei Jahre später ist es schließlich soweit, Christopher Nolan steigt in die Fußstapfen von Regielegende Tim Burton und – weniger eindrucksvoll – auch in jene von Joel Schumacher. Ausgestattet mit einem gewaltigen Produktionsbudget von kolportierten 150 Millionen Dollar, einem überaus talentierten Schauspieler namens Christian Bale in der Hauptrolle und einem mit Comicbuch-Verfilmungen versierten Co-Autor (David S. Goyer, u.a. Blade, Man of Steel) schickt Nolan den dunklen Ritter erstmals in Batman Begins auf die Leinwand. Beflügelt vom kommerziellen Erfolg der Marvel-Konkurrenzwerke Spider-Man und X-Men gelingt dem Filmstudio Warner Bros., die die Rechte für die DC-Comicfigur halten, der große Coup – der Film wird ein voller Erfolg und läutet die Ära der vornehmlich auf Realismus bedachten Darstellung von Comicverfilmungen ein. Kompetente Regie zusammen mit einer hervorragenden Besetzung, die neben Bale auch klingende Namen wie Michael Caine, Gary Oldman, Tom Wilkinson, Morgan Freeman und Liam Neeson vorweisen kann, versetzt der im Nirwana der Bedeutungslosigkeit verloren geglaubten Batman-Reihe neuen Schwung unter den Verbrecher-bekämpfenden Flügeln des Protagonisten. Auch die Fachpresse gibt sich vom ungewöhnlich ernsten Ansatz durchwegs begeistert -und das zurecht, denn nicht nur eine immer wieder mitreißende Helden-Entstehungsgeschichte weiß zu überzeugen, auch der erfrischend neue Zugang zur eigentlich lachhaften Hauptfigur lässt Batman Begins aus der Blockbuster-Flut hervorstechen.

Ob die Fortsetzung The Dark Knight von 2008 auch ohne dem schicksalshaften Vorfall rund um einen der Darsteller zu jener enormen Tragweite an Aufmerksamkeit geführt hätte, bleibt wohl für immer eine unbeantwortete Frage. Fest steht, das der Film wohl sämtliche erwartbare Grenzen im Genre der Comicverfilmungen gesprengt hat: Nicht nur die Presse überschlug sich mit Lobpreisungen, auch der Massenansturm an den Kinos sollte den Hype im Vorfeld gerecht werden. Aber ausgerechnet der unerwartete Todesfall von Heath Ledger, der im Film mit der Darstellungen des Jokers, jenem hartnäckigsten aller Widersacher Batmans, zweifellos die Rolle seines Lebens absolvierte, sollte dem Trubel rund um The Dark Knight einen zusätzliche Spin – und Ledger posthum einen Oscar als bester Nebendarsteller – geben. Nolan schöpft darüber hinaus aus den Vollen und setzt konsequent auf alle ihm innewohnenden Stärken als Filmemacher, baut auf jene breit aufgestellten, erfolgversprechenden Grundpfeiler des Vorgängers ein monumental anmutendes Werk. Gespickt mit vielschichten Charakteren, einem gewohnt düsteren Unterton und sogar überraschend zeitgeistig angesichts des aufkommenden Chaos einer voll entflammten, weltweiten Finanzkrise war man kaum überrascht, das die honorigen Academy Awards den Film gleich für acht Kategorien nominierte.

Fluch und Segen einer im Vorfeld vereinbarten Filmtrilogie ist wohl der Erfolg der Vorgänger, noch dazu wenn bei jenen hauptsächlich mit Superlativen um sich geworfen wird. So stellt The Dark Knight Rises von 2012 auch weniger eine größere Überraschung als vielmehr ein ebensolche Menge an Erwartbarem dar: Ein bombastischer (Wortspiel intendiert!) Abschluss mit offenem Ende, eine mehrdeutige Rahmenhandlung rund um eine in der Realität verankerte Problematik und jede Menge Batman-relevante Charaktere bzw. neue Gadgets. Ob die gigantische Erwartungshaltung angesichts des Vorgängers nicht eingelöst werden konnte oder die vielen verstecken und offensichtlichen Mängel des Films zu durchwachsenen Reaktionen der Filmpresse führten, fest steht: Auch wenn The Dark Knight Rises gewaltige und über weite Strecken hin dramaturgische sowie schauspielerische Schwächen (ein böser Blick hin zu Marion Cotillards letzter Szene) vorzuweisen hat, so ist Nolans Abschluss seiner Batman/The Dark Knight-Trilogie immer noch (in Sachen Einspielergebnis) Welten jedem einzelnen der unsäglich infantilen Joel Schumacher-Merchandise-Vehikel-Ableger voraus – was aber auch bei näherer Betrachtung auf viele der anderen, neueren Genre-Vertreter zutrifft. Und das ist, angesichts der nicht abschwellenden Flut von Comicverfilmungen, immerhin auch ein Kompliment.

Tags:Filmreihe


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Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.



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