In der Homöopathie ist schon seit Hahnemann bekannt, dass die Umstände der Schwangerschaft Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wesen des Säuglinges haben.
Nun wurde auch wissenschaftlich erforscht, womit die Wahrscheinlichkeit ein Schreibaby zu bekommen, zusammen hängt.
So kam Dr. Anna Sidor (Psychologin) zu der Erkenntnis, dass ungewollte Babys oder Frauen mit starker sozialer Belastung in der Schwangerschaft ein vielfaches erhöhtes Risiko hatten, ein
Schreibaby zu gebären, als unbelastete Mütter.
Babys zählen als Schreikinder, wenn diese an mindestens 3 Tagen in der Woche mindestens 3 Stunden am Tag schreien. Dies sind in Deutschland rund 21% aller Neugeborenen, wobei nach dem
4.Lebensmonat eine signifikante Besserung eintritt. Bei exzessiven Schreikindern hält das Schreien jedoch meist über diese Zeit hinweg an.Später kann dieses Störung in Schlafstörungen und
Verhaltensauffälligkeiten (ADS, ADHS, Tics etc.) übergehen.
Zu den sozialen Belastungen in der Schwangerschaft zählen:
- lang anhaltender emotionaler Stress der Mutter,
- unerwünschte Schwangerschaft,
- Depressionen,
- ungelöste Paarkonflikte,
- Konflikte in der Herkunftsfamilie,
- Traumen,
- Lebensereignisse,
- Belastungen am Arbeitsplatz.
Der indische Arzt und Homöopath Dr. Farok Master beschieb in seinem Buch(*) weitere möglichen Folgen für das Ungeborene und die Mutter, wenn diese emotionalen Stress in der Schwangerschaft ausgesetzt waren.
Zwar unterscheidet sich die indische Kultur und das Leben der Frauen dort deutlich von der deutschen Kultur, vor allem durch das indische Kastensystem und das weibliche Rollenverständnis. In Indien leiden die Schwangeren sicherlich stärker unter sozialen Ungerechtigkeiten und daraus resultierenden emotionalen Stress. Daher müssen die Beobachtungen des indischen Arztes unter diesem Aspekt betrachtet werden. Da es jedoch Parallelen zur (oben genannten) europäischen Studie gibt, sollten auch seine Ausführungen Beachtung finden.
So fand Dr. Master heraus, dass sich der Fötus nach Schreck und Stress deutlich mehr im Mutterleib bewegte, wohingegen sich bei Depressionen der Mutter eher weniger Bewegungen des ungeborenen Kindes zeigten.
Er beschreibt in seinem Buch außerdem, dass, wenn das Kind nicht geplant und gewollt war, sich die Abortgefahr erhöhte, oder sich im Laufe der Schwangerschaft, in Folge der vorhandenen erblichen Disposition, häufiger oder schwerere Krankheiten ausbilden konnten.
Schulmedizinisch gibt es für fast alle Symptome, die Dr. Farok Master auf eine emotionale Belastung der Mutter in der Schwangerschaft zurück führt, eine Erklärung. So wird von zu viel oder zu wenig Hormonen (Schwangerschaftshormon, Schilddrüsenhormon etc.) oder organischen Ursachen (weicher Muttermund, Einklemmung der Nerven, Mehrverbrauch von Eisen, etc.) ausgegangen.
Doch der indische Arzt betont die Wichtigkeit unterbewusster und bewusster emotionaler Einflüsse der Schwangeren auf ihr gesamtes Gemüts- und Körpersystem, zum Beispiel auch auf deren Hormonhaushalt.
Der erste emotionalen Stress kann auftreten, wenn die Schwangere ungewollt schwanger wurde und nun diese Situation lösen muss. Reagieren die Männer, Familie oder Arbeitgeber ablehnend, kann das weiteren emotionalen Stress auslösen und folgende Symptome verursachen:
- Erbrechen in der Schwangerschaft (Anfangs oder Durchgängig),
- Blutungen vor allem zu Beginn der Schwangerschaft,
- Eileiterschwangerschaft,
- erhöhte Abortneigung, u.a.
Hält Ablehnung und Stress weiterhin an, kann es zusätzlich zu folgenden Symptomen kommen:
- Wachstumsanomalien des Fötus (vor allem Wachstumsverzögerungen),
- Fehlbildungen, schwere Krankheiten des Ungeborenen,
- Depressionen der Mutter,
- Schwangerschaftsdiabetes der Mutter,
- Bluthochdruck in der Schwangerschaft (Schwangerschaftsgestose),
- starke Rückenbeschwerden der Mutter,
- Ischialgien,
- Plazenta previa,
- rezidivierende Infekte der Schwangeren,
- Anämie der Mutter.
Auch auf die Wehentätigkeit und die Geburt kann der emotionale Zustand der Schwangeren Auswirkungen zeigen:
- Muttermundverlegung,
- Senkungsprobleme,
- abnorme Geburtslage,
- Sauerstoffmangel beim Säugling unter der Geburt,
- verlängerte Wehen, oder "Sturzgeburt"
- Nabelschnurumwickelungen,
- fehlende Plazentalösung.
Bei leichten Problemen vor, während und nach der Geburt wird Homöopathie gern von Hebammen und/oder Ärzten zur Unterstützung eingesetzt. Diese Verordnungen wirken meist sehr gut auf die "akute" Geburtssituation. Bei schwereren Schwangerschafts- oder Geburtsproblemen muss natürlich schulmedizinisch interveniert werden.
In der Schwangerschaft können homöopathische Arzneien und andere Therapien helfen emotionalen Stress besser zu bewältigen sowie die Ungeborenen zu unterstützen.
Bei der Behandlung von Schreibabys führen die Symptome des Kindes, die Informationen der Mutter über deren Schwangerschaft sowie über die aktuellen Lebensumstände oft zu einem helfenden Arzneimittel.
Dr. Farok Master beschreibt zwar in seinem Buch einige homöopathischen Arzneien (Bismuth, Calcium carbonicum, Carcinosinum, Hura brasiliensis, Naja, Natrium muriaticum, Pulsatilla, Stramonium, Sulphur...) welche besonders gut helfen sollen. Doch gibt es weit mehr homöopathische Arzneien, die alle nach einem detailierten Anamnesegespräch passend verordnet werden können. Daher sollte eine tiefgreifend konstitutionelle oder störungsbasierte Behandlung von einem erfahrenen Homöopathen/in durch geführt werden.
Quelle:
(*) Gemütssymptome bei Schwangeren und Ihr Einfluß auf den Fötus; Peter Irl, Homöopathie Fachverlag