Das hat es noch nie gegeben, das war noch niemals da. Doch der Winter 2010 macht ein ganzes Volk zu Augenzeugen, wie durch Sprache eine neue, akute Gefahr entsteht: "Starkschneefälle" nennen Panikmetereologen, was das seit Tagen beharrlich vom Himmel schneit. Eine brandneue, frischerfundene Kategorie, die ihren ersten Auftritt diesseits der Alpen erst am vorletzten Tag des vergangenen Jahres hatte, als ein Wetterwarner namens Oliver Klein von der Meteomedia Unwetterzentrale das zuvor nur in Österreich und der Schweiz benutzte Wort zum ersten Mal einem deutschen Publikum präsentierte.
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Mit gigantischem Erfolg. Nach dem Vorbild des für die schneefreie Zeit des Jahres designten Begriffes "Starkregen", den weder Großvater noch Großmutter kannten, obwohl es auch damals manchmal schon heftig regnete, machten die "Starkschneefälle" mit Start der Wintersaison steile Karriere. Von den "Ruhrnachrichten" bis zur "Süddeutschen Zeitung", vom "Nordbayernkurier" bis zum "Schwarzwälder Boten" - kein Medium, das auf sich hält, das ohne die ehrfurchtgebietende Fachmetapher für den früher noch liebevoll als "leise rieselnd" bezeichneten Schnee auskommt.
Die Angst schneit mit. Die deutsche Unwetterzentrale gibt im Stundenrhythmus Starkschneefall-Warnungen aus, die staatliche Agentur dpa meldet "anhaltende Starkschneefälle", im Fachboard gute-frage.net bangen User begeistert mit: "Wie vorbereiten auf morgigen Starkschneefall und eisige Kälte?"
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