“Spricht nicht darüber. Das wird alles nur noch schlimmer machen.”
Im erzkonservativen Byler unterscheidet sich das Leben erheblich von dem Dasein, das Liz und Bean bisher in Kalifornien führten. Aber Kailfornien ist weit, die Mutter mal wieder auf einem ihrer Selbstfindungstripps verloren gegangen, die Väter der beiden Teenager nicht existent. Für die Mutter scheinen die Töchter nur eine Verlängerung ihrer selbst zu sein. Im steten Strudel aus Dramatik und Euphorie bemerkt sie nicht, dass ihre Kinder auch eigene Wünsche, eigene Träume, ein eigenes Leben haben.
Amerika in den Siebzigern.
Liz ist fünfzehn, ihre Halbschwester Bean zwölf, als ihre Mutter dieses Mal für eine längere Zeit verschwindet.
Sie tauchen unter, als die Polizei vor der Tür steht. Mit einem Greyhoundbus geht es auf eine weite Reise nach Virginia, dort soll ein Bruder der Mutter leben, Onkel Tinsley.
In der extrem konservativen Byler, beginnt für die Mädchen ein anderes Leben. Zum äußeren Umbruch kommt der innere Umbau der Pubertät dazu, für den aber eigentlich keine Zeit bleibt. Liz und Bean haben genug mit dem alltäglichen Überlebenskampf zu tun.
Die Handlung der Geschichte gleicht einer Heldenreise im Märchen. Die (fast noch) Kinder brechen auf, von einem Dasein, das meist schwierig, doch von innerer Freiheit geprägt ist, in ein Leben das hinter der konservativen Idylle auch seine dunklen Seiten verbirgt.
Es sind schöne und bittere Erfahrungen zu bewältigen. Die Heldinnen des Romans stellen sich dem Leben, das nicht immer auf ihrer Seite zu sein scheint mutig und meist unerschrocken.
Die beiden ersten Romane von Jeannette Walls begeisterten mich, besonders der Roman „Schloss aus Glas“ in dem die Autorin ihre eigene Biografie aufarbeitet. Jeannette Walls ist eine wunderbare Erzählerin. Das Motiv einer Kindheit im Chaos verbunden mit Widerstandskraft und dem Finden des eigenen Weges sind die Themen, die ihre Romane durchziehen. Die andere Seite des Himmels ist ein spannender Roman über zwei Mädchen die ihrem Schicksal selbstbewusst und gewitzt die Stirn bieten
Das Buch erschien in deutschen Übersetzung im März 2015 im Heyne Verlag (Randomhouse Verlagsgruppe).
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.