Wie konnte das nur passieren, fragt sich die Weltgemeinschaft wieder einmal. Wie gelang es der Terrororganisation Islamischer Staat, derart große Gebiete in Syrien und im Irak zu erobern und dauerhaft zu beherrschen? Einer der Gründe dürfte darin bestehen, dass der IS sehr gut ausgerüstet ist. Die Gewehre und Kanonen stammen zum großen Teil aus dem internationalen Waffenhandel, der leider kaum reguliert ist. Viele Waffen stammen aber auch aus Beständen der syrischen und irakischen Armee. Und das führt zu einer kuriosen Situation: zum Kampf gegen die eigenen Waffen.
Aber der Reihe nach. Die irakische Armee wurde nach dem Sturz von Saddam Hussein zunächst einmal "abgewickelt", d. h. die meisten Offiziere und Mannschaften entlassen. Danach baute man die Armee wieder neu auf, mit "unbelasteten" Führungskadern. Und natürlich brauchten die Streitkräfte des nun demokratischen Staates auch neues Material - es stammt größtenteils aus amerikanischen Beständen.
Guter Plan, dachte man damals. Leider hat er nicht funktioniert. Das neue Personal verhielt sich nicht loyal gegenüber einem Staat, der von Korruption, Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft geprägt ist und in dem ethnische und religiöse Konflikte schwelen. Als die Terroristen die Armee angriffen, flohen die Soldaten zu Tausenden und ließen ihre Waffen zurück. Der Islamische Staat, der westliche Erzeugnisse normalerweise für Teufelszeug hält, machte eine großzügige Ausnahme und übernahm die Hummer (siehe Bild), M1 Abrams Kampfpanzer, Haubitzen usw. in seine Bestände.
Inzwischen tobt der Kampf um die syrische Grenzstadt Kobane. Die amerikanische Luftwaffe bombardiert die Stellungen des Islamischen Staates - und vernichtet neben zahllosen Menschenleben auch die eigenen Waffen. Wie soll man diese Politik nennen? Kurzsichtig? Unüberlegt? Riskant? Total gaga?
Alle Menschen sind am Prozess beteiligt
Die Hauptursache für diese schreckliche Situation sind aber nicht die vielen Fehlentscheidungen, die von Politikern und Militärs getroffen wurden. Die Wurzeln reichen bedeutend tiefer.
Leider haben wir die Grundprinzipien des menschlichen Lebens immer noch nicht erkannt. Eines davon ist das Prinzip Einheit. Was Menschen kollektiv erleben, wird auch kollektiv erschaffen. Das ist eigentlich leicht zu verstehen. Trotzdem glauben immer noch viele Menschen an das Prinzip Teilung. Demnach werden die guten Ereignisse von guten Menschen erschaffen, die schlimmen Ereignisse hingegen von bösen Menschen. "Gute" Menschen - oder solche, die sich selbst dafür halten - sagen oft: "Wir dürfen das. Denn alles was wir tun, geschieht im Namen des Guten." Und so geht der Schlamassel in die nächste Runde.
Die Alternative dazu ist sehr einfach: Wer positive Energie in den Prozess eingibt, erhält positive Resultate. Das bedeutet: Nahrung und Medikamente liefern, Hilfe bei Verhandlungen anbieten, Armut auflösen, Bildung fördern usw.
In einer konkreten Bedrohungssituation hilft das natürlich nicht weiter. Wenn bewaffnete Fanatiker vor den Toren einer Stadt stehen, muss man mit militärischer Gewalt antworten. Kurzfristig zumindest. Aber langfristig sollten wir unsere Politik umstellen. Die Schaffung einer friedlichen Welt muss als Ziel klar definiert werden. Alle müssen dabei mithelfen. Niemand darf sich mehr über einen anderen erheben. Dazu gehört neben der militärischen auch eine ideologische Abrüstung. Wir brauchen eine neue, friedliche Kultur. Geistigen Brandstiftern muss das Handwerk gelegt werden - und zwar auf allen Seiten.
Bessere Bücher lesen
All das ist natürlich nicht neu. Selbst dieser aktuelle Konflikt in Syrien und im Irak wurde vorhergesagt - unter anderem auch vom Verfasser dieser Zeilen. Lesen Sie hier bitte einen kurzen Ausschnitt aus meiner Erzählung DER HÖLLENMASCHINIST. Auf Seite 85 heißt es:
„Wirklich? Dann verrate mir doch bitte, was ihr mit den Panzern getan habt, mit denen der Irak befreit wurde.“
„Wir haben sie bei unserem Abzug wieder mitgenommen.“
„Alle?“
Er stöhnte. „Nein, nicht alle. Ein paar haben wir dagelassen, für den Wiederaufbau der irakischen Armee.“
„Siehst du, damit habt ihr das Feuer am Schwelen gehalten. Vielleicht werden eines Tages Hassans Söhne in den Panzern sitzen und einen neuen Krieg führen. Aber entschuldige, Peter, falls sie das tun werden, ist es natürlich allein ihre Schuld. Die Friedensstifter aus dem Westen werden wieder einmal ihre Hände in Unschuld waschen.“
Erstmals ist dieser Text im Jahr 2010 erschienen. Wenn Sie ein tieferes Verständnis für den Konflikt in der Golf-Region entwickeln wollen - und damit auch für die Grundprinzipien des Lebens -, sollten Sie entweder das komplette Buch kaufen oder den Text auf diesem Blog lesen. Unter diesem Link finden Sie alle 26 Teile.
Der Höllenmaschinist - Erzählung
2. Auflage
112 Seiten Gedrucktes Buch EUR 7,90 E-Book EUR 3,99
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